Nachrichten und Einschätzungen zum russischen Angriff und dem Krieg in der Ukraine:


Kiew: Russland hat die Kontrolle über Tschernobyl übernommen 

Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben die Kontrolle über den zerstörten Atomreaktor von Tschernobyl übernommen. Russische Soldaten hätten das Gebiet um das Akw im Norden der Ukraine nach "erbitterten" Kämpfen eingenommen, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak am Donnerstagabend. Der Unglücksreaktor könne daher nicht mehr als sicher angesehen werden, es handele sich um "eine der ernstesten Bedrohungen für Europa".


Großbritannien erteilt russischer Airline Aeroflot Flugverbot 

Als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine hat Großbritannien der staatlichen russischen Fluggesellschaft Aeroflot ein Flugverbot erteilt. Zudem würden die Konten weiterer russischer Geschäftsleute aus dem Banken- und Rüstungssektor eingefroren, sagte der britische Regierungschef Boris Johnson am Donnerstagabend im Parlament. Russlands Präsident Wladimir Putin werde nie "das Blut der Ukraine von seinen Händen waschen" können, sagte Johnson. Zuvor hatte die britische Regierung bereits den russischen Botschafter in London einbestellt. In dem Gespräch mit Botschafter Andrej Kelin kritisierte Außenministerin Liz Truss nach Angaben aus Ministeriumskreisen die "unprovozierte und ungerechtfertigte" russische Invasion in der Ukraine scharf, die Russland international "zum Paria" mache. Truss warf Moskau demnach vor, "wiederholt gelogen zu haben", indem Russland jegliche Invasionspläne immer wieder abgestritten hatte. Laut Ministerium handelte es sich um ein Treffen in äußerst angespannter Stimmung, an dessen Ende Truss den Botschafter "hinausgeworfen" habe, als er begonnen habe, die "unglaubliche Propaganda des Kreml" zu wiederholen.


Scholz: Nato wird alle ihre Mitglieder verteidigen 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Russland davor gewarnt, nach dem Angriff auf die Ukraine weitere Länder ins Visier zu nehmen. Die westlichen Bündnispartner seien sich "einig, dies mit all uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern", sagte Scholz am Donnerstag in einer Fernsehansprache an die Bürgerinnen und Bürger. Russlands Präsident Wladimir "Putin sollte die Entschlossenheit der Nato nicht unterschätzen, alle ihre Mitglieder zu verteidigen".


Putin: "Keine andere Wahl" als Angriff auf Ukraine 

Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Angriff auf die Ukraine als absolut notwendige Maßnahme für die Landesverteidigung bezeichnet. "Was hier geschieht, ist eine erzwungene Aktion", sagte Putin am Donnerstagabend bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit russischen Geschäftsleuten in Moskau. "Man hat uns keine andere Wahl gelassen."


US-Regierung: Moskau will pro-russische Regierung in Kiew installieren 

Die russische Militäroffensive in der Ukraine zielt nach Einschätzung der USA auf den Sturz der pro-westlichen Regierung in Kiew ab. Moskau wolle eine Russland-freundliche Regierung installieren, sagte ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums am Donnerstag. Russland hatte am Morgen einen großangelegten Angriff aus mehreren Richtungen auf die Ukraine begonnen. Bis zum Nachmittag stießen russische Bodentruppen bereits in den Großraum von Kiew vor. Nach Einschätzung des Pentagon-Mitarbeiters zielt die Invasion in der ersten Phase auf die Einnahme der Hauptstadt Kiew und anderer wichtiger Städte ab.


Altkanzler Schröder fordert "schnellstmöglich" Ende des Angriffs 

Der wegen seiner engen Verbindungen zur russischen Führung oft kritisierte Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Invasion in der Ukraine verurteilt. "Der Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine muss schnellstmöglich beendet werden", hieß es in einer am Donnertag veröffentlichten Erklärung auf Schröders Seite im Karrierenetzwerk LinkedIn. "Das ist die Verantwortung der russischen Regierung." In den vergangenen Jahren sei häufig "über Fehler und Versäumnisse im Verhältnis zwischen dem Westen und Russland" gesprochen worden, fuhr Schröder fort. "Und es gab viele Fehler - auf beiden Seiten. Aber auch Sicherheitsinteressen Russlands rechtfertigen nicht den Einsatz militärischer Mittel."


G7: Russischer Angriff "ernste Bedrohung" der internationalen Ordnung 

Die G7-Staaten haben den russischen Angriff auf die Ukraine als "ernste Bedrohung" für die internationale Ordnung verurteilt. Der "nicht provozierte und völlig ungerechtfertigte Angriff" Russlands auf die Ukraine verändere "die transatlantische Sicherheitslage grundlegend", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs der Staatengruppe. Sie warnten darin auch vor Auswirkungen der Krise "weit über Europa" hinaus.


Selenskyj: Russland hat "neuen Eisernen Vorhang" geschaffen 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland nach dem Einmarsch in sein Land vorgeworfen, einen "neuen Eisernen Vorhang" geschaffen zu haben. "Was hören wir heute? Es sind nicht nur Raketenexplosionen, Gefechte und das Dröhnen von Flugzeugen", sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Videoansprache. "Es ist der Klang eines neuen Eisernen Vorhangs, der sich senkt und Russland von der zivilisierten Welt abschottet."


Regierung: Militärflugplatz nahe Kiew von russischer Armee eingenommen 

Die russische Armee hat nach Angaben der ukrainischen Regierung einen Militärflugplatz nahe Kiew eingenommen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Donnerstag, es handele sich um den wenige Kilometer von der nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt gelegenen Flughafen Hostomel. Er habe die ukrainische Armee angewiesen, den Flughafen zurückzuerobern.


Russland droht mit Vergeltung für EU-Sanktionen 

Russland hat mit einer "harten" Reaktion auf die wegen des Einmarschs in die Ukraine geplanten EU-Sanktionen gedroht. Die "unfreundlichen" Maßnahmen der EU würden Moskau "nicht daran hindern", die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen, teilte das russische Außenministerium am Donnerstag mit. Gemäß dem "Prinzip der Gegenseitigkeit" des Völkerrechts werde Russland "harte Vergeltungsmaßnahmen ergreifen".


BGA: Politik muss weitere Ausbreitung kriegerischer Handlungen verhindern 

Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hat auf Maßnahmen gedrungen, um eine weitere Ausbreitung kriegerischer Handlungen zu verhindern und Russland zurüpck an den Verhandlungstisch zu bringen. "Mit Entsetzen blicke ich auf die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine", erklärte BGA-Präsident Dirk Jandura. Die Unternehmen des Groß- und Außenhandels stünden für offenen, freien Handel und den friedlichen Austausch untereinander. Der völkerrechtswidrige Angriff auf die Ukraine sei nicht zu rechtfertigen. "Es ist nun Aufgabe der Politik, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung kriegerischer Handlungen zu verhindern und Russland wieder an den Verhandlungstisch zu bringen", sagte Jandura.


Lambrecht: Deutschland erfüllt "jede Anfrage" östlicher Nato-Partner 

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat den östlichen Nato-Verbündeten in der Ukraine-Krise umfassende Unterstützung durch die Bundeswehr zugesichert. "Wir als Deutschland werden jede Herausforderung in diesem Bereich erfüllen, jede Anfrage, die kommt", sagte Lambrecht nach einer Sitzung des Verteidigungsausschusses im Bundestag am Donnerstag. "Und dazu sind wir auch in der Lage".


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February 24, 2022 13:08 ET (18:08 GMT)