FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind am Mittwoch wieder in Deckung gegangen. Eine unselige Mischung aus wirtschaftlichen und politischen Nachrichten drückte auf die Stimmung. Der Dax stand am Morgen 0,90 Prozent tiefer bei 10 217,81 Punkten. Am Vortag hatte sich der deutsche Leitindex nach seinem Crash zum Jahresauftakt noch etwas berappeln können.

Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK sieht das Marktgeschehen weiterhin von großer Unsicherheit bestimmt: Er verwies auf die anhaltenden Sorgen um die Entwicklung in China und das globale Wirtschaftswachstum sowie auf die Ungewissheit über die weiteren Zinsschritte der US-Notenbank Fed. Nun kämen noch die Spannungen zwischen den beiden wichtigen Ölförderländern Iran und Saudi-Arabien sowie der eskalierende Atomstreit mit Nordkorea hinzu. So testete Nordkorea nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe.

Der MDax gab am Morgen um 0,92 Prozent auf 20 042,80 Punkte, kurzzeitig war der Index der mittelgroßen Konzerne sogar unter die Marke von 20 000 Punkten gerutscht. Der Technologiewerte-Index TecDax verlor 0,78 Prozent auf 1796,22 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,67 Prozent auf 3156,59 Punkte nach unten. Etwas stützen konnten besser als erwartet ausgefallene Daten aus der Eurozone zur Stimmung im Dienstleistungssektor.

CHINA IST HAUPTSORGE

"Die Märkte haben zum Jahresbeginn eine Anpassungsbewegung gestartet. Sie wittern eine stärkere Abschwächung der chinesischen Konjunktur", kommentierte Jochen Stanzl von CMC Markets. Maue chinesische Konjunkturdaten hatten zum Wochenauftakt für einen Kurssturz an den internationalen Börsen gesorgt. Nach zuletzt schlechten Signalen aus der chinesischen Industrie enttäuschte am Mittwoch auch der Dienstleistungssektor. Die chinesische Regierung versucht nun, die Märkte zu beruhigen. So gehen Börsianer von Stützungskäufen staatlicher Fonds aus. Zudem wurde der Yuan abgewertet, um den Export zu erleichtern.

Die Blicke der Anleger richten sich nun auf die gut gefüllte Konjunkturagenda: In den USA steht der Arbeitsmarktbericht des Dienstleisters ADP für den Privatsektor an, der als wichtiger Indikator für den am Freitag anstehenden monatlichen US-Arbeitsmarktbericht gilt. Zudem werden der ISM-Index Dienste sowie der Auftragseingang der Industrie veröffentlicht. Am Abend mitteleuropäischer Zeit gewährt die US-Notenbank Fed Einblicke in das Protokoll ihrer letzten Sitzung von Mitte Dezember. Damals hatten die Währungshüter erstmals seit der Finanzkrise den Leitzins angehoben

DEUTSCHE AUTOHERSTELLER SCHWÄCHELN IN USA

Im Dax bekamen die deutschen Autobauer die Quittung für die am Vorabend veröffentlichten, überwiegend trüben US-Absatzzahlen. Mit einem Minus von rund zweieinhalb Prozent wurden die BMW-Papiere am deutlichsten abgestraft. Die Verkäufe der Münchener waren im Dezember am stärksten eingebrochen. Daimler-Aktien verloren mehr als 2 Prozent.

Die VW-Vorzugsaktie konnte sich dagegen um mehr als eineinhalb Prozent erholen. Das Papier war allerdings auch am Vortag eingebrochen, nachdem die US-Regierung Klage wegen der Abgasmanipulationen eingereicht hatte.

LUFTHANSA-PAPIERE STEIGEN WEITER

Wie schon am Vortag waren Lufthansa im Aufwind und landeten mit knapp 2 Prozent auf dem Dax-Siegertreppchen. Die Fluggesellschaft hat große Wachstumspläne bei ihrer Billigtochter Eurowings.

Allianz-Titel profitierten von einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank und legten im oberen Dax-Drittel um rund 1 Prozent zu. Zudem stoppte die Allianz-Fondstochter Pimco die mehr als zweieinhalbjährige Talfahrt ihres einstigen Vorzeige-Anleihefonds "Total Return".

Infineon-Aktien wurden dagegen aufgrund einer gestrichenen Kaufempfehlung von Bernstein mit einem Kursverlust von knapp 4 Prozent auf den letzten Dax-Platz verwiesen.

SORGEN UM DIALOG

Im TecDax drückten Sorgen um die Geschäftsentwicklung die Aktien von Dialog Semiconductor um 6 Prozent in die Tiefe. Ein Händler verwies auf einen Pressebericht, demzufolge der Kunde Apple die Produktion der neuesten iPhone-Modelle 6S und 6S Plus deutlich reduzieren wolle. Diese Nachricht hatte bereits die Aktien anderer Zulieferern belastet./tav/das