FRANKFURT (dpa-AFX) - Fachleute vermuten nicht, dass die von Kreml-Chef Wladimir Putin per Dekret verfügten Änderungen in der Gas-Abrechnung große Konsequenzen mit sich bringen. "Für die deutschen Unternehmen dürfte sich unter dem Strich nicht besonders viel ändern", sagte Ulrich Leuchtmann, Leiter der Devisen-Abteilung bei der Commerzbank, am Donnerstag.

Die Gazprombank unterliege derzeit keinen wesentlichen Finanzsanktionen, was aber auch beabsichtigt sei, damit die Bezahlung von Gas-Lieferungen für den Westen überhaupt möglich sei. Ein Vorteil für Russland könnte darin bestehen, dass anstelle der sanktionierten Zentralbank eine große Geschäftsbank das Devisenmanagement übernehme. "Das könnte letztlich der Finanzstabilität in Russland zugute kommen", erläuterte Leuchtmann.

Ähnlich sieht es Experte Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen: "Letztlich ändert sich an der bisherigen Zahlungsweise nur wenig, wenn die Abnehmerländer ihre Gas-Rechnung weiter in ihren Landeswährungen bezahlen und eine russische Bank die Devisen in Rubel umtauscht." Wortberg warf allerdings die grundsätzliche Frage auf, inwieweit Zusagen der russischen Führung angesichts der trüben politischen Beziehungen zum Westen noch Glauben zu schenken sei. "Ein komplettes Gas-Embargo, also ein Lieferstopp, ist meines Erachtens nach wie vor nicht auszuschließen."

Commerzbank-Experte Tatha Ghose sagte, bei Geschäften mit Russland führe letztlich kein Weg daran vorbei, dass die Abnehmerländer an irgendeinem Punkt im System mit ihrer eigenen Währung zahlten, da dies schließlich ihre nationalen Zahlungsmittel seien. "Wie genau die Umrechnung in Rubel erfolgt, könnte zwar etwas an der Rubel-Nachfrage kratzen, mehr aber auch nicht."/bgf/DP/jha