Die folgende Zeitleiste fasst die Entwicklungen zusammen, die zum Zusammenbruch des Unternehmens führten, sowie die wichtigsten Momente seither:

1999: Wirecard wird in München gegründet.

2002: Markus Braun, zuvor Berater bei KPMG, übernimmt den Vorsitz der Geschäftsführung.

2005: Wirecard wird an der Deutschen Börse Frankfurt im Segment Prime Standard notiert.

2006: Konsolidierung der Wirecard Bank AG.

2007: Wirecard Asia Pacific wird gegründet.

2010: Jan Marsalek wird zum Chief Operating Officer bei Wirecard ernannt.

2016: Ein negativer Bericht des Leerverkäufers Zatarra Research erhebt den Vorwurf betrügerischer Aktivitäten bei Wirecard und behauptet, dass leitende Angestellte Geldwäschedelikte begangen sowie Mastercard und Visa betrogen haben.

2018: Wirecard wird in den Blue-Chip-Index DAX aufgenommen und gehört damit offiziell zu den 30 wertvollsten deutschen Unternehmen, die an der Frankfurter Börse notiert sind.

2019

30. Januar: Wirecard dementiert einen Bericht der Financial Times, wonach ein leitender Angestellter des Unternehmens gefälschte und rückdatierte Verträge in einer Reihe von verdächtigen Transaktionen verwendet hat, die Fragen über die Integrität der Buchhaltungspraxis des Unternehmens aufwerfen.

19. Februar: Die BaFin teilt dem Finanzministerium mit, dass sie eine Untersuchung der Rechnungslegung von Wirecard angeordnet hat und Leerverkäufe von Aktien des Unternehmens verbietet.

28. März: Wirecard verklagt die FT wegen einer Reihe von investigativen Berichten, in denen angeblich Geschäftsgeheimnisse verwendet und falsch dargestellt wurden.

21. Oktober: Das Unternehmen beauftragt KPMG mit der Durchführung einer unabhängigen Prüfung, um den Vorwürfen der FT nachzugehen, das Finanzteam habe versucht, die ausgewiesenen Umsätze und Gewinne aufzublähen.

2020

28. April: Eine unabhängige Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG stellt fest, dass Wirecard nicht genügend Unterlagen zur Verfügung gestellt hat, um alle von der Financial Times erhobenen Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten in der Rechnungslegung zu klären.

25. Mai: Die Veröffentlichung der endgültigen Ergebnisse für 2019 wird zum dritten Mal verschoben.

18. Juni: Der Wirtschaftsprüfer EY weigert sich, den Jahresabschluss 2019 von Wirecard abzuzeichnen, da er die Existenz von 1,9 Milliarden Euro (1,99 Milliarden Dollar) an Barguthaben auf Treuhandkonten, die etwa ein Viertel der Bilanz ausmachen, nicht bestätigen konnte.

19. Juni: Der Vorstandsvorsitzende von Wirecard, Markus Braun, tritt zurück, nachdem die Suche des Unternehmens nach dem fehlenden Bargeld auf den Philippinen in eine Sackgasse geraten ist und das Unternehmen darum ringt, sich eine finanzielle Rettungsleine bei seinen Banken zu sichern.

22. Juni: Wirecard erklärt, dass die 1,9 Milliarden Euro, die es auf seinen Konten verbucht hat, wahrscheinlich nie existiert haben.

22. Juni: Das Finanzministerium prüft die Gewährung eines Darlehens an Wirecard durch die staatliche KfW, wie aus Dokumenten hervorgeht, die Reuters vorliegen.

23. Juni: Der ehemalige Wirecard-Chef Braun wird gegen Kaution freigelassen, nachdem er wegen des Verdachts der Bilanzfälschung verhaftet worden war.

25. Juni: Wirecard meldet Insolvenz an. Das Unternehmen schuldet seinen Gläubigern fast 4 Milliarden Dollar, nachdem es ein klaffendes Loch in seinen Büchern aufgedeckt hat.

29. Juni: Ein Münchner Gericht ernennt Michael Jaffe zum Insolvenzverwalter von Wirecard.

1. Juli: Polizei und Staatsanwaltschaft führen eine Razzia in der Wirecard-Zentrale in München und in vier Liegenschaften in Deutschland und Österreich durch, um ihre Ermittlungen gegen das Unternehmen auszuweiten.

2. Juli: Der Chef der deutschen Finanzaufsichtsbehörde nennt den Bilanzskandal bei Wirecard "einen massiven kriminellen Akt".

6. Juli: Deutsche Staatsanwälte nehmen den Leiter einer in Dubai ansässigen Tochtergesellschaft von Wirecard fest.

9. Juli: Die deutsche Staatsanwaltschaft beginnt, gegen einzelne Mitarbeiter von Wirecard wegen des Verdachts auf Geldwäsche zu ermitteln.

16. Juli: Der ehemalige Chef einer in Dubai ansässigen Tochtergesellschaft von Wirecard gesteht gegenüber der Staatsanwaltschaft seine Rolle bei einem milliardenschweren Betrug.

22. Juli: Die deutsche Staatsanwaltschaft verhaftet drei ehemalige Top-Manager von Wirecard, darunter Braun, und verdächtigt sie, ein kriminelles Komplott geschmiedet zu haben, um die Konten des Unternehmens zu fälschen und Gläubiger um Milliarden von Euro zu betrügen.

1. September: Der deutsche Gesetzgeber leitet eine parlamentarische Untersuchung zu Wirecard ein.

2021

29. Januar: Felix Hufeld, Präsident der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin, tritt zurück.

2. Februar: Olaf Scholz, der damalige deutsche Finanzminister und Vizekanzler, kündigt an, dass er der BaFin mehr Befugnisse einräumt, um Fehlverhalten bei den von ihr beaufsichtigten Unternehmen aufzudecken und zu untersuchen.

24. Februar: Der Chef der deutschen Bilanzaufsichtsbehörde tritt zurück.

22. April: Scholz streitet jede Verantwortung für den Wirecard-Betrug ab.

23. April: Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel weist die Kritik an ihrer Lobbyarbeit für Wirecard in China Monate vor dem Zusammenbruch zurück und sagt, sie habe keinen Grund gehabt, das Unternehmen der Kriminalität zu verdächtigen.

5. Juni: Die Behörden auf den Philippinen planen, einige Wirecard-Führungskräfte zu verklagen.

2022

14. Januar: Die deutsche Staatsanwaltschaft erhebt erste Anklage im Betrugsfall Wirecard, berichtet die Financial Times.

21. September: Ein Münchner Landgericht lässt die Anklage gegen ehemalige Wirecard-Führungskräfte zu und ebnet damit den Weg für einen Prozess.

($1 = 0,9530 Euro)