MÜNCHEN (AFP)--Ungarns Außenminister Peter Szijjarto rechnet nicht mit einer schnellen Zustimmung des ungarischen Parlaments zum Nato-Beitritt Schwedens. Zuvor müsse Stockholm sich bemühen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, sagte Szijjarto dem Münchner Merkur vom Donnerstag. Er selbst habe zwar nur eine Stimme im Parlament. "Aber wenn sie mich nach der allgemeinen Stimmung fragen, würde ich sagen: Ja, es braucht erst vertrauensbildende Maßnahmen, bevor die Abgeordneten zustimmen."

Es sei "kein Zufall, dass sie seit anderthalb Jahren nicht über diese Sache beraten", fügte Szijjarto mit Blick auf die ungarischen Abgeordneten hinzu. Ministerpräsident Viktor Orban hatte zuvor hingegen eine baldige Ratifizierung in Aussicht gestellt.

Nach langem Zögern hatte das türkische Parlament am Dienstag das Beitrittsgesuch Schwedens gebilligt. Ungarn ist nun das einzige Nato-Mitglied, das bisher noch nicht zugestimmt hat. Szijjarto zufolge liegt der Antrag seit Sommer 2022 beim Parlament, stand seither aber noch nicht auf der Tagesordnung. Als Grund nannte der 45-Jährige die angeblich besonders scharfen Attacken aus Schweden auf sein Land.

Die regierende Fidesz-Partei habe "viele selbstbewusste Parlamentarier, die seit Jahren im Parlament sitzen und sich ihre Mandate immer wieder erkämpft haben", sagte Szijjarto. "Wenn diese Leute dann regelmäßig hören, unser System sei illegitim, diktatorisch, keine Demokratie, fühlen sie sich natürlich angegriffen. Und Schweden war eines der Länder, die solche Vorwürfe am lautesten äußerten."

Szijjarto betonte, es handele sich aus seiner Sicht nicht um eine emotionale, sondern um eine rationale Reaktion. "Als es um Finnlands Nato-Antrag ging, kam mein finnischer Kollege nach Budapest und beteuerte, dass sein Land mit Ungarn zusammenarbeiten werde", sagte er. Seinen schwedischen Kollegen habe er bisher aber vergeblich um einen Besuch und eine Rede im Parlament gebeten.

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January 24, 2024 13:29 ET (18:29 GMT)