Der ehemalige BASF-Vorstandschef Kurt Bock bekommt Rückhalt von wichtigen deutschen Anteilseignern und Stimmrechtsberatern für die Wahl zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden des Chemiekonzerns.

Die Fondshäuser DWS und Deka kündigten am Dienstag an, für die Wahl - anders als Union Investment - zu stimmen. Die DWS schätze Bocks Expertise "ausdrücklich" und "unter Einhaltung der aktienrechtlich vorgeschriebenen zweijährigen Karenzzeit ist eine Rückkehr zur BASF und in deren Aufsichtsrat möglich", erklärte die Deutsche-Bank-Tocher. Kritisch bewertet die DWS jedoch die weiteren Mandate von Bock im Aufsichtsrat bei BMW und als Chef-Kontrolleur beim Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub. Sie will wissen, wie umfangreich der Arbeitsaufwand dieser Mandate ist und inwiefern Geschäftsbeziehungen zwischen BASF und Fuchs Petrolub bestehen.

Auch die Fondsgesellschaft Deka will für Bock auf der Hauptversammlung am Donnerstag votieren. Dort soll Bock die Nachfolge des langjährigen Aufsichtsratschef - und ehemaligen Vorstandschefs - Jürgen Hambrecht antreten. Deka forderte ihn aber auf, BASF-Chef Martin Brudermüller, der dem Ludwigshafener Chemieriese wieder Schwung gebracht habe, den nötigen Freiraum zu geben, zu gestalten. "Das ist dringend notwendig. BASF wird vom Vorstand gesteuert und nicht vom Aufsichtsrat. Nur ein starker Vorstandschef kann BASF langfristig führen", sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka.

Der größte und einflussreichste US-Aktionärsberater ISS sprach sich ebenso wie der Stimmrechtsberater Glass Lewis für Bock aus. ISS wies zwar darauf hin, in der Regel nicht die Wahl eines ehemaligen Vorstandschefs als Aufsichtsratsvorsitzenden zu empfehlen. Die Wahl nach einer zweijährigen Abkühlphase stehe aber im Einklang mit der hiesigen Marktpraxis und dem deutschen Recht. Auch Glass Lewis hat keine Bedenken, anders als seine deutsche Tochter Ivox. Sie sieht die Wahl von Bock als "sehr kritisch" an und erklärte unter Verweis auf ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende bei BASF, dass es bei dem Chemiekonzern einen "Automatismus" gebe, Ex-Vorstandschefs zum Aufsichtsratsvorsitzenden zu wählen.

Die Hauptversammlung von BASF am Donnerstag findet wegen der Corona-Pandemie nur im Internet statt. Die Fondsgesellschaft Union Investment hatte in der vergangenen Woche angekündigt, sie werde gegen die Wahl von Bock als neuen Chef des Kontrollgremiums stimmen. "Herr Bock hat uns schon als Vorstandschef nicht überzeugt, zudem ist im Fall seiner Wahl keine ausreichende Unabhängigkeit im Aufsichtsrat gegeben", hatte Fondsmanager Arne Rautenberg in einem Interview gesagt.