HEIDELBERG (awp international) - Der Baustoffkonzern HeidelbergCement zeigt sich 2017 vor allem für sein US-Geschäft zuversichtlich. "Laufen der Markt und die Preiserhöhungen gut, dann machen wir in diesem Jahr mindestens 150 Millionen Euro mehr an Gewinn in den USA", sagte Unternehmenschef Bernd Scheifele am Donnerstag in Heidelberg. Das amerikanische Management von HeidelbergCement rechne intern sogar mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses von mehr als 200 Millionen Euro. Dabei verwies er auf die jüngste Prognose des US-Zementverbandes Portland Cement Association (PCA), der mit einem Wachstum von 3,5 Prozent auf dem Heimatmarkt rechnet. 2016 hätte sich das US-Ergebnis um 155 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr verbessert.

Die vom neuen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten zusätzlichen Ausgaben für die Infrastruktur in Höhe von einer Billion US-Dollar dürften aber nicht im laufenden Jahr zum Tragen kommen, sagte Scheifele. Zunächst einmal müsse der Kongress zustimmen, dass Obamacare abgeschafft und ersetzt werde. Dann werde die Steuerreform und danach erst das Infrastrukturpaket folgen. Ob es den von Trump geplanten Mauerbau geben wird, müsse man erst einmal abwarten. HeidelbergCement habe an den dafür vorgesehenen Ausschreibungen nicht teilgenommen. "Wir sind grundsätzlich ein Materiallieferant und kein Bauunternehmen", betonte Scheifele. Sollte es aber eine Anfrage geben, dann würden die Töchter vor Ort die Entscheidungen treffen.

MODERATES WACHSTUM ANGEPEILT

Insgesamt rechnet der HeidelbergCement-Chef 2017 für den Konzern aber nicht zuletzt aufgrund der schwächeren Entwicklung in Indonesien mit "moderaten" Zuwächsen beim Umsatz und operativen Ergebnis (Ebitda). Moderat bedeute bei HeidelbergCement ein Anstieg zwischen 5 bis 10 Prozent, erläuterte Scheifele. Der um Sondereffekte bereinigte Jahresüberschuss soll mehr als 10 Prozent zulegen. Dabei rechnet das Unternehmen etwa Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte heraus. Um das vergangene mit dem laufenden Jahr vergleichbar zu machen, rechnet das Unternehmen dabei Italcementi komplett in die Bilanz 2016 hinein. HeidelbergCement hatte den italienischen Konkurrenten Italcementi im dritten Quartal übernommen.

Am Markt kam der Ausblick nicht gut an. Die Aktie gab bis zum Nachmittag um 1,6 Prozent nach und war damit grösster Verlierer im Dax. Für Kepler-Analyst Josep Pujal hängt die Latte für 2017 beim operativen Ergebnis (Ebitda) enttäuschend niedrig. Trotz der vom Konzern nun erhöhten Annahmen für die Einsparungen im Zuge der Übername von Italcementi hinke der Ebitda-Ausblick den Markterwartungen um bis zu 6 Prozent hinterher, kritisierte er. Aber auch die Gesamtjahreszahlen seien schwächer ausgefallen als erwartet, kritisierte Branchenexperte Robert Gardiner vom irischen Analysehaus Davy Research.

HÖHERE DIVIDENDE TROTZ GEWINNRÜCKGANGS

2016 hatte Heidelberg mit knapp 15,2 Milliarden Euro dank der Übernahme 13 Prozent mehr umgesetzt. Der operative Gewinn (Ebitda) legte ebenfalls um 13 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zu. Rechnet man Italcementi komplett in die Bilanz mit rein, dann betrugen die Erlöse knapp 17,1 Milliarden Euro und der operative Gewinn 3,2 Milliarden Euro.

Unter dem Strich blieben bei den Aktionären 706 Millionen Euro hängen. Ein Minus von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hier belasteten vor allem Integrationskosten, aber auch Abschreibungen in der Ukraine und dem Kongo. Bereinigt um Sondereffekte kletterte der Gewinn um mehr als ein Viertel auf gut eine Milliarde Euro. Die Dividende will das Management um Unternehmenschef Bernd Scheifele deshalb um 23 Prozent auf 1,60 Euro je Aktie erhöhen. HeidelbergCement beschäftigt rund 60 000 Mitarbeiter.

INTEGRATION VON ITALCEMENTI IM FOKUS

Im laufenden Jahr steht vor allem der Abschluss der Integration von Italcementi im Fokus. Dabei sieht HeidelbergCement-Chef Scheifele beim zugekauften Unternehmen noch mehr Einsparmöglichkeiten. "Die zügigen Fortschritte stimmen uns sehr zuversichtlich, so dass wir das Synergieziel von 400 Millionen Euro auf 470 Millionen Euro erhöhen", sagte er.

Neben den USA rechnet Scheifele auf für die Region West- und Südeuropa mit einer positiven Entwicklung. Dabei geht HeidelbergCement vor allem von weiterhin guten Geschäften in Grossbritannien und einer robusten Konjunktur in Deutschland aus. Eine steigende Nachfrage nach Baustoffen erwarten die Heidelberger auch in Osteuropa dank der EU-Infrastrukturprogramme./mne/ees/stb