(Wiederholung als FOKUS 1, keine Änderungen am Text)

New York (Reuters) - Die wachsende Rezessionsgefahr belastet die Quartalsgewinne im US-Bankensektor.

Weil die Geldhäuser mehr für den Ausfall von Krediten zurückstellen mussten und das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen einbrach, verzeichneten alle großen Kreditinstitute deutliche Gewinnrückgänge im zweiten Quartal. Das Kreditgeschäft erholte sich zwar laut den US-Bankchefs in den ersten zwei Quartalen, die trüben wirtschaftlichen Aussichten könnten aber die Erholung des ersten Halbjahres wieder zunichte machen. 

Am Montag legten Goldman Sachs und Bank of America als letzte der US-Großbanken ihre Quartalszahlen vor. Bei Goldman Sachs ließ die Flaute im Investmentbanking den Gewinn im zweiten Quartal des Jahres um fast die Hälfte auf 2,8 Milliarden Dollar einbrechen. Im Vorjahreszeitraum lagen die Gewinne in diesem Bereich noch bei 5,3 Milliarden Dollar. Die Nettoumsätze bei Goldman Sachs lagen 23 Prozent unter dem Vorjahresniveau bei 11,86 Milliarden Dollar.

Die Folgen der Corona-Pandemie und einer drohenden Rezession führten auch bei der Bank of America im zweiten Quartal zu einem Gewinneinbruch. Der Rückgang bei Börsengängen und Übernahmen ließ das für die Großbank wichtige Investmentbanking-Geschäft im Vergleich zum Vorjahr um fast die Hälfte zurückgehen. Der Gewinn sank auf 5,93 Milliarden Dollar. 

Auch die Rivalen JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo hatten für das zweite Quartal zum Teil herbe Gewinnrückgänge gemeldet. Im zweiten Quartal verzeichneten Wells Fargo, JPMorgan und Citigroup ein besseres Geschäft im Bereich der Unternehmenskredite, die zum Teil die Kosten der steigenden Inflation abfedern sollten.

Die US-Geldhäuser sollten durch bessere Margen von Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed profitieren. Doch die Zinserhöhung könnte laut dem Finanzchef von Morgan Stanley auch zu einem Rückgang im Kreditgeschäft führen - denn die höheren Zinsen bedeutet auch, dass die Finanzierungen etwa für Immobilien teurer werden. Die Bankchefs befürchten zudem, dass die Inflation die Verbraucherausgaben und damit auch die Nachfrage nach Privatkredite dämpfen wird.

Inflationssorgen und die Gefahr einer Rezession dürften sich auch in den Gewinnzahlen der europäischen Banken zeigen. Die Deutsche Bank veröffentlicht ihre Zahlen zum zweiten Quartal am 27. Juli. Die Inflation habe "enormes disruptives Potenzial", sagte Bankchef Christian Sewing Ende Juni. "Ich kann nicht verleugnen, dass ich mir Sorgen darüber mache, was uns in den nächsten 12 Monaten bevorsteht" Die Analysten von S&P sehen dabei jedoch in den USA ein höheres Rezessionsrisiko als in Europa , wo sie 85 Prozent der großen Banken mit einem stabilen Ausblick eingestuft haben.