Bern (awp/sda) - Freitag, 10. Juni 2016

ZURICH BAUT UM: Der Versicherungskonzern Zurich wird umgebaut. Künftig wird das Geschäft verstärkt aus den Regionen geführt. Damit will der neue Unternehmenschef Mario Greco sowohl die Distanz vom Konzern zum Kunden verkürzen als auch die Kosten senken. Konkret werden die Regionen gestärkt und sämtliche Backoffice-Dienste zusammengefasst. Greco erhofft sich von der einfacheren Struktur eine Beschleunigung des Geschäfts und eine Stärkung der Innovation. Gleichzeitig soll sie auch helfen Kosten zu sparen. Wie hoch der Spareffekt sein wird und ob es zu einem Personalabbau kommen wird, kann Zurich zurzeit noch nicht sagen. Das bisherige Sparziel von 1 Milliarde Franken bis 2018 gilt weiterhin.

CLARIANT VERZICHTET: Der Spezialchemiekonzern Clariant verzichtet auf den geplanten Kauf des europäischen Flugzeug- und Bahn-Enteisungsgeschäftes von Kilfrost. Eine entsprechende im November getroffene Vereinbarung wurde aufgehoben. Der Schritt geschieht laut Angaben von Clariant aus kommerziellen Gründen und aufgrund von Herausforderungen, die sich im Zusammenhang mit der erforderlichen Freigabe durch die Wettbewerbsbehörde in Grossbritannien ergeben hätten. Der 2015 abgeschlossene Kauf des Enteisungsgeschäfts von Kilfrost in Nordamerika und Asien wird nicht von dieser Entscheidung tangiert, wie Clariant mitteilte. Damit entgeht Clariant gemäss früheren Analystenschätzungen ein zusätzlicher Jahresumsatz von knapp 20 Millionen Franken. Clariant hatte Ende November 2015 angekündigt, dass die Gesellschaft das Enteisungsgeschäft von Kilfrost in Europa erwerben wolle.

DE WATTEVILLE WARNT: Die Schweizer Wirtschaft würde leiden, wenn die Schweiz eine einseitige Schutzklausel zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative verhängen würde. Im Falle eines Brexit wäre laut dem Schweizer EU-Chefunterhändler Jacques de Watteville eine Einigung mit der EU in diesem Sommer unwahrscheinlich. Ein Zugang zum europäischen Finanzmarkt wäre viel einfacher mit einem globalen Abkommen, für das ein institutionelles Rahmenabkommen mit der EU Bedingung wäre. Dieses hänge aber von einer Lösung der Blockade durch die Masseneinwanderungsinitiative ab.

ALDI MODERNISIERT: Aldi modernisiert für 70 Millionen Franken das gesamte Filialnetz in der Schweiz. Der deutsche Discounter will weiter expandieren. Nach einer erfolgreichen Testphase in mehreren Filialen der Deutsch- und Westschweiz soll das neue Ladendesign an sämtlichen Filial-Standorten eingeführt werden, wie Aldi Suisse mitteilte. Die Aufträge würden grösstenteils an Schweizer Handwerks- und Gewerbebetriebe vergeben. Der Discounter will zudem weiter expandieren. Ziel sind 300 Filialen. Derzeit umfasst das Filialnetz 181 Standorte.

VERKAUF NACH FRANKREICH: Die im Kanton Freiburg ansässige Yerly Installations SA mit ihren 180 Angestellten geht in französische Hände über. Die Eiffage-Gruppe kauft das im Heizungs-, Ventilations- und Sanitärgewerbe tätige Unternehmen mit Sitz in Rossens FR. Eiffage wird Yerly in seine Abteilung Energie integrieren, die mit 25'000 Angestellten einen Umsatz von 3,6 Milliarden Franken macht. Das Freiburger Unternehmen bestätigte auf Anfrage eine entsprechende Meldung der Freiburger Tageszeitung "La Liberté". Über den Kaufpreis haben die beiden Firmen Stillschweigen vereinbart. Eiffage geht es um einen Zugang zum Schweizer Markt, Yerly verspricht sich mehr Gewicht und Diversifizierungsmöglichkeiten. In der Geschäftsleitung und an der Organisation bei Yerly ändert sich durch die Übernahme nichts.

