Sehr geehrte Damen und Herren,

wie der Internationale Währungsfonds IWF zu- letzt vermeldete, ist weiterhin ein nur schwaches weltwirtschaftliches Wachstum zu beobachten. Zwar lösten sich die angebotsseitigen Engpässe des ersten Halbjahres tendenziell auf und es habe Fortschritte beim Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise gegeben. Dennoch belaufe sich das globale Wachstum auf deutlich unter 3,8 Prozent, was der durchschnittlichen Wachstums- rate der Jahre 2000 bis kurz vor der Pandemie entspricht.

Die deutsche Wirtschaft kommt dem IWF zufolge auch langsamer aus dem Konjunkturtief heraus als noch im Sommer vorhergesagt. In seiner neuen Prognose geht der IWF davon aus, dass Deutschland als einzige der entwickelten Volks- wirtschaften im Jahr 2023 schrumpft, und zwar um 0,5 Prozent. Und auch in 2024 werde die Wirtschaftsleistung nur um 0,9 Prozent wachsen.

Anhaltender konjunktureller Gegenwind

Diese Prognose deckt sich mit den Erwartungen unserer Portfoliounternehmen. Viele von ihnen gehen für das Geschäftsjahr 2023 nicht davon aus, die zu Jahresbeginn erstellten Budgets er- reichen zu können. Mehr als die Hälfte spürt die Belastungen und reduziert daher ihren Forecast für das aktuelle Jahr. Unternehmensseitig ma- chen sich unter anderem die Investitionszurück- haltung, verbraucherseitig zudem die Konsum- zurückhaltung bemerkbar. Hinzu kommt, dass

III. Quartal 2023

Aktionärsbrief

einige Unternehmen schlicht auf dem falschen Fuß erwischt wurden.

Ein gutes Beispiel dafür, wie eine ganze Branche in Schwierigkeiten geraten kann, liefert die Fahr- radbranche. Noch 2021 und bis ins Jahr 2022, als die letzten Corona-Beschränkungen aufgeho- ben wurden, dominierten teils massive Lie- ferengpässe bei den oftmals asiatischen Zuliefe- rern. Bis ein gewünschtes Rad geliefert werden konnte, vergingen nicht selten Monate. In der Branche herrschte Goldgräberstimmung: ange- lockt von Wachstumsraten im zweistelligen Be- reich drängten neue Anbieter in den Markt. Und die etablierten Hersteller reagierten auf die stark gestiegene Nachfrage mit erhöhten Bestellungen bei den Zulieferern. In den folgenden Monaten wendete sich das Blatt abrupt, es kam zu einem Nachfragerückgang bei zeitgleichen Überkapazi- täten in der Produktion. Dadurch füllten sich die Läger bei Produzenten und Händlern mit der Folge, dass zum Nachsehen der Unternehmen heute vielfach Rabatte auf der Tagesordnung stehen.

Weite Teile der Fahrradindustrie müssen sich da- her den Vorwurf gefallen lassen, die Nachfrage- entwicklung falsch eingeschätzt zu haben. Der Preis dafür sind schmerzhafte Anpassungen, die nicht selten mit Kostenschnitten und einem Per- sonalabbau einhergehen. Auch unser Portfolio- unternehmen Simplon ist von einer solchen Ent- wicklung nicht verschont geblieben und spürt die Folgen.

Der Fahrradmarkt ist sicherlich ein besonderes Beispiel dafür, wie ein Markt innerhalb kürzester Zeit ins Schlingern geraten kann. Seine Entwick- lung darf daher nicht auf alle Branchen bezogen werden. Gleichwohl gibt es auch andere Märkte, die sich noch vor Kurzem nicht für möglich ge- haltenen Veränderungen ausgesetzt sehen. Wir hoffen sehr, dass sich die angespannte Situation nicht weiter verschärft und Unternehmen wieder eine verlässliche Planungsgrundlage erhalten. Unserer Einschätzung nach fehlen derzeit die Im- pulse, so dass eine echte konjunkturelle Erho- lung in der zweiten Jahreshälfte ausbleiben dürfte. Hoffnung liefert zwar der Ifo-Geschäfts- klimaindex, der im Oktober erstmals seit einem halben Jahr gestiegen ist. Dennoch gehen wir eher davon aus, dass uns die gesamtwirtschaft- liche Schwäche noch einige Zeit begleiten wird.

Erfolgreicher Beteiligungsverkauf

Umso erfreulicher ist die Nachricht, dass wir un- sere 3,2-prozentige Beteiligung an der Parte GmbH mit einem guten Gewinn verkauft haben. GBK hatte sich im Jahr 2006 an dem Betreiber von Seniorenwohn- und -pflegeheimen und am- bulanten Pflegediensten im Rahmen einer Wachstumsfinanzierung beteiligt. Während der Beteiligungsdauer hat sich das Unternehmen so- wohl umsatz- als auch ergebnisseitig gut entwi- ckelt, so dass wir unsere Anteile nach über 17 Jahren an unseren Mitgesellschafter verkaufen konnten. Der Gewinn wird im laufenden Ge- schäftsjahr 2023 ergebniswirksam und beläuft sich nach Abzug aller Kosten auf rund 1,2 Millio- nen Euro.

Neue Beteiligung im Portfolio

Und eine weitere erfreuliche Nachricht können wir vermelden: vor wenigen Wochen sind wir eine neue Beteiligung eingegangen, indem wir uns als Co-Investor wirtschaftlich mit 5,1 Pro- zent an der Appmatics GmbH aus Köln beteiligt haben. Das Unternehmen unterstützt seine Kun- den in der Softwareentwicklung durch ein App- und Web-Testing. Zum Service-Portfolio zählen manuelle und automatisierte Funktionalitätstests ebenso wie User Experience-/User Interface- Tests und die Beratung der Kunden bei deren Qualitätssicherung.

Seit Gründung im Jahr 2014 hat das Unterneh- men über 75.000 Kunden-Tickets geschrieben und damit über 60 Millionen User erreicht. Die Kunden stammen aus unterschiedlichsten Bran- chen, dazu zählen u. a. Eurowings, BVG, Aktion Mensch, TUI, Deutsche Bahn, Duden, Springer Fachmedien oder WetterOnline.

Das Wachstum vieler Geschäftsmodelle wird un- abhängig von der Branche immer stärker von der Digitalisierung getrieben. Wir sehen Appmatics gut dafür positioniert, sein Leistungsportfolio ausbauen, Kundenbeziehungen vertiefen und neue Kunden in einem stark wachsenden Markt gewinnen zu können.

Der Vorstand

Christoph Schopp

Volker Tangemann

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GBK Beteiligungen AG published this content on 30 October 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 30 October 2023 15:36:46 UTC.