MoB_Mai 2015 - TSAG Marktkommentar Mai 2015

Die Aktienmärkte haben sich in der ersten Maihälfte stabilisiert und verzeichneten später sogar deutliche Kursgewinne, die sie zum Ultimo jedoch wieder abgegeben hatten. Anfang Juni setzte sich die Talfahrt dann weiter fort. Per Saldo fielen europäische Aktien um etwa
1% zurück, US-Werte legten in gleicher Höhe zu. Allgemein schnitten Nebenwerte besser ab als Standardwerte.
Maßgeblich für die Zwischenerholung waren wie so oft Äußerungen der Notenbanken: In Europa kündigte die EZB an, ihre Anleihekäufe im Mai und Juni zu beschleunigen, und in den USA gab die FED in ihren Verlautbarungen Hinweise darauf, dass die befürchtete Zins- wende nicht unmittelbar bevorstehen würde.
Die Sorgen der Anleger kehrten allerdings sehr schnell zurück: Gute Konjunkturdaten aus den USA heizten die Spekulationen über eine baldige Leitzinserhöhung durch die US- Notenbank erneut an. Offenbar waren die Auswirkungen des schwachen Winterhalbjahres stärker als erwartet, so dass zwischenzeitlich die Konjunkturdaten eher enttäuschten. Dies hat sich zuletzt jedoch signifikant geändert, die US-Wirtschaft präsentiert sich wieder in guter Verfassung. Vermutlich wird die FED im Herbst damit beginnen, die Leitzinsen auf ein nor- males Niveau anzuheben.
In Europa hat das Thema Griechenland die Märkte fest im Griff. Es gibt nach wie vor kaum Fakten, meist kursieren Gerüchte über Verhandlungsergebnisse, die kurze Zeit später wie- der dementiert werden. Die griechische Regierung taktiert und versucht, die Gläubiger ge- geneinander auszuspielen. Längst steht viel mehr auf dem Spiel, als die bereits zugesagten Bürgschaften. Das europäische Finanz- und Wirtschaftschaos, die Hilflosigkeit der Politik und die Konstruktionsfehler im Euro werden schonungslos aufgedeckt.
Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone, der Grexit, flankiert durch einen Schulden- schnitt, wäre inzwischen ökonomisch zu verkraften und sogar sinnvoll, doch hätte er unan- genehme politische Konsequenzen: Vor allem der deutsche Steuerzahler würde kräftig zah- len müssen und nur zu gerne würde Russland als Retter in der Not den Griechen aushelfen
- ein Desaster für die Regierung Merkel.
Weitere Zugeständnisse für Griechenland würden jedoch andere Euroländer verärgern, die einen für die Bevölkerung schwierigen Reformkurs eingeschlagen haben. Reformen im Ge- genzug für Finanzhilfen wären zukünftig nicht mehr durchsetzbar. Die Politik hätte den letz- ten Rest ihrer Handlungsfähigkeit verloren und die Verantwortung wäre vollends an die EZB übergegangen, in der sich durch die Zusammenführung von Geld- und Fiskalpolitik immer mehr das eigentliche Machtzentrum in der Eurozone herausbildet.
Solange die Griechenland-Frage nicht gelöst ist, werden die Märkte schwankungsanfällig bleiben. Nach einem starken Kursanstieg ist eine Korrektur aber auch völlig normal. Da sich die positiven Rahmenbedingungen für Aktien nicht grundlegend geändert haben, ist davon auszugehen, dass es sich bei diesem Rückschlag um eine Korrektur handelt. Demnach wer- den die Kurse auf einem tieferen Niveau einen Boden bilden und später ihren Aufschwung fortsetzen. Viele Anleger haben sich noch vor wenigen Wochen günstige Einstiegskurse ge- wünscht. Jetzt sind sie greifbar nahe, deshalb sollte man sie auch beherzt nutzen.

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