--Chinas Führung steht vor vielen Problemen

--People's Bank of China senkt zwei Zinssätze

--Experten erwarten weitere Lockerungsmaßnahmen

(NEU: Hintergrund, Analysten)

Von Jonathan Cheng

PEKING (Dow Jones)--Chinas Bruttoinlandsprodukt(BIP) ist im Jahr 2021 dank der einsetzenden weltweiten Erholung nach der Corona-Pandemie um 8,1 (Vorjahr: 2,2) Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das Wachstum lag damit im Rahmen der Erwartungen. Für das Schlussquartal zeigte sich nach Angaben des staatlichen Statistikbüros vom Montag ein Plus von 4,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das war besser als erwartet, Volkswirte hatten hier einen Anstieg von 3,8 Prozent vorhergesagt. Zum Vorquartal lag das Plus bei 1,6 Prozent.

Die Herausforderung für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt besteht in diesem Jahr darin, den Aufschwung nach der Pandemie im dritten Jahr fortzusetzen, auch wenn die Dynamik nachlässt und Peking weiterhin längerfristige Reformen in der Wirtschaft vorantreibt.

So sollen die Geburtenrate erhöht werden, die soziale Ungleichheit verringert und die Verschuldung gesenkt werden. Es wird allgemein erwartet, dass Chinas Staatschef Xi Jinping mit den jüngsten Präzedenzfällen bricht und eine dritte Amtszeit anstrebt - ein politisches Ziel, das ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Stabilität und anhaltendem Wachstum erfordert.

Die chinesische Zentralbank hat unterdessen zwei Zinssätze gesenkt, was die Erwartung einer weiteren Senkung der Leitzinsen in China schürt und die Sorge um die Wachstumsdynamik in diesem Jahr unterstreicht. Wie sich Chinas Wirtschaft in diesem Jahr entwickelt, wird auch Auswirkungen auf den Rest der Welt haben, der seinerseits auf dessen Produktionskraft und dessen zentrale Stellung in den globalen Lieferketten angewiesen ist.

Nachdem China 2020 die meisten anderen großen Volkswirtschaften überflügelt hatte, war es 2021 ein relativer Nachzügler, der über weite Strecken des Jahres ein Wachstum unterhalb des Potenzials verzeichnete, sagte Tingting Ge, Volkswirtin für China bei J.P. Morgan Chase in Hongkong. "Während die USA und einige andere Volkswirtschaften den Rückstand auf den Pfad vor der Pandemie allmählich aufholen, ist China nach einem vorübergehend über dem Trend liegenden Wachstum in letzter Zeit unter den Pfad des Potenzials vor der Pandemie gefallen."


   Wachstumserwartung hat sich abgeschwächt 

"Chinas Wirtschaft steht unter dreifachem Druck: Nachfragerückgang, Angebotsschocks und erwartete Wachstumsabschwächung", sagte Ning Jizhe, Chinas Statistikchef. Schwierigere statistische Vergleiche mit der stärkeren zweiten Hälfte des Jahres 2020 haben die Messlatte ebenfalls höher gelegt. Infolgedessen lag das BIP-Wachstum in den letzten beiden Quartalen 2021 bei nur 4,9 bzw und 4,0 Prozent, was die Zahlen für das Gesamtjahr drückte.

Ein Großteil der Schuld für die insgesamt schwächer werdenden Wirtschaftsaussichten kann der Covid-19-Pandemie zugeschrieben werden, die die Welt weiterhin mit Ausbrüchen und neuen Varianten quält. Innerhalb Chinas, das aufgrund strenger Grenzkontrollen weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet ist, haben die ständigen Virusausbrüche den Inlandsverbrauch weiter belastet, der nun schon im dritten Jahr unterdurchschnittlich abschneidet.

Chinas hartes Durchgreifen bei der Regulierung - vor allem bei Immobilienentwicklern - hat ebenfalls seinen Tribut gefordert. Die Anlageinvestitionen, die Investitionen in Infrastruktur, Immobiliensektor und verarbeitendes Gewerbe messen, wuchsen im Jahr 2021 um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und verlangsamten sich damit gegenüber dem im Zeitraum Januar bis November verzeichneten Wachstum von 5,2 Prozent.

Ökonomen gehen weithin davon aus, dass Peking in den kommenden Monaten weitere Lockerungsmaßnahmen ergreifen wird, um das erwartete Wirtschaftswachstum von 5 Prozent im Jahr 2022 zu verteidigen. Die Regierung wird ihr jährliches Wachstumsziel im März formell bekannt geben.

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January 17, 2022 02:00 ET (07:00 GMT)