KIEW/MOSKAU (dpa-AFX) - Inmitten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das Parlament in Moskau die Obergrenze für Einberufungen zum Militärdienst um drei Jahre auf 30 angehoben. Die Staatsduma beschloss am Dienstag die Gesetzesänderung in zweiter und dritter Lesung. Sie soll zum Jahreswechsel in Kraft treten. Wehrpflichtige Russen dürfen zudem das Land nicht mehr nach der Zustellung des Einberufungsbescheids verlassen. Im Herbst 2022 waren bei einer teils chaotisch organisierten ersten Mobilisierungswelle Hunderttausende Männer ins Ausland geflohen. Russland führt seit 517 Tagen Krieg gegen die Ukraine - mit hohen Verlusten auch in den eigenen Reihen.

Moskau: Attacke auf russisches Schiff im Schwarzen Meer abgewehrt

Unterdessen wehrte Russland nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Attacke auf eines seiner Kriegsschiffe ab. Die Ukraine habe versucht, das Patrouillenschiff "Sergej Kotow" der russischen Schwarzmeerflotte mit zwei unbemannten Booten anzugreifen, teilte das Ministerium mit. Die Boote seien in einer Entfernung von 1000 und 800 Metern durch Beschuss von der "Kotow" zerstört worden. Das russische Schiff, das den südwestlichen Teil des Schwarzen Meeres kontrolliere, erfülle weiter seine Aufgaben, hieß es. Niemand sei verletzt worden.

Berichte aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig prüfen. Die Spannungen im Schwarzen Meer haben seit Russlands Aufkündigung des Abkommens zur Verschiffung von Getreide aus den ukrainischen Häfen zugenommen.

Kreml kritisiert westlichen Druck auf afrikanische Staaten

Der Kreml warf dem Westen vor, den geplanten Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg verhindern zu wollen. "Fast alle afrikanischen Staaten wurden von den USA unter beispiellosen Druck gesetzt, (...) um die Durchführung des Gipfels, die Beteiligung afrikanischer Staaten an dem Gipfel zu verhindern", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Diese Linie sei "verurteilungswürdig", weil sie das souveräne Recht der Afrikaner, sich ihre Partner auszusuchen, in Frage stelle.

Bei dem Treffen der Staatschefs am 27. und 28. Juli geht es auch um die Zukunft des Getreideabkommens. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hatte zudem angekündigt, den Gipfel zu nutzen, um einen Friedensplan zwischen Russland und der Ukraine voranzutreiben.

EU zahlt neuen Milliardenkredit an Ukraine aus

Die Ukraine erhielt am Dienstag von der EU einen neuen Hilfskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mitteilte, soll er dem angegriffenen Land helfen, den Staat am Laufen zu halten und Infrastruktur zu reparieren. "Während Russland seinen rücksichtslosen Krieg fortsetzt, unterstützen wir weiterhin die Ukraine", erklärte die frühere deutsche Verteidigungsministerin. Sie verurteile die jüngsten russischen Angriffe auf ukrainische Getreidelager und Exportinfrastruktur aufs Schärfste. Das Geld ist Teil des bis zu 18 Milliarden Euro umfassenden Darlehensprogramms, das von den EU-Mitgliedstaaten für 2023 vereinbart wurde.

Großbritannien: Russland hat Probleme bei militärischer Aufklärung

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums haben die Russen in im Angriffskrieg gegen die Ukraine Probleme bei der militärischen Aufklärung. Die Briten setzten sich in ihrem Update mit den russischen Angriffen seit Auslaufen des Getreideabkommens auseinander. Mit dem Deal war bisher sichergestellt worden, dass Getreide aus der Ukraine auf dem Seeweg in andere Länder gebracht werden kann. Als das Abkommen noch in Kraft gewesen sei, habe sich Russland zurückgehalten, zivile Infrastruktur in den südlichen Häfen anzugreifen, so das Ministerium. "Seitdem Russland das Abkommen nicht verlängert hat, fühlt sich der Kreml wahrscheinlich weniger politisch gezwungen und versucht, Ziele in Odessa zu treffen, weil es glaubt, die Ukraine lagere in der Gegend militärische Güter."

Moskau versetzt Reaktor im AKW Saporischschja in Warmzustand

Im verminten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine haben derweil die russischen Besatzungstruppen zur Reparatur eines Reaktors einen anderen Reaktor in den Warmzustand versetzt. Der Block Nummer fünf müsse wegen Wartungsarbeiten in den Kaltzustand heruntergefahren werden, teilte die Kraftwerksleitung mit. Um den Bedarf an Dampf der Anlage zu decken, sei Reaktor Nummer vier dafür in den Warmzustand versetzt worden. Kiew kritisierte den Schritt als gefährlich.

Russlands Verteidigungsminister besucht Nordkorea zu Siegesfeiern

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu reistet nach offiziellen Angaben zum 70. Jahrestag des Endes im Koreakrieg ins Nachbarland Nordkorea. Er werde dort drei Tage bis zum 27. Juli an verschiedenen Feierlichkeiten zum "Sieg des koreanischen Volkes im Vaterländischen Befreiungskrieg 1950 - 1953" teilnehmen, teilte das russische Verteidigungsministerium auf seinem Telegram-Kanal mit. Die USA verdächtigen Nordkorea, Russland in dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Schoigus Besuch in Pjöngjang diene der Stärkung der russisch-nordkoreanischen Militärkooperation und sei ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit, teilte das Ministerium in Moskau weiter mit./wo/DP/nas