BERLIN (Dow Jones)--Jedes zweite Unternehmen im produzierenden Gewerbe in Deutschland hält China für einen attraktiven Standort, während das über Deutschland nur eine Minderheit von 38 Prozent sagt, so das Ergebnis einer Befragung des Marktforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch. Laut der Umfrage bei 150 Unternehmen in Deutschland aus dem Bereich produzierendes Gewerbe mit den Schwerpunkten Automobilzulieferer, Maschinen- und Anlagenbau und Konsumgüter hielten 8 Prozent der Befragten China und 4 Prozent Deutschland für einen sehr attraktiven Standort, teilte das Marktforschungsinstitut mit.

40 Prozent der Unternehmen, bei denen konkrete Planungen bereits begonnen haben, wollen laut den Angaben in ihr Produktionsnetzwerk in Deutschland investieren. Bei denjenigen, die nicht unmittelbar einen Ausbau planen, können sich demnach nur 33 Prozent eine weitere Investition in Deutschland vorstellen. Aus der größten Gruppe derjenigen, die jetzt eine Expandierung außerhalb Deutschlands planen, wollen dies insgesamt 40 Prozent in Asien tun, davon 15 Prozent direkt in China. Es folgen mit jeweils 35 Prozent Ost- sowie Mittel- und Westeuropa und mit 32 Prozent Nord-, Mittel- und Südamerika - davon zwei Drittel direkt in den USA.

Der "Länder-Favorit" außerhalb Europas seien die USA. Dort wollten 21 Prozent mit Expansionsplänen investieren. 38 Prozent wollten aufgrund des Inflation Reduction Acts der USA Investitionen in Deutschland und Europa erneut überprüfen. "Der Standort Deutschland hat für viele Unternehmen deutlich an Attraktivität verloren", konstatierte Mike Zöller, Senior Partner und Vorstand von FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland.

"Auch weltweit sehen wir Verschiebungen: China ist nach wie vor für die Mehrheit deutscher Unternehmen ein attraktiver Standort. Und auch andere asiatische Länder und vor allem die USA werden gerade wieder interessanter", sagte er. "Wir beobachten eine Neuordnung von Produktionsstandorten und -netzwerken weltweit." China sei für deutsche Unternehmen des produzierenden Gewerbes nach wie vor einer der wichtigsten Standorte. 84 Prozent der jetzt schon in China tätigen Unternehmen hätten angegeben, dies auch weiterhin zu tun. 73 Prozent schlossen laut den Angaben zudem aus, Teile ihres Produktionsnetzwerks aus China zu verlagern. Insgesamt 58 Prozent der Unternehmen arbeiteten daran, ihr Lieferantennetzwerk auch in anderen Ländern Asiens auszubauen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/sha

(END) Dow Jones Newswires

August 21, 2023 04:36 ET (08:36 GMT)