LONDON (dpa-AFX) - Die britische Wirtschaft ist im Herbst wie erwartet gewachsen. Nach einer ersten Schätzung lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 0,5 Prozent über dem des Vorquartals, teilte das Statistikamt ONS am Donnerstag mit. Bankvolkswirte hatten mit dieser Rate gerechnet. Für eine baldige Leitzinsanhebung durch die Bank of England reiche das Wachstum nicht aus, meinen Experten. Es sei außerdem nicht damit zu rechnen, dass die Konjunktur in diesem Jahr an Fahrt aufnehmen werde.

Das britische Wachstum ist allein dem Dienstleistungssektor zu verdanken. Er steht für 79 Prozent der britischen Wirtschaftskraft und legte um 0,7 Prozent zu. Die Industrie schrumpfte dagegen um 0,2 Prozent. Zur Industrie werden auch der Energiesektor und das Baugewerbe gezählt.

Im Jahresvergleich stieg die Wirtschaftskraft insgesamt zwischen Oktober und Dezember um 1,9 Prozent. Auch mit diesem Wert hatten Ökonomen gerechnet. Insgesamt ist die britische Wirtschaft im Jahr 2015 um 2,2 Prozent gewachsen. In 2014 hatte der Zuwachs noch bei 2,9 Prozent gelegen. Das britische Pfund legte nach Veröffentlichung der Zahlen etwas zu.

Experten halten nach den jüngsten Daten eine baldige Zinsanhebung in Großbritannien für eher unwahrscheinlich. "Das Wachstum ist immer noch nicht stark genug", meint Vicky Redwood, Ökonom beim Londoner Forschungsunternehmen Capital Economics. Dies werde vorerst auch so bleiben. "Wir bezweifeln, dass wir dieses Jahr ein starkes Anziehen beim Wachstum sehen werden."

Samuel Tombs, Experte beim britischen Analysehaus Pantheon Macroeconomics, rechnet ebenfalls mit einer mäßigen Entwicklung und erwartet sogar eine starke Abschwächung des Wachstums. Die straffere Haltung der Fiskalpolitik, das starke Pfund und fehlende Impulse vom Arbeitsmarkt würden das Wachstum behindern, so Tombs. Für 2016 rechnet er mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent./tos/jsl