Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Der schwedische Energiekonzern Vattenfall kann sein umstrittenes Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg voraussichtlich im kommenden Jahr stilllegen.

Das erst 2015 ans Netz gegangene Großkraftwerk erhielt dafür am Dienstag die Genehmigung der Bundesnetzagentur. Sie hatte Versorger zu einer Auktion aufgerufen. Die Zuschläge für die Stillegung von Steinkohlekraftwerken bekam derjenige, der die niedrigsten Kosten geltend machte. Für viele Betreiber lohnen sich solche Anlagen nicht mehr. Zudem wenden sie sich den Erneuerbaren Energien zu.

Gegen das Steinkohlekraftwerk im Hamburger Hafen laufen Umweltschützer seit Jahren Sturm. Die Anlage mit einer Leistung von 1,6 Gigawatt ist das größte Kraftwerk in Norddeutschland. Vattenfall hat hier rund 2,8 Milliarden Euro investiert.

BUNDESREGIERUNG: KOHLEAUSSTIEG GEHT VORAN

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erklärte, das Ergebnis zeige, dass es einen echten Wettbewerb unter den Bietern gegeben habe. "Mit dem heutigen Gebotszuschlag ist es amtlich: Noch in diesem Jahr gehen wie geplant Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von vier Gigawatt vom Netz."

Vattenfall-Deutschland-Chef Tuomo Hatakka betonte, mehrere Alternativen für Moorburg sorgfältig geprüft zu haben, einschließlich eines Brennstoffwechsels und des Verkaufs des Kraftwerks. Jetzt werden wir die Planungen für die vorzeitige Schließung vorantreiben", kündigte er an. Die Übertragungsnetzbetreiber würden bis Anfang März 2021 über die Systemrelevanz von Moorburg entscheiden. Sollte Moorburg als nicht systemrelevant eingestuft werden, werde die Kohleverfeuerung spätestens zum 1. Juli 2021 eingestellt. Sollte Moorburg vom Übertragungsnetzbetreiber als systemrelevant eingestuft werden und die Bundesnetzagentur diese Einschätzung bestätigen, muss das Kraftwerk für einen noch zu bestimmenden Zeitraum in Reserve gehalten werden.

In Deutschland sollen bis 2038 alle Kohlekraftwerke stillgelegt werden. Die Bundesnetzagentur hatte am Dienstag die Ergebnisse der ersten Runde mitgeteilt. Die Ausschreibung von vier Gigawatt sei deutlich überzeichnet gewesen, gab die Bonner Behörde bekannt. Insgesamt hätten elf Gebote einen Zuschlag erhalten. Der durchschnittliche Zuschlagswert liege bei 66.259 Euro pro Megawatt. Die Gesamtsumme aller Zuschläge betrage 317 Millionen Euro.

Zuschläge bekamen auch Uniper und RWE. Uniper kündigte an, sein Kraftwerk Heyden zum 1. Januar dicht zu machen. RWE bekam Zuschläge sowohl für den 800-Megawatt-Block E des Kraftwerks Westfalen in Hamm als auch für den 800-Megawatt-Block B des Kraftwerks Ibbenbüren. Für beide Anlagen, mit einer Netto Leistung von insgesamt 1560 Megawatt, solle RWE 216 Millionen Euro erhalten.