--Bitkom erwartet 2023 für Digitalbranche Umsatzplus von 3,8 Prozent

--Bitkom: Beschäftigtenzahl steigt 2023 um 45.000 auf 1,35 Millionen

--Schere zwischen Deutschland und führenden Digitalnationen öffnet sich

(NEU: Weitere Aussgen)

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Der Digitalverband Bitkom rechnet trotz der global angespannten Lage für 2023 mit einem Umsatzplus von 3,8 Prozent auf erstmals über 200 Milliarden Euro. Der Zuwachs bei den Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik dürfte nahezu ausschließlich auf die Informationstechnik zurückgehen. Damit trotzt die Digitalbranche der Krise.

Laut Bitkom zeigt sich der Sektor in einem von Krieg, gestörten Lieferketten und Inflation geprägten Umfeld sehr stabil und setzt weiter auf Umsatz- und Beschäftigungswachstum. Dennoch wird sich dem Verband zufolge die Schere zwischen Deutschland und den in der Digitalisierung führenden Länder weiter öffnen. Deutschland müsse hier mehr investieren, um mit den anderen Ländern mithalten zu können.

Bitkom erwartet für die Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik einen Umsatzanstieg von 3,8 Prozent auf 203,4 Milliarden Euro nach einem Anstieg um 4 Prozent auf 196,1 Milliarden Euro im Jahr 2022. Dabei dürfte das größte Wachstum in der Informationstechnik zu verzeichnen sein. Hier sei mit einem Umsatzplus von 6,3 Prozent zu rechnen.

Mit einem Zuwachs von nur 0,8 Prozent dürfte der Umsatz im Telekommunikationsmarkt deutlich schlechter abschneiden. In der Unterhaltungselektronik droht laut Bitkom nach einem kurzzeitigen Aufschwung mit Beginn der Corona-Pandemie das dritte Minus-Jahr in Folge. Hier sei mit einem Umsatzminus von 7,3 Prozent zu rechnen.

In der Digitalbranche dürfte es zudem in diesem Jahr einen Anstieg bei der Beschäftigtenzahl um 3,4 Prozent auf 1,35 Millionen geben, nach einem Anstieg um 3,5 Prozent auf 1,31 Millionen im Vorjahr.

"Digitalisierung ist die Antwort auf die multiplen Krisen unserer Zeit. Digitalisierung macht eine Volkswirtschaft resilienter, sie hilft bei globalen Herausforderungen wie dem Klimaschutz und sie erleichtert das Leben der Menschen, in der Gesundheitsversorgung ebenso wie im Bildungsbereich oder in der Mobilität", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. "Wir müssen die Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft verstärken und sollten mehr als nur eine Schippe drauflegen. Wir brauchen eine echte digitalpolitische Zeitwende."


   Abstand von Deutschland zu Digitalnationen vergrößert sich 

Insgesamt wird der Weltmarkt für Umsätze mit IT und Telekommunikation 2023 um voraussichtlich 4,8 Prozent auf 4,33 Billionen Euro steigen. Dabei ist Deutschland weit abhängt. Die USA dominieren den Weltmarkt mit einem Anteil von 35,7 Prozent, wie Bitkom erklärte. Auf Rang zwei wird laut dem Verband in diesem Jahr China mit einem Weltmarktanteil von 11,7 Prozent liegen, dahinter folgt Japan mit 5,7 Prozent. Deutschland liegt mit 4,2 Prozent Weltmarktanteil auf Rang fünf hinter Großbritannien mit 4,5 Prozent.

"Wir müssen uns in Deutschland mehr anstrengen. Die Schere zwischen uns und den führenden Digital-Nationen sowie den schnell wachsenden Ländern öffnet sich jedes Jahr weiter", sagte Berg. "Zu geringe Investitionen in IT und Telekommunikation machen es in allen Branchen schwerer, wettbewerbsfähig zu bleiben und im Innovationswettlauf eine führende Rolle einzunehmen."

Besondere Sorge macht Bitkom, dass das Umsatzwachstum in Ländern, wo die Digitalisierung bereits weiter fortgeschritten ist, höher sei als in Deutschland. Für China rechnet Bitkom mit einem Umsatzwachstum von 6,7 Prozent, in Indien mit 5,7 Prozent, im Vereinigten Königreich mit 5,5 Prozent und in dem Marktführer USA mit einem Zuwachs von 4,8 Prozent.

"Man sieht deutlich, dass diese Länder, die schon mehr investiert haben, doch deutlicher wachsen. Länder wie die USA oder andere wachsen schneller und investieren mehr, auch pro Einwohner", sagte Berg. "Wir müssen in Deutschland (beim Umsatzwachstum) deutlich über 5 Prozent liegen, um überhaupt hier aufzuholen."

Angesichts dieser Situation müsse Deutschland in den kommenden zwölf Monaten eine digitalpolitische Zeitenwende in Angriff nehmen. "Statt ein bisschen Veränderung hier und ein bisschen Veränderung dort müssen wir uns von alten, analogen Prozessen trennen und so bald wie möglich auf digital only setzen", so Berg.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/apo

(END) Dow Jones Newswires

January 10, 2023 05:41 ET (10:41 GMT)