Düsseldorf (Reuters) - Der Versorger RWE blickt wegen der gestiegenen Energiepreise optimistischer auf das neue Geschäftsjahr und hebt seine Prognose an.

Demnach erwartet RWE 2022 etwa beim bereinigten Ebitda auf Konzernebene ein Ergebnis zwischen 3,6 und 4,0 Milliarden Euro. Bisher hatte das Unternehmen eine Spanne von 3,3 bis 3,6 Milliarden in Aussicht gestellt. "In einem dynamischen Marktumfeld können wir höhere Erzeugungsmargen erzielen", begründete Finanzchef Michael Müller am Donnerstag den Schritt. Für 2022 werde eine Dividende von 90 Cent je Aktie angepeilt - genau die gleiche Höhe, die der Konzern für 2021 vorgeschlagen hat. Den ausführlichen Bericht für 2021 legt RWE am 15. März vor.

Auch bei der Prognose für das bereinigte Nettoergebnis legte der Energieriese eine Schippe drauf: Dieses werde 2022 zwischen 1,3 und 1,7 Milliarden Euro liegen statt der bisher erwarteten 1,1 bis 1,4 Milliarden Euro. Damit ist im Vergleich zum Vorjahr sowohl ein Gewinnrückgang als auch ein Anstieg drin: 2021 hatte der Konzern nach den im Januar veröffentlichten vorläufigen Zahlen 1,6 Milliarden Euro Nettogewinn erzielt.

AUFSICHTSRAT STELLT SICH HINTER VORSTANDCHEF KREBBER

Die RWE-Aktie kletterte am Donnerstag zeitweise um mehr als fünf Prozent auf 38,78 Euro. Das war der höchste Stand seit knapp elf Jahren. Höhere Erwartungen als bislang hat das Management insbesondere für die Sparte Wasser/Biomasse/Gas, in der sich die stark gestiegenen Gaspreise widerspiegeln dürften. Hier peilt RWE 2022 ein bereinigtes Ebitda von 700 bis 900 Millionen Euro an nach bisher 550 bis 650 Millionen Euro. Die angezogenen Strompreise treiben das Ergebnis der Kohle- und Kernkraftwerke: Hier traut sich RWE nun einen operativen Gewinn von 650 bis 750 Millionen Euro nach bislang 550 bis 650 Millionen zu. Etwas besser als angenommen könnten auch die Ergebnisse mit der Wind- und Solarenergie ausfallen.

RWE hat sich in den vergangenen Jahren vom Atom- und Kohle-Dino zu einem der größten Ökostromerzeuger Europas gewandelt. Dennoch hat der Investor Enkraft eine Diskussion über die Strategie losgetreten und pocht auf eine Abspaltung des Kohlegeschäfts. Enkraft-Geschäftsführer Benedikt Kormaier hatte die Qualifikation von Mitgliedern des Aufsichtsrats in Frage gestellt und auch den Vorstand um RWE-Chef Markus Krebber erneut scharf kritisiert. RWE-Aufsichtsratschef Werner Brandt wies die Kritik in einem Reuters vorliegenden Schreiben zurück. "Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass der gesamte Aufsichtsrat geschlossen hinter der Strategie und dem Vorgehen des Vorstands steht", hieß es in dem Brief. Enkraft hatte im vergangenen Jahr erklärt, mehr als 500.000 Aktien des Versorgers zu halten.