Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa wagt sich das erste Mal seit ihrer staatlichen Rettung an den Kapitalmarkt und stößt mit einer Anleihe auf große Nachfrage.

Bis zu 600 Millionen Euro will die Fluggesellschaft über eine nicht nachrangige und unbesicherte Wandelanleihe einnehmen, wie sie am Dienstag mitteilte. Den Zeitpunkt hätte die Lufthansa nicht besser wählen können: Die an der Börse aufkommende Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff gegen das Coronavirus macht Lufthansa-Anleger zuversichtlicher. Die Aktien waren am Montag in die Höhe geschossen, nachdem das Mainzer Pharmaunternehmen BioNTech ankündigte, in den USA eine Impfstoffzulassung zu beantragen. Am Dienstag lagen die Aktien 6,2 Prozent im Plus bei 9,50 Euro.

Bei Investoren kam die in fünf Jahren fällige Wandelanleihe so gut an, dass die Lufthansa die Bedingungen für sich selbst verbesserte. Sie senkte den zahlbaren Zins auf 2,00 bis 2,25 Prozent nachdem sie zuvor 2,25 bis 2,75 Prozent angeboten hatte. Außerdem stockte sie das Gesamtvolumen auf bis zu 600 Millionen Euro von zuvor rund 525 Millionen Euro auf.

Das mit der Anleihe eingesammelte Geld will die Lufthansa nach eigenen Angaben für "allgemeine Geschäftszwecke" verwenden. Die Airline kämpft mit den Folgen der Corona-Pandemie und hat im Frühjahr neun Milliarden Euro Staatshilfen von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien bekommen. Damals hatte das Unternehmen wegen der hohen Geschäftsrisiken in der Corona-Krise keinen Zugang mehr zu privatem Kapital, wie Vorstandschef Carsten Spohr erklärt hatte.

Spohr geht davon aus, dass die Liquidität von zehn Milliarden Euro per Ende September noch bis zum Winter 2021 reicht. Notverkäufe von Töchtern werde es nicht geben, betonte Spohr kürzlich. Jede Stunde verliert die Lufthansa wegen des brachliegenden Flugverkehrs eine halbe Million Euro. Seit Jahresbeginn summiert sich der Verlust auf 5,6 Milliarden Euro. Konzernweit sollen zehntausende Stellen wegfallen.

Investoren einer Wandelanleihe haben das Recht, ihre Anteile innerhalb einer bestimmten Frist zu einem fest vereinbarten Umtauschverhälnis in Aktien des Unternehmens zu wandeln. Die Wertpapiere sind in der Regel niedriger verzinst als normale Anleihen, da dem Inhaber die Vorteile einer Wandlung in Aktien eingeräumt werden.