Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Lageraufbau und Exporte stützen deutsches BIP im vierten Quartal

Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2021 trotz eines abermaligen coronabedingten Lockdowns deutlicher als erwartet gewachsen, was allerdings maßgeblich an Faktoren lag, die nicht unbedingt von Dauer sein werden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in zweiter Veröffentlichung mitteilte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Quartalssicht nicht nur um 0,1 Prozent, wie zunächst geschätzt, sondern um 0,3 Prozent. Für das Jahr 2021 verbessert das die Ausgangsbasis, weil der statistische Überhang etwas höher ausfällt.

Commerzbank: Deutsche Exporte im vierten Quartal keine Brexit-Story

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht im deutlichen Anstieg der deutschen Exporte im vierten Quartal 2020 keine "Brexit-Story". "Im Oktober und November gab es einen nur moderaten Anstieg der Ausfuhren nach Großbritannien, und im Dezember, als sie eigentlich hätten steigen müssen, sind sie sogar gefallen", sagt Krämer. Der Ökonom bezweifelt damit, dass es kurz vor Ende der Übergangsphase im Zusammenhang mit dem EU-Austritt Großbritanniens zu einem starken Anstieg der Ausfuhren gekommen ist, was im ersten Quartal 2021 zu einem Rückschlag mit entsprechender Wachstumswirkung führen könnte.

Lampe: Konsum könnte Wachstumsstütze im ersten Quartal werden

Nach dem lager- und exportgetriebenen Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal 2020 muss sich die Wirtschaft im laufenden ersten Quartal 2021 nach Einschätzung von Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, auf andere Wachstumskräfte stützen. "Ein Lageraufbau in dieser Stärke wiederholt sich meistens nicht", sagt Krüger. Als potenzielle Wachstumsstütze identifiziert er unter anderem den Konsum. "Wir werden ja wohl nicht noch einmal einen Rückgang von 3,3 Prozent sehen", meint er. Auch dem Bau traut er einen Wachstumsbeitrag zu.

DIW: Wirtschaft verkraftet Lockdown besser als im vergangenen Jahr

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erwartet angesichts des Corona-Lockdowns für das erste Quartal einen deutlichen Rückgang des deutschen Bruttoinlandprodukts. Allerdings verkrafte die deutsche Wirtschaft den Lockdown besser als im vergangenen Jahr. Die Wirtschaft dürfte von Januar bis März um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal schrumpfen nach einem Quartalswachstum von 0,3 Prozent im Schlussquartal 2020. Ende Januar hatte das DIW für das erste Quartal noch ein Rückgang der Wirtschaft um 3 Prozent erwartet.

DIHK: Industrieunternehmen optimistischer als Gesamtwirtschaft

Die deutsche Industrie blickt laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) "wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft als noch im vergangenen Herbst" und ist insgesamt optimistischer als die Gesamtwirtschaft. Wie eine entsprechende Sonderauswertung der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage zeigt, gehen 37 Prozent der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate von Umsatzzuwächsen aus, 23 Prozent stellen sich auf Rückgänge ein. In der Gesamtwirtschaft erwarten laut DIHK hingegen 27 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen und 28 Prozent Umsatzrückgänge.

IW: Bei Wirtschaftswachstum relativieren sich Corona-Schulden

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat eine Konzentration auf mehr Wirtschaftswachstum durch digitale Innovationen angemahnt, um den nach der Corona-Krise hohen Schuldenstand wieder zu senken. "Auch wenn die Neuverschuldung und der Schuldenstand astronomisch hoch klingen, besteht kein Grund zur haushaltspolitischen Panik", erklärte IW-Ökonom Tobias Hentze. "Wenn nach der Krise schnell wieder wirtschaftliche Dynamik in Gang kommt, relativieren sich die Schulden ganz nebenbei von allein."

Umfrage: Unzufriedenheit mit Corona-Politik wächst

Die Deutschen blicken mit wachsender Skepsis auf die Corona-Politik der Regierung. Nur noch 54 Prozent der Wahlberechtigten sind mit den Maßnahmen zufrieden oder sehr zufrieden, wie eine repräsentativen Umfrage des Instituts Policy Matters im Auftrag der Zeit ergab. Im vergangenen Sommer hatte der Zustimmungswert bei 77 Prozent gelegen. 54 Prozent halten die derzeitigen Maßnahmen für gerechtfertigt, nach 70 Prozent im Vorjahr. Besonders schlecht beurteilt wurde die Leistung des Wirtschaftsministeriums (53 Prozent weniger zufrieden oder unzufrieden) und des Bildungsministeriums (65 Prozent weniger zufrieden oder unzufrieden).

