Berlin (Reuters) - Britische Privathaushalte haben einer Studie zufolge einen Corona-bedingten Arbeitsplatzverlust mit deutlich höheren Einkommenseinbußen bezahlt als jene in Deutschland und Frankreich.

41 Prozent der Haushalte, in denen mindestens eine Person arbeitslos wurde, mussten ein Minus von mindestens einem Viertel hinnehmen, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie der Stiftung Resolution Foundation hervorgeht. In Frankreich erlitten nur 20 Prozent der neu arbeitslos gemeldeten Haushalte einen so großen Einkommensrückgang, in Deutschland 28 Prozent. Diejenigen britischen Haushalte mit starken Einkommensverlusten hatten demnach während der Pandemie eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, mehr Schulden zur Deckung ihrer Lebenshaltungskosten aufzunehmen wie deutsche und französische.

"Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die finanzielle Position der Haushalte gestärkt wird, wenn wir endlich aus der Covid-19-Krise herauskommen", sagte Ökonomin Maja Gustafsson von der Resolution Foundation. Damit wären sie weniger gefährdet, wenn die nächste Wirtschaftskrise komme. Finanzminister Rishi Sunak hatte Anfang März eine Verlängerung der Notfallaufstockung von 20 Pfund pro Woche auf staatliche Leistungen für Haushalte mit geringem Einkommen angekündigt - allerdings nur für weitere sechs Monate. Die Arbeitslosigkeit ist in allen drei Ländern im vergangenen Pandemie-Jahr relativ wenig gestiegen, vor allem im Vergleich zur Zeit der globalen Finanzkrise 2008. Der Grund dafür sind staatlichen Hilfsprogramme, die Unternehmen ermutigten, ihre Mitarbeiter zu halten.

Jeder dritte britische Haushalt kürzte der Studie zufolge seine Ausgaben. In Frankreich hingegen waren es 23 Prozent, in Deutschland sogar nur 21 Prozent. Das werfe Fragen über die Stärke des wirtschaftlichen Aufschwungs in Großbritannien auf, wenn die Regierung ihre Corona-Beschränkungen aufgehoben habe. Die britische Wirtschaft war 2020 mit rund zehn Prozent etwa doppelt so stark eingebrochen wie die deutsche.