NEUER HANDELSKAMMER-CHEF: Nach einem Mitglied der Roche-Konzernleitung übernimmt ein Confiseur die Leitung der Handelskammer Deutschland-Schweiz. Der Vorstand der Organisation hat den Familienunternehmer Jürg Läderach zum neuen Präsidenten der Handelskammer ernannt. Der Inhaber der Confiseur Läderach AG gehört seit 2012 dem Vorstand der Handelskammer an, wie diese am Freitag in Zürich mitteilte. Als bisheriger Vizepräsident habe sich Läderach bereits engagiert für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz eingesetzt. Läderach tritt die Nachfolge von Gottlieb A. Keller an, General Counsel der F. Hoffmann-La Roche AG. Er hatte das Amt seit 2014 inne.

WEG FREI FÜR GRIECHENLAND-HILFEN: In Deutschland hat der Haushaltsaussschuss des Bundestages den Weg für weitere Milliardenhilfen an Griechenland freigemacht. Formal beschloss der Ausschuss in einer Sondersitzung, auf eine Stellungnahme zur Auszahlung der nächsten Tranche von 10,3 Milliarden Euro zu verzichten. Damit können aber die Finanzminister der Eurogruppe die Freigabe auf ihrem nächsten Treffen am Donnerstag und Freitag kommender Woche in Luxemburg beschliessen. Noch am Mittwoch hatte der Haushaltsausschuss die Auszahlung blockiert, weil Griechenland bestimmte von dem Land verlangte Konsolidierungsmassnahmen noch nicht umgesetzt habe.

AUFSCHWUNG IN FRANKREICH: Die französischen Industrie hat ihre Produktion im April dreimal so kräftig gesteigert wie erwartet. Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes stellten 1,2 Prozent mehr her als im Vormonat. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg von 0,4 Prozent gerechnet, nach einem Rückgang von 0,4 Prozent im März. Besonders erfolgreich war die Autoindustrie, die ihren Ausstoss um drei Prozent noch oben fuhr. Die Daten sind ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Konjunktur in der nach Deutschland zweitgrössten Volkswirtschaft der Euro-Zone belebt. Das Bruttoinlandprodukt war von Januar bis März um kräftige 0,6 Prozent zum Vorquartal gestiegen.

HÖHERE PRODUKTION ITALIENS: Die italienischen Unternehmen haben ihre Produktion im April kräftiger als erwartet hochgefahren. Sie stellten 0,5 Prozent mehr her als im März. Ökonomen hatten nur mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Im März stagnierte der Ausstoss noch. Die Produktion ist zwischen 2008 und 2014 um ein Viertel eingebrochen und erholt sich seither nur langsam. Die Industrieproduktion gilt als zuverlässiger Vorbote für das gesamte Wirtschaftswachstum. Das dürfte in diesem Jahr erneut nur schwach ausfallen: Die italienische Notenbank senkte ihre Prognose erst vor wenigen Tagen auf 1,1 von zuvor 1,5 Prozent, für 2017 auf 1,2 von 1,4 Prozent.

INFLATION BLEIBT TIEF: Die Inflation in Deutschland bleibt wegen günstiger Energiepreise im Keller. Im Mai 2016 lagen die Konsumentenpreise gerade einmal um 0,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Vor allem die gesunkenen Energiepreise drückten auf die Gesamtteuerung - Heizöl etwa war 25 Prozent günstiger, bei Kraftstoffen betrug der Rückgang zwölf Prozent. Das Minus war mit insgesamt 7,9 Prozent aber nicht mehr ganz so stark wie in den vorangegangenen Monaten. Teurer wurden im Mai Obst und Gemüse sowie Fisch. Deutlich billiger dagegen waren zum Beispiel Milch, Quark und Butter. Insgesamt aber veränderten sich die Preise für Nahrungsmittel gegenüber Mai 2015 aber nicht. Von April auf Mai kletterten die Preise laut Statistik um 0,3 Prozent.

