Die Schwierigkeiten vor allem der Türkei und Argentiniens strahlten vermehrt auf andere Staaten wie Brasilien und Indien ab, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich spreche aus der Position des zunehmend Besorgten", ergänzte er. "Es gibt Ansteckungseffekte." Für die deutsche Wirtschaft ist die Situation seinen Worten zufolge allerdings beherrschbar. "Wir sind in der Lage, damit umzugehen."

Die aktuellen Unsicherheiten schlagen sich insbesondere in einem teils dramatischen Währungsverfall nieder. So hat die türkische Lira seit Beginn des Jahres fast 40 Prozent eingebüßt. Der argentinische Peso rutschte am Donnerstag zeitweise über sieben Prozent ab. Das war sein stärkster Rückgang binnen eines Tages seit 2015. Auch der südafrikanische Rand und die indische Rupie büßten an Wert ein.

ARGENTINIENS HILFSGESUCH AN IWF EIN VORBILD FÜR ANDERE?

Hintergrund ist nach Treiers Worten ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Er verwies zum einen auf hausgemachte Probleme in einzelnen Ländern wie der Türkei, wo Investoren etwa die Unabhängigkeit der Notenbank in Gefahr sehen. Hinzu kämen Entwicklungen in den USA, in der die Zinsen steigen und massiv Steuern gesenkt wurden. Dies führe dazu, dass die weltgrößte Volkswirtschaft in großen Mengen Kapital aus Schwellenländern absauge. "Damit weitet sich das Problem einzelner Länder auf andere Schwellenländer aus", erläuterte der Experte.

In Mitleidenschaft werde beispielsweise Brasilien gezogen, das wegen seiner schwierigen innenpolitischen Lage großen Unsicherheiten ausgesetzt sei. Die Länder Ostasiens dagegen hätten sich in den vergangenen Jahren gegen solche Ansteckungsrisiken besser gewappnet. Als hoffnungsvolles Zeichen sieht Treier, dass sich Argentinien schon frühzeitig mit einem Hilfsgesuch an den Internationalen Währungsfonds (IWF) gewandt habe. "Das könnte durchaus ein Vorbild für die Türkei sein."

Das Handelsvolumen Deutschlands mit Schwellen- und Entwicklungsländern - ohne China - belief sich 2017 auf nicht ganz 500 Milliarden Euro.