BLANKENFELDE-MAHLOW/BERLIN (dpa-AFX) - Nach der fünften Absage eines Eröffnungstermins für den neuen Hauptstadtflughafen sind am Montag die Eigentümer der Betreibergesellschaft zusammengekommen. Die schon länger geplante Gesellschafterversammlung tagte am Nachmittag bei Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) im Roten Rathaus. Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, sagte: "Dass dieses keine für Berlin oder Deutschland besonders schöne Situation ist, mit der wir große Werbung für uns machen, ist glaube ich jedem klar."

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach von einem "klaren Rückschlag für das Projekt". Am Rande des Flughafen-Sonderausschusses des Landtages sagte er in Blankenfelde-Mahlow (Teltow-Fläming): "Natürlich bin ich verärgert, das wird wohl jeder nachvollziehen."

Gesellschafter des Flughafens sind die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund. Auf ihrer Tagesordnung stand nach Angaben des brandenburgischen Finanzministers Christian Görke (Linke) die Wahl neuer Aufsichtsratsmitglieder und von Rechnungsprüfern für 2016 sowie der Wirtschaftsplan für 2017. Laut Senatskanzlei wollte sich Müller anschließend nicht zu Ergebnissen äußern.

Görke sagte vor dem Treffen: "Ich gehe davon aus, dass die Gesellschafter die Geschäftsführung auffordern werden, den Stand der Dinge aufzuarbeiten und darzulegen, wie die bestehenden Probleme abgearbeitet werden können." Görke nahm ebenso an der Sitzung teil wie Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider.

Dieser versicherte, wegen der neuerlichen Verzögerungen seien keine zusätzlichen Steuergelder nötig. "Das ist kein Ruhmesblatt für alle Beteiligten, das ist doch klar", sagte Bretschneider. "Aber wir sind überzeugt, dass die Kosten der Verzögerung im Puffer der Finanzierung drin sind." Für den Flughafen haben die Eigner Bund, Berlin und Brandenburg bislang 6,5 Milliarden Euro bereitgestellt.

Flughafen-Aufsichtsratschef Müller hatte am Samstag bei einer Tagung der SPD-Fraktion bekanntgegeben, dass die Eröffnung des Flughafens anders als geplant in diesem Jahr nicht mehr gelingen wird. Grund sind Probleme mit der elektronischen Steuerung Hunderter Türen und möglicherweise notwendige Umbauten der Sprinkleranlage.

"Ich hätte mir gewünscht, dass das mit den Gesellschaftern vorher abgestimmt wird", kommentierte Woidke im "Tagesspiegel" (Montag) Müllers Vorpreschen. Zugleich baute er Druck auf Flughafenchef Karsten Mühlenfeld auf. "Wir müssen in diesem Jahr mit dem Bau fertig werden, mit der technischen Fertigstellung, um den Flughafen 2018 eröffnen zu können", sagte er. "Wir planen ja keine Mondlandung." Am Montag wollte Woidke Müllers Vorgehen nicht mehr kommentieren.

Mühlenfeld hob hervor, er habe den Aufsichtsrat Mitte Dezember über die Schwierigkeiten mit den Türen informiert. "Diese Probleme hätten gelöst werden können, wenn die betreffende Firma ausreichend Personal auf die Baustelle gebracht hätte", sagte der Flughafenchef. "Von den notwendigen 200 Mitarbeitern waren in der Zeit nach den Feiertagen aber weniger als die Hälfte da." Daher habe der Zeitplan nicht gehalten werden können. Zum Teil seien fertigverkabelte Türen auch bei Bauarbeiten von Handwerkern beschädigt worden.

Unregelmäßigkeiten bei den Abläufen des Baus sieht Mühlenfeld nicht. "Bei einer technischen Inbetriebnahme findet man immer noch Fehler im System - dafür macht man sie ja", sagte der Flughafenchef. "Wir hatten allerdings gehofft, dass es nicht so gravierende Probleme gibt." Auch die Sprinkler-Anlage sei noch nicht betriebsfertig. "Da mussten nach Begehungen durch die Bau-Aufsicht viele Sprinkler zusätzlich eingebaut werden und nun muss das ganze System neu berechnet werden."

Mühlenfeld machte den Abgeordneten keine Hoffnung auf mögliche Regressforderungen, denn mit den Baufirmen seien Verträge auf Stundenbasis abgeschlossen worden. "Das ist ein Webfehler im System, das vor Jahren gemacht wurde - das lässt sich jetzt nicht so schnell auflösen."

Mehrere Fraktionen fordern für diesen Donnerstag eine Aktuelle Stunde zu dem Thema im Berliner Abgeordnetenhaus. Die CDU verlangte vom Regierenden Bürgermeister Müller "endlich Wahrheit und Klarheit rund um das Bau- und Kommunikationsdesaster am BER"./kp/bf/DP/tos