Bonn (Reuters) - Die Rekordjahre sind endgültig vorbei: Sinkende Frachtraten, weniger Express-Sendungen und der lahmende Welthandel lasten auf der Deutschen Post.

Der als DHL Group firmierende Bonner Konzern verbuchte im dritten Quartal einen Umsatz- und Gewinneinbruch. Die Prognosen strichen die Bonner zusammen. Der Konzern steht damit nicht allein. Auch andere Logistiker verbuchen Rückgänge. "Es war klar, dass wir in diesem Jahr einen Rückschritt erleben würden", sagte Finanzchefin Melanie Kreis am Mittwoch in Bonn. Der Konzern sei aber für einen neuen Aufschwung gerüstet. Post-Aktien notierten nach anfänglichen Verlusten am Mittag mit einem Plus von über drei Prozent bei 38,41 Euro.

Die Post fuhr im Quartal bei einem Umsatz von 19,4 (Vorjahr: 24) Milliarden Euro einen operativen Gewinn (Ebit) von 1,4 (2,0) Milliarden Euro ein. Der auch von Analysten erwartete Rückgang hat Auswirkungen auf die Prognosen: Für das Gesamtjahr erwartet die Post nun einen operativen Gewinn (Ebit) in einer Bandbreite von 6,2 bis 6,6 Milliarden Euro. Wo sie genau landen wird, hängt auch davon ab, wie das wichtige Weihnachtsgeschäft läuft. Auch für das Jahr 2025 ist der Konzern nun weniger optimistisch. Er rechnet mit einem Ergebnis (Ebit) zwischen 7,0 und 8,0 Milliarden Euro statt mehr als acht Milliarden Euro.

"Der Welthandel hat sich nach dem pandemiebedingten Boom normalisiert und die makroökonomische Erholung bleibt auch vor dem Hintergrund höherer Zinsen und geopolitischer Krisen bislang aus", sagte der neue Post-Chef Tobias Meyer. Noch im vergangenen Jahr steuerte der Konzern auf Rekordkurs - hohe Frachtraten und der boomende Online-Handel hatten der Post und anderen Logistik-Riesen in der Corona-Krise rasantes Wachstum beschert. Diese Sonderkonjunktur ist vorbei, die Geschäfte normalisieren sich. Im Heimatmarkt kämpft der Konzern zudem seit Jahren mit sinkenden Briefmengen bei steigenden Kosten. Er will in Deutschland deshalb auch weniger investieren.

Im lange florierenden Express-Geschäft brach der Umsatz im Quartal um 18,2 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro ein, der operative Gewinn gab noch deutlicher um 34,1 Prozent nach. Auch die Fracht-Sparte musste Federn lassen, hier schrumpfte der Gewinn nach den Boom-Jahren der Vergangenheit um 46,6 Prozent auf 306 Millionen Euro. "Wir (sehen) eine weitere Normalisierung der Frachtraten", sagte Meyer. "Zudem haben geringere Frachtvolumen und negative Wechselkurseffekte das Ergebnis belastet." Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Konzern seine neue Prognosespanne im Gesamtjahr erreichen könne. "Wie genau sich das Jahresende entwickeln wird, kommt auf das Vorweihnachtsgeschäft an."

Auch die Wettbewerber der Post haben derzeit Probleme. Der US-Gigant UPS meldete für das dritte Quartal einen Umsatzeinbruch von 12,8 Prozent auf 21,1 Milliarden Dollar, der operative Ertrag rutschte um 50 Prozent. Die Prognose hatte der Konzern zusammengestrichen, der nach einem Streik in seinem Heimatmarkt auch mit hausgemachten Problemen kämpft. Der Fracht-Riese Kühne+Nagel verbuchte ebenfalls einen Gewinneinbruch.

Auch im Brief-Geschäft im Heimatmarkt stehen für die Deutsche Post Veränderungen an. Die Bundesregierung plant eine Reform des Postgesetzes - mit möglicherweise einschneidenden Änderungen für den Konzern. "Es wird immer schwieriger, den Universaldienst aufrechtzuerhalten und zugleich notwendige Investitionen in unsere Infrastruktur vorzunehmen", sagte Meyer. "Deshalb begrüßen wir die Debatte um eine Novelle des Postgesetzes." Die seit Monaten erwartete Vorlage müsse nun aber bald kommen. Denn die lange Unsicherheit sei nicht gut für den Konzern und seine Beschäftigten in Deutschland.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)