Nachrichten und Einschätzungen zu dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sowie den Auswirkungen:


Unionspolitiker vergleicht Zerstörung von ukrainischem Staudamm mit Atombombe 

Unions-Fraktionsvize Johann Wadephul hat die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine als "Kriegsverbrechen in einer neuen Dimension" verurteilt. "Die jetzt absehbaren katastrophalen Auswirkungen auf Mensch und Natur im Unterlauf des Dnjepr sind vergleichbar mit dem Einsatz einer Atombombe", sagte Wadephul der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten (Mittwochsausgaben). "Es spricht vieles dafür, dass russische Kräfte gezielt den Kachowka-Staudamm bei Cherson gesprengt haben", sagte Wadephul weiter. "Ein solcher Anschlag reiht sich ein in die brutale Kriegsführung Russlands, die bewusst das Kriegsvölkerrecht bricht und zivile Opfer in Kauf nimmt", fügte er hinzu.


Özdemir kritisiert EU-Kommission für Verlängerung der Getreide-Beschränkungen 

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat die Entscheidung der EU-Kommission kritisiert, die Handelsbeschränkungen für Getreideimporte aus der Ukraine bis zum 15. September zu verlängern. Er rief zur Rückkehr zu einem abgestimmten und geeinten Vorgehen von Kommission und Mitgliedstaaten auf. "Dass die Kommission jetzt die EU-Schutzklauseln verlängert hat, zahlt nicht auf unsere europäische Solidarität mit der Ukraine ein, sondern spielt nur Putin in die Hände", sagte Özdemir. Seit Beginn des Krieges lasse der russische Präsident Wladimir Putin nichts unversucht, um die internationale Staatengemeinschaft zu spalten und der Ukraine wirtschaftlich zu schaden. Es wäre wichtig, dass Europa an der Seite der Ukraine stehe und auf Grundlage von Regeln und Fakten Hilfen für die Mitgliedstaaten auf den Weg brächten, deren Märkte unter den Folgen von Putins Wahnsinn litten.


IAEA warnt vor Folgen von Angriff auf Staudamm für Akw Saporischschja 

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der ukrainischen Region Cherson vor den Folgen für die Kühlung des Atomkraftwerks Saporischschja gewarnt. In "ein paar Tagen" könne der Pegel des Stausees so niedrig sein, dass das Wasser nicht mehr zum Kraftwerk gepumpt werden könnte, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi. Der teilweise zerstörte Staudamm liegt am Fluss Dnipro, der das Atomkraftwerk mit Kühlwasser versorgt. Derzeit sinke der Wasserpegel im Stausee durch die Schäden am Damm um etwa fünf Zentimeter pro Stunde. Am frühen Dienstag habe der Pegel des Stausees bei etwa 16,4 Metern gelegen. Falle er unter 12,7 Meter, könne das Wasser nicht mehr abgepumpt werden, um die Kühlkreisläufe des Kraftwerks zu versorgen. Dies könne in "ein paar Tagen" passieren.


Wasserkraftwerk am Kachowka-Staudamm ist "komplett zerstört" 

Nach der Explosion an dem russisch besetzten Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine ist das dortige Wasserkraftwerk nach ukrainischen Angaben "komplett zerstört". Das Kraftwerk könne nicht wiederhergestellt werden, die Hydraulik sei weggeschwemmt worden, teilte der Leiter des ukrainischen Energiebetreibers Ukrhydroenergo, Igor Syrota, im ukrainischen Fernsehen mit.


Bundesamt sieht keine unmittelbare Gefahr für ukrainisches Akw 

Die Zerstörung des ukrainischen Staudamms bei Cherson und des dazugehörigen Wasserkraftwerks hat derzeit keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Betrieb des Atomkraftwerkes Saporischschja, wie das Bundesamt für Strahlenschutz der Funke-Mediengruppe mitteilte. "Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms bei Nowa Kachowka im Süden der Ukraine droht keine unmittelbare Gefahr für das Kernkraftwerk Saporischschja", hieß es demnach. Das Akw sei nicht von Überschwemmungen betroffen, weil es flussaufwärts am Dnipro liege und auch durch einen Damm geschützt sei. Auch Kühlung und Stromversorgung seien nicht beeinträchtigt. Sollte das Wasser knapp werden, gebe es laut Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit weitere Möglichkeiten zur Kühlung.


Militärexperte: Staudamm-Sprengung für Ukraine nur "Stolperstein" 

Nach Überzeugung des Militärexperten Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) ist die Sprengung des Staudamms in der Südukraine für die ukrainische Offensive "ein Stolperstein, aber es ist weder ein 'game-changer' noch eine Eskalation". Möling sagte der Funke-Mediengruppe: "Ich sehe keine strategischen Auswirkungen auf den Verlauf oder das Ergebnis des Krieges." Durch die Überflutung müssten nun weniger russische Soldaten auf der Ostseite des Dnipro-Flusses präsent sein, wo Moskau einige Tausend Kräfte in festen Verteidigungsstellungen stationiert habe. "Eine Überquerung des Flusses durch ukrainische Soldaten wird in den nächsten Tagen oder Wochen nicht möglich sein", sagte er. Für die Ukraine werde die Gegenoffensive dadurch schwieriger.