SPD-Fraktionsgeschäftsführer erwartet 2021 höhere Kreditaufnahme

Der Bund wird nach Angaben der SPD in diesem Jahr wegen der Corona-Krise wohl mehr Schulden aufnehmen müssen als die bisher veranschlagten knapp 180 Milliarden Euro. "Für den Haushaltsvollzug 2021 rechne ich damit, dass die Kreditermächtigungen nicht reichen", sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider bei einem Pressegespräch in Berlin. So seien die Überbrückungshilfen noch einmal aufgestockt worden, und auch die Mittel zur Pandemievorsorge dürften nicht ausreichen.

Ifo-Präsident Fuest gegen zu frühes Aufgeben der Schuldenbremse für 2022

Der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, hält es noch für zu früh, um Aussagen über ein Einhalten der Schuldenbremse im kommenden Jahr zu machen. Bei einer Web-Veranstaltung der Stiftung Marktwirtschaft verwies der Ökonom auf Annahmen des Internationalen Währungsfonds (IWF), nach denen ab 2022 gesamtstaatliche Budgetüberschüsse erreicht würden und die Schuldenbremse wieder eingehalten werden könne. "Das wird im Moment anders diskutiert in Deutschland", räumte Fuest ein.

Feld warnt vor Politisierung des Sachverständigenrats

Der scheidende Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, hat vor einer zu starken Einflussnahme der Politik auf das zentrale ökonomische Beratergremium der Bundesregierung gewarnt. Die Weigerung der SPD, seine Amtszeit nochmals zu verlängern, habe sicher auch mit politischen Vorstellungen mit Blick auf die Finanzpolitik zu tun, sagte der Freiburger Ökonom im Deutschlandfunk. "Man hört aus der SPD oft, dass ich ihnen zu neoliberal bin", sagte Feld, beispielsweise mit Blick auf die Schuldenbremse. "Ich finde das sehr bedauerlich."

Einzelhandel fordert dauerhafte Steuerbefreiung von Spenden

Der deutsche Einzelhandel hat an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) appelliert, Warenspenden dauerhaft steuerfrei zu setzen. Ein Entwurf der Finanzverwaltung sehe zwar angesichts der Corona-Krise eine sogenannte Billigkeitsregelung bis zum 31. Dezember dieses Jahres vor, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE), Stefan Genth, in Berlin. "Aber es muss auch Rechtssicherheit für die Zeit danach gefunden werden."

DIW: Mietendeckel führt zu sinkenden Preisen und weniger Angeboten

Mit dem Berliner Mietendeckel sind die Mieten bei den regulierten Wohnungen gefallen, gleichzeitig ist das Angebot an verfügbaren Mietwohnungen auf ein alarmierendes Niveau eingebrochen, so das Ergebnis einer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichten Studie. Unmittelbar nach Inkrafttreten des Berliner Mietendeckels vor einem Jahr sind die Preise der regulierten Wohnungen im Vergleich zu den unregulierten um rund 11 Prozent gesunken. Allerdings nahm parallel auch das Angebot an annoncierten Mietwohnungen um mehr als die Hälfte ab.

Zoll meldet größten Kokainfund Europas in Hamburger Hafen

Der Zoll hat im Hamburger Hafen die größte Menge an Kokain gefunden, die jemals in Europa beschlagnahmt wurde. Insgesamt seien in fünf Containern aus Paraguay mehr als 16 Tonnen Kokain entdeckt worden, teilte das Zollfahndungsamt mit. In der Folge der deutschen Ermittlungen seien in Belgien noch weitere 7 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden, der Gesamtwert des Rauschgifts betrage mehrere Milliarden Euro.

Afghanistan-Mandat der Bundeswehr soll um zehn Monate verlängert werden

Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan soll um zehn Monate verlängert werden. Wie das Bundeskabinett beschloss, soll das aktuell bis Ende März laufende Mandat bis zum 31. Januar 2022 verlängert werden. Damit muss sich nun als nächstes der Bundestag befassen.

+++ Konjunkturdaten +++

Hongkong BIP 4Q saisonbereinigt +0,2% gg 3Q

US/MBA Market Index Woche per 19. Feb -11,4% auf 790,6 (Vorwoche: 892,6)

US/MBA Purchase Index Woche per 19. Feb -11,6% auf 264,9 (Vorwoche: 299,5)

US/MBA Refinance Index Woche per 19. Feb -11,3% auf 3.848,1 (Vorwoche: 4.337,0)

DJG/DJN/AFP/apo

(END) Dow Jones Newswires

February 24, 2021 07:30 ET (12:30 GMT)