NEW YORK/LONDON/WIEN (dpa-AFX) - Die Ölpreise haben ihre Talfahrt nach Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen das wichtige Förderland Iran fortgesetzt. In der Nacht zum Montag erreichten der Preis für Nordsee-Öl bei 27,70 US-Dollar je Barrel (159 Liter) und der Preis für US-Öl bei 28,36 Dollar je Fass jeweils den tiefsten Stand seit mehr als zwölf Jahren. Damit sind die beiden wichtigen Ölpreise für die Weltwirtschaft seit Beginn des Jahres um etwa ein Viertel eingebrochen.

Im Vormittagshandel konnten die Ölpreise immerhin einen kleinen Teil der frühen Verluste wieder ausgleichen. Zuletzt kostete ein Fass Nordsee-Öl der Sorte Brent mit Lieferung im März 28,52 Dollar und damit 42 Cent weniger als am Freitag. Ein Fass der US-Sorte WTI zur Lieferung im Februar verbilligte sich um 38 Cent auf 29,04 Dollar.

IRAN WILL ÖLEXPORTE UM ETWA 500 000 BARREL PRO TAG AUSWEITEN

Zum Wochenauftakt kommt der entscheidende Impuls für den Handel am Ölmarkt durch das Ende der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran. Mit der deutlichen Verringerung seines Atomprogramms hat das wichtige Mitgliedsland der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) den Weg für ein Ende der Wirtschaftssanktionen frei gemacht. Teheran habe sechs Monate nach dem Atom-Deal sämtliche Punkte der Vereinbarung erfüllt, so eine Mitteilung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vom Wochenende.

Mit der Aufhebung der Sanktionen darf die islamische Republik wieder Öl und Gas in die EU exportieren. Für den Ölmarkt hat das Ende der Sanktionen gegen den Iran eine große Bedeutung, weil das ölreiche Land bereits angekündigt hat, seine Rohölausfuhren um etwa 500 000 Barrel pro Tag hochzufahren.

SAUDI-ARABIEN WILL KONKURRENTEN AUS DEM MARKT DRÄNGEN

Schon jetzt lastet ein zu hohes Angebot auf den Ölpreisen. Vor allem die Opec hat zur Talfahrt der Notierungen beigetragen. Saudi-Arabien verfolgt als das führende Mitgliedsland des Kartells die Strategie, Marktanteile zu verteidigen und Konkurrenten in den USA und Russland durch immer niedrigere Ölpreise aus dem Markt zu drängen.

"Momentan fördert die Opec gut eine Million Barrel pro Tag mehr Rohöl als vom Markt benötigt wird", schätzte Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank. Außerdem verschärfen sowohl die Schieferölproduktion in den USA als auch eine Ausweitung der russischen Fördermengen auf das höchste Niveau seit dem Ende der Sowjetunion die Lage auf dem Ölmarkt.

SORGE UM CHINA BELASTET ZUSÄTZLICH

Zuletzt hatte auch die Furcht der Anleger vor einem Abflauen der Konjunktur in China die Ölpreise belastet. Nach einer Reihe von schwachen Wirtschaftsdaten und heftigen Turbulenzen an den chinesischen Finanzmärkten habe sich die Sorge vor einem Abschwächen der Nachfrage nach Rohöl in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt verstärkt, sagte Weinberg. "China war in den vergangenen Jahren immerhin für etwa ein Drittel des Anstiegs der weltweiten Ölnachfrage verantwortlich", so der Commerzbank-Experte.

Der Preis für Opec-Rohöl fällt ebenfalls immer weiter. Am Montag meldete das Opec-Sekretariat, dass der Korbpreis am Freitag 24,74 US-Dollar pro Barrel betragen habe. Das waren 26 Cent weniger als am Vortag. Opec-Rohöl ist damit ebenfalls so günstig wie seit mehr als 12 Jahren nicht mehr. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells./jkr/bgf/fbr