Kloten (awp) - Der Airline-Caterer Gategroup könnte schon bald in chinesische Hände übergehen. Die HNA Group hat für die Gategroup eine Übernahmeofferte lanciert und kann dabei auf die Unterstützung des Verwaltungsrats des Schweizer Unternehmens zählen. Im Verbund des chinesischen Luftfahrt- und Tourismuskonzerns soll Gategroup etwa in den aufstrebenden asiatischen Märkten wachsen.

Der chinesische Luftfahrt- und Tourismuskonzern HNA bietet je Gategroup-Aktie 53 CHF in bar, wie die beiden Unternehmen in der Mitteilung vom Montag schreiben. Zusammen mit der an der Generalversammlung vom kommenden Donnerstag beantragten Dividende von 0,30 CHF je Titel ergebe sich zum volumengewichteten Durchschnittskurs während den letzten 60 Handelstagen eine Prämie von 37,8%. Zum Schlusskurs vom vergangenen Freitag von 44,10 CHF betrage die Prämie gut 20%.

Der Gategroup-Verwaltungsrat unterstütze das Angebot von HNA, welches einen verwässerten Eigenkapitalwert von rund 1,4 Mrd CHF impliziere, einstimmig und empfehle es zur Annahme, so die Mitteilung weiter. Die Aktionäre werden am Donnerstag darüber abstimmen. Die Angebotsfrist beginne voraussichtlich am oder um den 27. Mai und laufe bis ungefähr am 23. Juni (Nachfrist voraussichtlich vom 30.06. bis 13.07.).

Für das Zustandekommen des Angebots gilt eine Mindestandienungsquote von 67% sowie die Genehmigung aller zuständigen Aufsichts- und Wettbewerbsbehörden. Nach Abschluss der Übernahme sollen die Gategroup-Aktien von der Schweizer Börse dekotiert werden. Gategroup wird von der Credit Suisse und in rechtlichen Fragen von der Kanzlei Homburger beraten. Die UBS sei als Finanzberater von HNA und als Angebotsmanager im Rahmen des Übernahmeangebotes tätig, Bär & Karrer agiere als Rechtsberater von HNA.

GATEGROUP BLEIBT IN DER SCHWEIZ

Gategroup soll in der HNA-Gruppe als eigenständige Portfoliogesellschaft weiterbestehen und unter der Leitung des bestehenden Managements in der Schweiz verbleiben. HNA sieht sich als "verantwortungsbewusster industrieller Besitzer" mit einem langfristigen Anlagehorizont und unterstützt beim Airline-Caterer die im September des vergangenen Jahres angekündigte "Gateway 2020"-Strategie, die für Wachstum und eine verbesserte Rentabilität steht.

"Das Angebot zeigt den fairen und angemessenen Wert und die Qualität, welche Gategroup erarbeitet hat", wird Gategroup-Präsident Andreas Schmid in der Mitteilung zitiert. HNA verfüge über grosse Erfahrung in der Luftfahrtindustrie und deren starke Präsenz in Asien werde Gategroup helfen, die eigene Präsenz im schnell wachsenden asiatischen Markt auszubauen.

"Unser Angebot ist für alle Anspruchsgruppen von Gategroup attraktiv, bietet es doch Aktionären eine attraktive, in bar ausbezahlte Prämie sowie dem Management und den Mitarbeitenden interessante Karrieremöglichkeiten in einer der weltweit grössten Luftfahrtgesellschaften", fügt HNA-CEO Adam Tan an.

Bei HNA handelt es sich um ein sogenanntes "Fortune Global 500 Unternehmen", das sich in Privatbesitz befindet und den Hauptsitz im chinesischen Haikou hat. HNA ist in den Bereichen Luftfahrt, Infrastruktur und Immobilien, Finanzdienstleistungen, Tourismus und Logistik tätig und erzielte 2015 einen Umsatz von umgerechnet 28,5 Mrd CHF. Zum Konzern gehören mehrere regionale Fluggesellschaften - darunter mit Hainan Airlines das grösste private Luftfahrtunternehmen Chinas.

WEITERER ZUKAUF IN DER SCHWEIZ

Die Gruppe verfüge über einen starken Leistungsausweis als weltweit aktiver Investor in internationalen Unternehmen, heisst es weiter. Gategroup passe ideal in das bestehende Portfolio von HNA. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr für 2,73 Mrd CHF bereits den Schweizer Flugzeug- und Flughafen-Dienstleister Swissport gekauft.

Gategroup hatte im vergangenen Geschäftsjahr 2015 aufgrund vieler Sondereffekte einen deutlichen Verlust geschrieben und sorgte zuletzt aufgrund eines Machtkampfs mit den Minderheitsaktionären RBR Capital und Cologny für Schlagzeilen. Die beiden Hedgefonds halten zusammen gut 11% an Gategroup, übten unter anderem aufgrund der schwachen Geschäftsentwicklung Kritik am Management und Verwaltungsrat und wehren sich dabei gegen die aus ihrer Sicht zu hohen Vergütungen.

mk/cp