Kiew: 150 Tonnen Motoröl nach Staudamm-Zerstörung in den Dnipro geflossen 

Nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben 150 Tonnen Motoröl in den Fluss Dnipro geflossen. In den Online-Netzwerken warnte die Presseberaterin des Chefs des ukrainischen Präsidialamtes, Daria Sariwna, vor einer Gefährdung der Umwelt. "Es besteht auch die Gefahr neuer Öllecks, die sich negativ auf die Umwelt auswirken", erklärte Sariwna im Onlinedienst Telegram. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die teilweise Zerstörung des Staudamms verantwortlich. Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak warf Russland vor, den Staudamm "gesprengt" zu haben, um das Gebiet zu überfluten und so die geplante ukrainische Offensive zu behindern. Von Moskau eingesetzte Behörden meldeten hingegen, der Staudamm sei "durch mehrere Angriffe" der Ukraine teilweise zerstört worden. Der Kreml sprach von einer "vorsätzlichen Sabotage" Kiews.


Pro-russische Behörden: Stadt am zerstörten Staudamm überflutet 

Die von Russland besetzte Stadt Nowa Kachowka im Süden der Ukraine ist russischen Angaben zufolge nach der teilweisen Zerstörung des nahegelegenen Kachowka-Staudamms überschwemmt worden. "Die Stadt ist überflutet", sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister der Stadt, Wladimir Leontjew, russischen Medien. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Angriff auf den Staudamm verantwortlich. Der Kreml nannte die teilweise Zerstörung des Staudamms eine "vorsätzliche Sabotage" Kiews. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Ziel sei es, die von Russland besetzte Halbinsel Krim von der Wasserversorgung abzuschneiden. Nowa Kachowka liegt in jenem Teil der ukrainischen Region Cherson, der von Russland kontrolliert wird. Die Stadt befindet sich etwa 85 Kilometer von der gleichnamigen Regionalhauptstadt Cherson entfernt, aus welcher sich die russischen Truppen im November infolge einer ukrainischen Gegenoffensive zurückgezogen hatten.


Scholz: Angriff auf Staudamm ist "neue Dimension" im Ukraine-Krieg 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht in dem Angriff auf den Kachowka-Staudamm in der ukrainischen Region Cherson eine "neue Dimension" im Krieg in der Ukraine. Man sei sehr bemüht darum, eine gefährliche Lage zu vermeiden. Aber man betrachte die Situation "mit Sorgfalt und mit Sorge", sagte Scholz. Die Beschädigung des Staudamms sei etwas, "das zu der Art und Weise passt, wie Putin diesen Krieg führt", sagte er beim WDR Europaforum in Berlin.


EU-Ratspräsident Michel macht Russland für "Angriff" auf Staudamm verantwortlich 

EU-Ratspräsident Charles Michel hat die offenbar absichtliche Zerstörung eines Staudamm im Süden der Ukraine verurteilt. Er sei "schockiert über den beispiellosen Angriff auf den Nowa-Kachowka-Staudamm", schrieb Michel im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Die Zerstörung ziviler Infrastruktur gilt klar als Kriegsverbrechen - und wir werden Russland und seine Stellvertreter zur Verantwortung ziehen", schrieb Michel. Der Ratspräsident will den Vorfall demnach Ende Juni beim nächsten EU-Gipfel in Brüssel zur Sprache bringen. Es müsse Hilfen für die überfluteten Gebiete in der ukrainischen Region Cherson im Süden des Landes geben, betonte Michel. Seine Gedanken seien bei den "Familien in der Ukraine, die von dieser Katastrophe betroffen sind". Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor nach einer Explosion an dem Staudamm den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Er machte "russische Terroristen" verantwortlich und sprach ebenfalls von einem "Kriegsverbrechen".


Selenskyj beruft wegen Staudamm den Nationalen Sicherheitsrat ein 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach einer Explosion am Kachowka-Staudamm in der Region Cherson im Süden der Ukraine den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. "Wasserkraftwerk Kachowka. Ein weiteres Kriegsverbrechen, begangen von russischen Terroristen", schrieb Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak im Onlinedienst Telegram. "Der Präsident hat den Nationalen Sicherheitsrat einberufen." Der Staudamm liegt in dem von Russland kontrollierten Teil von Cherson. Von Moskau eingesetzte Behörden meldeten indes, der Staudamm sei "durch mehrere Angriffe" der Ukraine teilweise zerstört worden. Der Bürgermeister der nahegelegenen Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, erklärte auf Telegram, bei den nächtlichen Angriffen seien die Ventile des Damms zerstört und eine "unkontrollierbare Wasserfontäne" verursacht worden. Der Staudamm versorgt die von Russland annektierte Halbinsel Krim mit Wasser.


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June 06, 2023 10:31 ET (14:31 GMT)