GEISTERLOKOMOTIVEN: Die Deutsche Bahn will in wenigen Jahren Züge ohne Lokführer einsetzen. Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube rechnet damit, dass spätestens 2023 in Teilen des Netzes vollautomatisierte Fahrten möglich sein werden. "Das autonome Fahren in einem komplexen Schienensystem, in dem schnelle und langsame Personenzüge sowie Güterzüge fahren, ist schwieriger als bei einer U-Bahn - aber es ist möglich", sagte Grube in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Freitag. Die ersten Pilotprojekte liefen bereits, so sei ein Testfeld bei der Erzgebirgsbahn aufgebaut. Ab Frühherbst sind erste Testfahrten geplant.

WENIGER PASSAGIERE: Krisen in wichtigen Ferienregionen und schwere Unwetter haben dem Frankfurter Flughafen im Mai einen deutlichen Passagierrückgang eingebrockt. Mit rund 5,3 Millionen Fluggästen zählte der Flughafenbetreiber Fraport 5,5 Prozent weniger Kundschaft als ein Jahr zuvor Vor allem flogen laut Fraport weniger Kunden in die Türkei und in nordafrikanische Länder geflogen. Nach den Terroranschlägen in Europa machten sich aber auch weniger Touristen aus Fernost nach Europa auf. Geschäftsreisende blieben wegen der vielen Feiertage zu Hause, und schwierige Wetterverhältnisse liessen viele Flüge ausfallen. Am Vortag hatte die Lufthansa konzernweit einen Passagierrückgang von mehr als drei Prozent gemeldet.

AIRBUS VERKAUFT DASSAULT-TEILE: Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus Group verkauft seine letzten verbliebenen Anteile am Flugzeugbauer Dassault Aviation für 2,37 Milliarden Euro. Die Dassault-Beteiligung von zuletzt 23,6 Prozent könne bis 2021 auf Null sinken. Airbus, zwischenzeitlich zweitgrösster Anteilseigner bei Dassault, hatte im Sommer 2014 angekündigt, sich von der Beteiligung zu trennen. Bereits im vergangenen Jahr wurden 18,75 Prozent abgestossen. Die Mehrheit an Dassault hält mit derzeit 56 Prozent die Familienholding Marcel Dassault.

NEUE INSEL FÜR STROM: Der niederländische Netzbetreiber Tennet will in der Nordsee eine Insel für Windstrom bauen. Dadurch könnten grosse Mengen Strom kostengünstig produziert werden, erläuterte das Unternehmen in Den Haag. Die künstliche Insel soll Windmühlenparks der Nordseestaaten miteinander verbinden und zugleich einen Knotenpunkt für die Stromnetze der Niederlanden, Deutschlands, Grossbritanniens, Norwegens und Dänemarks bilden. Tennet möchte die Insel im niederländischen Teil der Doggerbank aufschütten.

KAUFHOF TREIBT WACHSTUM: Die Übernahme des deutschen Warenhausriesen Kaufhof kurbelt die Umsätze des nordamerikanischen Handelskonzern Hudson's Bay an. Die Erlöse bei Hudson's Bay kletterten vor allem durch die Expansion nach Europa von Februar bis April um knapp 60 Prozent auf umgerechnet über zwei Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Kaufhof selbst verbuchte auf vergleichbarer Basis einen Umsatzzuwachs von 0,7 Prozent. Konkurrent Karstadt geht dagegen für das laufende Geschäftsjahr von einem Minus bei den Erlösen aus. Hudson's Bay hatte Kaufhof im September für rund 2,8 Milliarden Euro von der Metro übernommen. Der neue Eigner hat im Einkauf der Kette den Rotstift angesetzt. Rund 100 Mitarbeitende sind betroffen.

