Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf kleinere Zinserhöhungen und eine wirtschaftliche Erholung in China hat die europäischen Börsen ins Plus gehoben.

Der deutsche Leitindex Dax notierte am Freitag 0,8 Prozent höher bei 15.450 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx, gewann 0,7 Prozent auf 4269 Zähler. Äußerungen des US-Währungshüters Raphael Bostic haben die Sorgen, dass die großen Zentralbanken angesichts der hohen Inflation die Zinsen weiter stark erhöhen, weitgehend abflauen lassen. Der Präsident des Ablegers der US-Notenbank Fed in Atlanta sagte am Donnerstagabend, er favorisiere einen langsamen und gleichmäßigen Kurs der Fed mit Zinserhöhungen um 25 Basispunkte, da die Auswirkungen der höheren Zinsen erst im Frühjahr zu spüren sein könnten.

Nun richten die Investoren ihren Blick auf die wirtschaftliche Erholung in China nach jüngsten starken Wachstumsdaten. Am Sonntag fängt in der Volksrepublik die jährliche Parlamentstagung an, auf der Wirtschaftsziele festgelegt werden. "Die große Hoffnung ist, dass Chinas Wirtschaft nun doch Fahrt aufnehmen wird, was auch den exportabhängigen deutschen Unternehmen helfen könnte", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Eine Rezession infolge der steigenden Zinsen bleibe zwar immer noch die größte Angst der Anleger, aber sie zeige sich noch nicht in den Daten. Auch wenn die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone auf eine langsamere Wirtschaftsentwicklung hinwiesen, verharrten sie über der sogenannten Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ein positiver Impuls aus China könne sie noch weiter nach oben treiben.

ANLEIHEN IM PLUS - ÖL GIBT NACH

Die Hoffnungen der Investoren auf eine stärkere Wirtschaft trieben die Kurse der Staatsanleihen nach oben. Im Gegenzug fielen die Renditen. Die zehnjährigen Bunds rentierten mit 2,705 Prozent nach 2,754 Prozent am Donnerstag.

Die Ölpreise lagen erneut im Minus. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils 0,3 Prozent auf 84,50 und 77,95 Dollar pro Barrel (159 Liter). Allerdings steuerten sie auf einen Wochengewinn von jeweils rund zwei Prozent zu. Die Investoren waren hin- und hergerissen zwischen Sorgen um die hohe Inflation und der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in China nach Konjunkturdaten vom Mittwoch.

Bei den deutschen Einzelwerten stand die Lufthansa im Rampenlicht. Die Papiere der Fluggesellschaft gewannen nach Zahlen 4,3 Prozent auf 10,28 Euro. "Wenn auch der Gewinn nicht so hoch ausfiel wie erwartet, die Zukunft zählt an der Börse und da ist das Management sehr zuversichtlich", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Broker RoboMarkets. Die PVA Tepla-Aktie verlor dagegen 13,2 Prozent auf 22,24 Euro. Der Gründer des hessischen Technologieunternehmens, Peter Abel, ist sechs Jahre nach dem Rückzug von der Firmenspitze auch als Aktionär ausgestiegen.

Die Festlegung einer erwarteten Geldstrafe in den USA stützte die Aktie das schwedischen Telekomausrüsters Ericsson. Die Papiere stiegen um vier Prozent auf 60,10 Kronen. Das Unternehmen soll 206 Millionen Dollar an das US-Justizministerium zahlen. Das entspricht in etwa der Summe, die Ericsson für das Bußgeld zur Seite gelegt hatte. Analysten hatten mit einem höheren Betrag gerechnet.

In Paris trieben starke Geschäftszahlen die Bonduelle-Aktie nach oben. Die Titel des Anbieters von Dosen-Gemüse stiegen um sechs Prozent. Der Konzern verzeichnete im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/2023 einen überraschend starken operativen Gewinn. Bonduelle hat Analysten zufolge die Auswirkungen der hohen Inflation auf die Nachfrage mit Preiserhöhungen ausgleichen können.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)