Köln (awp/sda/dpa) - Die Zuwanderung Hunderttausender Flüchtlinge hat laut einer Studie einen positiven Effekt auf das deutsche Wirtschaftswachstum. Nach Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) kann das Bruttoinlandprodukt (BIP) dadurch bis 2020 um rund 90 Milliarden Euro steigen.

Das IW schätzt den BIP-Zuwachs in diesem Jahr auf rund 0,4 Prozent. Bis 2020 könnte sich dieser Effekt auf knapp ein Prozent jährlich erhöhen, heisst es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Wirtschaftliche Impulse erwarten die Ökonomen vor allem vom privaten Konsum und den zusätzlichen Ausgaben des Staates für die Integration der Menschen. Da nur ein Teil der Flüchtlinge in der nächsten Zeit einen Job finden wird, dürfte allerdings die Erwerbslosenquote um rund 1,5 Prozentpunkte steigen. Die Forscher unterstellen dabei, dass 2020 etwa die Hälfte der im Jahr 2015 angekommenen erwerbsfähigen und - willigen Flüchtlinge einen Arbeitsplatz hat.

Integration in den Arbeitsmarkt

Die steigende Erwerbslosigkeit wirkt sich statistisch gesehen auch negativ auf das jährliche Pro-Kopf-Einkommen aus, das um bis zu 800 Euro sinken könnte. "Wie stark die simulierten Effekte tatsächlich ausfallen, wird massgeblich davon abhängen, wie gut die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt", erläuterte IW-Experte Tobias Hentze.

Notwendig sind aus seiner Sicht vor allem Investitionen in die Qualifizierung der Menschen. Zwar habe fast jeder fünfte Asylbewerber studiert, mindestens ebenso viele hätten allerdings nur eine Grundschule oder überhaupt keine Schule besucht. Das Gross der Menschen habe bei der Ankunft nur geringe oder keine Deutsch-Kenntnisse.

Die Kosten für die Integration der Menschen schätzen die Autoren der Studie auf bis zu 28 Milliarden Euro pro Jahr. Dazu zählen die Sozialausgaben für nicht erwerbstätige Flüchtlinge, Kosten für Unterbringung und Verpflegung, Bildungsausgaben, sowie öffentliche Investitionen, zum Beispiel für den Wohnungsbau.

Effektive Förderprogramme

Je mehr Flüchtlinge möglichst schnell eine qualifizierte Arbeit fänden, desto stärker werde die Staatskasse entlastet. "Wenn das Geld in effektive Förderprogramme investiert wird, kann es langfristig durch steigende Steuereinnahmen zum grossen Teil wieder hereingeholt werden", argumentiert Hentze. Allerdings müsse die Politik die Unternehmen unbürokratisch bei der Beschäftigung der Menschen unterstützen.

Auch nach Einschätzung anderer Ökonomen wird das alternde Deutschland langfristig wirtschaftlich von Zuwanderung profitieren - wenn es gelingt, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt einzugliedern.