KEIN STREET VIEW IN INDIEN: Die indische Regierung wird dem Onlinedienst Google Street View keine Genehmigung für den Betrieb in Indien erteilt. Das teilte das Innenministerium mit. Als Grund nannte es Sicherheitsbedenken. Mehrere Sicherheitsbehörden hatten sich zuvor gegen Street View ausgesprochen. Dabei beriefen sie sich auf verschiedene Anschläge in Indien, die nach Einschätzung der Behörden mit Hilfe von Informationen geplant wurden, die dem Google-Angebot ähneln. Street View stellt Städte aus der Strassenperspektive in einem 360-Grad-Panorama dar.

BÖRSENGANG IN JAPAN: Der vor allem in Asien beliebte Messengerdienst Line geht nach zahlreichen Anläufen nun tatsächlich an die Börse. Ab Mitte Juli sollen Aktien von Line in Tokio und in New York gehandelt werden. Line könnte 98 Milliarden Yen (882 Millionen Franken) einnehmen. Damit dürfte das Debüt einer der grössten Börsengänge in Japan in diesem Jahr werden. Den Messengerdienst Line gibt es seit Juni 2011. Er wurde ins Leben gerufen, nachdem in Japan durch die Tsunami- und Erdbebenkatastrophe die Telekommunikationsinfrastruktur stark beschädigt worden war. Über Line können sich Smartphone-Besitzer Nachrichten schreiben, kostenlos telefonieren und Fotos oder Videos verschicken. Das Programm vereint damit Funktionen von Facebook, Skype und WhatsApp.

LENOVO MIT NEUER TECHNOLOGIE: Die Technik von Googles "Project Tango", mit der Geräte dank Sensoren ihre Umgebung erfassen können, kommt in einem Smartphone von Lenovo erstmals auf den Markt. Der chinesische PC-Marktführer stellte das Telefon PHAB2 Pro vor, das sein Umfeld abtasten und abbilden kann. Das bereitet den Boden für bessere Anwendungen mit sogenannter Augmented Reality (AR, etwa: erweiterte Realität), bei denen virtuelle Inhalte in die echte Umgebung eingeblendet werden. "AR-Gaming macht es möglich, dass Nutzer virtuell Domino auf ihrem Küchentisch spielen, ein digitales Haustier in ihrem Schlafzimmer aufziehen und Schwärme von Aliens bekämpfen können, die versuchen in das Haus einzudringen", beschreibt Lenovo die Möglichkeiten für Computerspiele.

RUSSLAND SENKT LEITZINS: Die russische Zentralbank hat zum ersten Mal seit rund einem Jahr die Zinsen gesenkt. Die Notenbanker kappten erwartungsgemäss den Leitzins auf 10,5 von 11,0 Prozent, wie das Institut mitteilte. Die Währungshüter machten nach eigenen Angaben einen "positiven Trend zu einer stabileren Inflation" aus und stellten einen weiteren Zinsschritt in Aussicht. Die Inflationsrate lag drei Monate in Folge bei 7,3 Prozent. Die Notenbank peilt für das gesamte Jahr eine Teuerung von 4 Prozent an.

WEIN: Der chinesische Internet-Milliardär Jack Ma hat sich weitere Weingüter in Frankreich gesichert. Die Weingüter Château Pérenne und Château Guerry hätten für fast zwölf Millionen Euro den Besitzer gewechselt, sagte der bisherige Inhaber, der französische Weinmagnat Bernard Magrez. In Château Pérenne wächst auf 84 Hektaren vor allem die Rebsorte Merlot. Jährlich werden auf dem Gut 500.000 Flaschen Rot- und Weisswein abgefüllt. Château Guerry ist mit rund 20 Hektaren deutlich kleiner. Dort wachsen vor allem Merlot, Cabernet-Sauvignon und Malbec. Rund 84.000 Flaschen Rotwein verlassen das Gut pro Jahr. Ma, Gründer und Chef des chinesischen Internetkonzerns Alibaba, ist mit rund 23 Milliarden Dollar (20 Milliarden Euro) Vermögen der zweitreichste Chinese. Er hatte bereits im Februar ein Weingut im Bordeaux erworben.