Der Internationale Währungsfonds erhöhte deshalb am Montag auch seine Wachstumsprognosen für die USA und Deutschland - in beiden Fällen sehr deutlich. "Die Änderungen in der US-Steuerpolitik stimulieren die wirtschaftlichen Aktivitäten." Der Impuls für die USA werde auf die großen Handelspartner - wie Deutschland - ausstrahlen. Dies dürfte bis ins Jahr 2020 hineinwirken, so der IWF in seinem aktuellen Wirtschaftsausblick. Nach 2022 dürfte sich dies aber ändern. Dann könnten dämpfende Effekte durchschlagen, etwa durch ein größeres US-Leistungsbilanzdefizit, mehr Schulden und einen stärkeren Dollar. IWF-Chefin Christine Lagarde warnte zudem vor längerfristigen Risiken: "Selbstgefälligkeit ist ein Risiko, vor dem wir uns besonders hüten sollten."

Für die globale Wirtschaft rechnet der Fonds mittlerweile mit einem Zuwachs von jeweils 3,9 Prozent in den Jahren 2018 und 2019, in beiden Fällen 0,2 Punkte mehr als noch im Herbst. Die Prognosen für Deutschland wurden um je einen halben Punkt auf 2,3 Prozent in diesem Jahr und 2,0 Prozent im nächsten Jahr hochgesetzt. Der US-Wirtschaft wird jetzt ein Wachstum von 2,7 Prozent 2018 und 2,5 Prozent 2019 zugetraut.

Trump reklamiert vor dem Hintergrund künftig deutlich niedrigerer Steuern den aktuellen Aufschwung und die Rekorde an den Börsen für sich, obwohl die Wirtschaftsdaten auch schon unter seinem Vorgänger Barack Obama gut waren. IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld sagte, der Boom habe schon vor Trumps Amtszeit begonnen. Dabei habe auch die lockere Geldpolitik vieler Notenbanken eine Rolle gespielt. Die Federal Reserve steuere in den USA zwar um, das aber vorsichtig. Die Europäische Zentralbank habe deutlich gemacht, dass für sie eine Änderung der Nullzinsen noch in ferner Zukunft liege.

Lagarde zufolge sollten sich Politik und Wirtschaft nicht mit der jetzt günstigen Lage zufriedengeben. "Es gibt noch viel zu viele Menschen, die außen vor bleiben, wenn es um die Früchte des Wachstums geht", sagte die Französin bei der Vorstellung der Zahlen im schweizerischen Davos kurz vor Beginn des diesjährigen Weltwirtschaftsforums. Es fehlten oft Reformen in den Ländern, um langfristig das Wirtschaftswachstum zu stärken und Schwachstellen zu beheben. Und schließlich gebe es viele Unsicherheiten wie das Ende des Niedrigzinsphase und ein Besorgnis erregender Schuldenaufbau in vielen Staaten. Die Politiker müssten nun handeln. Geschehe dies nicht, drohe die nächste Krise heraufziehen. Neben den USA und Deutschland sieht der IWF auch die Wachstumsperspektiven für China optimistischer. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte dieses Jahr um 6,6 Prozent zulegen und 2019 dann um 6,4 Prozent. Das sind jeweils 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Herbst. Skeptisch ist der Fonds angesichts des geplanten EU-Austritts dagegen für Großbritannien. Hier wird 2018 weiterhin mit 1,5 Prozent Wachstum gerechnet. Für 2019 wurde die Prognose um 0,1 Punkte auf ebenfalls 1,5 Prozent gesenkt.