Sehr geehrte Damen und Herren,

wir leben in außergewöhnlichen Zeiten. Makro- ökonomisch gesehen stecken wir in einer abso- luten Ausnahmesituation. Der Krieg in der Ukra- ine dauert an, die Energieversorgungslage der kommenden Monate bleibt angespannt, die Inflation erreicht das höchste Niveau seit vielen Jahrzehnten und die globalen Lieferketten sind vielfach gestört. Damit haben wir einen Cocktail, der starke Bauchschmerzen hervorruft.

Starker makroökonomischer Gegenwind

Vor diesem Hintergrund haben auch die führen- den Wirtschaftsforscher in ihrer Gemeinschafts- diagnose die Wirtschaftsleistung Deutschlands im Vergleich zum Frühjahr deutlich nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr rechnen sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von nur noch 1,4 Prozent, nach 2,7 Prozent im Früh- jahr. Dass der Rückgang nicht schwächer aus- fällt, ist einem teils hohen Auftragspolster der Unternehmen zu verdanken. Und auch für das Jahr 2023 revidieren sie ihre Prognose nach un- ten. Gingen sie bislang von einem Wachstum von 3,1 Prozent aus, so rechnen sie nun mit einem Rückgang um 0,4 Prozent. Deutschland wird also mit einiger Wahrscheinlichkeit in eine Rezession fallen.

Wenig überraschend spüren wir den makroöko- nomischen Gegenwind auch in unserem Portfo- lio.

III. Quartal 2022

Aktionärsbrief

Herausfordernde Rahmenbedingungen

Nachdem viele Portfoliounternehmen gut in das Jahr 2022 gestartet sind, wird das Marktumfeld anspruchsvoller. Es gibt Krisengewinner, die bis- lang gut durch das Jahr kommen. Dazu zählen Unternehmen, die ausreichend Ware auf Lager haben oder solche, die neue Ware besser als der Wettbewerb beschaffen können und die diese angesichts der knappen Verfügbarkeit zu über- durchschnittlich hohen Margen verkaufen kön- nen. Oder solche, die mächtig genug sind, Preis- steigerungen an ihre Kunden weiterzuleiten. Wiederum andere verfügen über volle Auftrags- bücher, auch wenn unklar ist, ob sich dahinter eher vorgezogene Käufe angesichts höherer In- flationserwartungen verbergen.

Unsicherheit steigt spürbar an

Insgesamt lässt sich ein gestiegenes Maß an Un- sicherheit beobachten - wenn auch aus unter- schiedlichen Gründen. Einige Portfoliounterneh- men verzeichnen Auftragsstornierungen, weil Kunden ihre eigene Ware nicht in dem geplanten Umfang absetzen können. Manche erhalten die avisierten Aufträge erst gar nicht, weil sich die Kunden ihrer Kunden mit Bestellungen zurück- halten. Und in Einzelfällen wollen Kunden unter- stellte Lieferengpässe unserer Portfoliounterneh- men als Folge energiebedingter Produktionsaus- fälle vermeiden und prüfen daher alternative Be- schaffungsmöglichkeiten außerhalb Europas.

Andere Portfoliounternehmen verfügen zwar über einen hohen Auftragsbestand. Bei

steigenden Preisen hat dieser aber nur dann ei- nen Wert, wenn mit den Kunden Preise nachver- handelt werden können oder Preisanpassungs- klauseln vorab vereinbart wurden. Ohne diese kann sich die positive Wirkung umkehren und der Auftragsbestand zur Last werden.

Insbesondere personalintensive Unternehmen spüren die jüngsten Lohnkostensteigerungen. Schwierig, aber von den Unternehmen nicht zu beeinflussen, ist die Energieverfügbarkeit und deren Preisentwicklung. Für die Lösung dieses Themas ist die Politik gefragt.

Der allgemeine Preisanstieg führt nicht selten zu einem Working Capital Aufbau, der wiederum Li- quidität bindet. Wird der Aufbau über Bankdar- lehn finanziert, steigen angesichts höherer Zin- sen die Fremdfinanzierungsaufwendungen.

Diese neue Zinslandschaft wirkt sich auch auf unser Neugeschäft aus. So haben wir im letzten Quartal keine neuen Beteiligungen ins Portfolio aufgenommen. Einige unserer Portfoliounterneh- men nutzen jedoch die sich ihnen bietenden Ge- legenheiten für interessante Zukäufe.

Unternehmen stärken sich durch Zukäufe

So hat unser Portfoliounternehmen Löwenstark, die Full Service-Agentur für Online Marketing, die Anteile der Agenturen KDM und Lucky Shareman übernommen. Mit den Käufen baut Löwenstark sein Leistungsspektrum um ein weiteres profes- sionelles Angebot in der Mediaplanung sowie im Influencer Marketing aus.

Das Portfoliounternehmen Lacon, ein Produzent elektronischer Komponenten, stärkt sein Pro- duktportfolio durch die mehrheitliche Über- nahme von Querom. Querom ist auf die Entwick- lung kundenspezifischer Leistungselektronik mit dem Fokus auf DCDC Wandler spezialisiert, die als Schlüsselkomponenten für viele Wachstums- märkte dienen. So liegt die aus regenerativen Energiequellen verfügbare Energie in der Regel als Gleichstrom vor. Die zeitlich ungleichmäßige Verteilung dieser großen Menge elektrischer Leistung - und die damit verbundene Notwendig- keit diese zu speichern - ist zum Innovationstrei- ber geworden. Hier kommen Hochvolt-DCDC- Wandler als Schnittstelle zwischen den dezentra- len Einzelsystemen zur Energieerzeugung und -speicherung zum Einsatz und fungieren glei- chermaßen als Leistungsüberträger, Steuer-, Regel - und Diagnosewerkzeug.

Und der Chemikaliendistributor OQEMA erweitert nochmals sein Netzwerk durch die Übernahme der spanischen Tecnufar und der französischen Orosolv. Tecnufar ist ein Anbieter von Lebens- mittelzutaten und Zusatzstoffen und bedient den iberischen Markt. Bei Orosolv handelt es sich um einen Anbieter chemischer Produkte, Schmier- und Oberflächenbehandlungsmitteln sowie Far- ben für den französischen Markt. Beide Zukäufe verbessern die Attraktivität von OQEMA als Dis- tributionspartner mit paneuropäischer Präsenz.

Der Vorstand

Christoph Schopp

Volker Tangemann

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GBK Beteiligungen AG published this content on 28 October 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 28 October 2022 17:06:03 UTC.