(Reuters) - Russlands Notenbank hält nach einer Zinserhöhungsserie zunächst still und fasst mittelfristig eine geldpolitische Lockerung ins Auge.

Wie von Experten erwartet, beließ sie den Leitzins am Freitag bei 16,0 Prozent. Der Inflationsdruck habe im Vergleich zu den Herbstmonaten zwar nachgelassen, sei jedoch weiterhin hoch, hieß es. Laut Zentralbankchefin Elwira Nabiullina haben die Moskauer Währungshüter über die Aussichten für eine Zinssenkung gesprochen: "Das Meinungsspektrum war recht breit, aber die Mehrheit geht davon aus, dass dies wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein wird."

Die Zentralbank stemmt sich vor allem gegen die starke Teuerung, die zu Jahresbeginn bei 7,4 Prozent lag und damit noch immer weit über dem Zielwert der Notenbank von vier Prozent. Sie geht davon aus, dass die Teuerungsrate dieses Jahr auf 4,0 bis 4,5 Prozent zurückgehen und sich danach nahe der Zielmarke stabilisieren wird.

Die Notenbank hat mit einer flexiblen geldpolitischen Linie mit dazu beigetragen, die ökonomischen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der westlichen Sanktionen gegen Russland zu dämpfen. Die Talfahrt des Rubel hatte die Notenbank im August 2023 in einer Krisensitzung zu einer drastischen Zinserhöhung gezwungen.

RUBEL-KURS FÄLLT NACH NACHRICHT VOM TOD NAWALNYS

Die russische Zentralbank erhöhte unterdessen ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 0,5 bis 1,5 Prozent auf 1,0 bis 2,0 Prozent. Die Wirtschaft hatte sich 2023 den Angaben zufolge von dem im Jahr der Ukraine-Invasion verzeichneten Konjunktureinbruch erholt. Das Bruttoinlandsprodukt legte im zweiten Kriegsjahr um 3,6 Prozent zu. Im Jahr 2022, als Russland den Krieg gegen die Ukraine begann, war die Wirtschaft noch um 1,2 Prozent geschrumpft. Laut Ökonomen weist die von der Kriegswirtschaft geprägte Konjunktur Anzeichen einer Überhitzung auf, die in einer Stagnation oder Rezession münden könnte.

(Bericht von Reuters, bearbeitet von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)