LÜBECK (dpa-AFX) - Der 3D-Drucker-Hersteller SLM Solutions hat seine Prognose für das laufende Jahr gesenkt. Hintergrund seien kundenseitige Lieferverschiebungen in das kommende Jahr, teilte das Unternehmen am Freitag in Lübeck mit. Der Umsatz soll daher 2017 bei lediglich rund 90 (2016: 81) Millionen Euro liegen. Erwartet hatte SLM 110 bis 120 Millionen Euro. Die gesenkte Umsatzprognose wirke sich auch negativ auf das Ergebnis aus. Positiv sei aber der hohe Auftragseingang, der eine hohe Planbarkeit liefere und für die kommenden Jahre zuversichtlich stimme.

Die Reaktion an der Börse auf die gesenkten Ziele fiel dementsprechend vergleichsweise gering aus. Das im TecDax notierte Papier rutschte zwar in einer ersten Reaktion etwas mehr als sechs Prozent ab, verringerte das Minus aber zuletzt deutlich. Mit einem Abschlag von rund zwei Prozent auf 43,44 Euro notierte das Papier immer noch in Reichweite des erst am Mittwoch erreichten Rekordhochs von 46,50 Euro.

Die Senkung kam nicht ganz überraschend: Das Unternehmen hatte zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass die Prognose für das laufende Jahr vor allem vom Verlauf der wichtigen Branchenmesse Formnext Mitte November abhänge. Diese habe zwar viele Aufträge gebracht und sei daher erfolgreich verlaufen, sagte SLM-Vorstand Henner Schöneborn. Aber die dort bestellten Maschinen werden größtenteils nicht mehr dieses Jahr ausgeliefert.

Zudem kämpft das Unternehmen auch zum Jahresende noch mit den Folgen der geplatzten Übernahme durch den US-Konzern General Electric . Da deshalb viele Kunden verunsichert waren, haben viele ihre Bestellungen aufgeschoben. Daran knabbert SLM noch immer - ohne diese Effekte wäre der Umsatz im laufenden Jahr deutlich dreistellig gewesen. "2017 war ein Jahr des Übergangs", sagte Finanzvorstand Uwe Bögershausen.

Positiv sei aber der Auftragseingang. Dieser sei bis zum 21. November - also nach Ende der Messe Formnext - um 156 Prozent auf 155 Millionen Euro gestiegen. "Aufgrund der zahlreich geschlossenen Rahmenverträge hat SLM Solutions heute eine bessere Planungsbasis für die kommenden Jahre als je zuvor und wird die starke Abhängigkeit vom vierten Quartal verringern können", sagte Schöneborn.

Auf Basis der positiven Branchen-Leitmesse Mitte November und den vielen Aufträgen sieht SLM sich auf gutem Weg, den Umsatz bis 2022 auf 500 Millionen Euro zu steigern und dabei auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) eine Marge von 20 Prozent zu erreichen. Im laufenden Jahr rechnet SLM wegen der gesenkten Umsatzprognose nur mit einer Marge im einstelligen Prozentbereich - nach zuvor prognostizierten 10 Prozent bis 13 Prozent. 2016 hatte die Marge knapp vier Prozent betragen.

Trotz des Abschlags nach der gesenkten Prognose ist die SLM-Aktie einer der stärksten Gewinner am deutschen Aktienmarkt in den vergangenen Wochen. Im vergangenen Monat stieg der Kurs um fast ein Viertel und seit Ende 2016 summiert sich das Plus auf rund 33 Prozent. Das Papier ist jetzt auch wieder mehr wert als General Electric im vergangenen Herbst geboten hatte.

GE wollte SLM für knapp 700 Millionen Euro oder 38 Euro je Aktie übernehmen. Da einige Großinvestoren - allen voran Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott - auf eine Erhöhung gesetzt hatten, hatte der Kurs bis auf 44,30 Euro angezogen. Singer, der unter anderem dafür bekannt ist, aus Übernahmen das Beste rauszuholen, hält noch immer 20 Prozent an SLM.

Der illustre Investor, der vor ein paar Jahren in einem Streit mit Argentinien ein Kriegsschiff des Landes beschlagnahmen ließ, ist damit nach Gründer und Aufsichtsratschef Hans-Joachim Ihde zweitgrößte Aktionär des Lübecker Unternehmens. Da GE das Spiel Singers seinerzeit aber nicht mitmachte, sich zurückzog und einfach einen Wettbewerber kaufte, stürzte das SLM-Papier in der Folge bis auf 29 Euro ab, konnte sich aber zuletzt wieder deutlich erholen./zb/nas