Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

 

ACCELLERON: Der Turbolader-Spezialist Accelleron ist im vergangenen Geschäftsjahr deutlich gewachsen. Im vergangenen Sommer hatte das Unternehmen die Wachstumsprognose für 2023 auf plus 13 Prozent deutlich erhöht und diese Vorhersage zuletzt im September bekräftigt. CEO Daniel Bischofberger äussert sich in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" zu den Gründen für das starke Wachstum. "Wir haben natürlich wie versprochen Marktanteile gewonnen. Aber wir haben auch vom guten Umfeld in unseren Märkten profitiert", sagte er gegenüber der Zeitung. Weiterhin erwirtschaftet das Unternehmen rund die Hälfte des Umsatzes im Marinegeschäft und etwa 40 Prozent im Energiesektor. "Beide Märkte haben sich gut entwickelt. In der Handelsschifffahrt hatten wir viel Neugeschäft aufgrund des grossen Auftragsbestandes der Werften", so Bischofberger. 2021 und 2022 seien sehr viele Containerschiffe bestellt worden, die sich nun im Bau befänden. (FuW Samstagsausgabe, S. 9, siehe auch separate Meldung)

 

CREDIT SUISSE I: Alt Bundesrat Ueli Maurer hat seinen Verzicht auf eine Intervention bei der Credit Suisse Ende 2022 verteidigt. Eine Rettung durch den Staat sei wenig realistisch gewesen, sagte er in einem in der "SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche" veröffentlichten Interview. Ein Konkurs der CS sei sehr unwahrscheinlich gewesen, sagte Maurer. Eine staatliche Rettung der Grossbank hätte einen hohen Milliardenkredit bedeutet, den das Management der Bank gar nicht gewollt hätte, sagte Maurer. Das hätte zu einer Aufregung in der Öffentlichkeit gesorgt, der Bank aber wenig genützt. Vier Monate vor dem Untergang der CS sprach sich der Verwaltungsrat der Bank gegen einen Rettungsschirm des Bundes aus. (SoZ, S. 1, 13-16; siehe auch separate Meldung)

 

CREDIT SUISSE II: Die Credit Suisse stand im Herbst 2022 vor dem drohenden Untergang, und die Schweizer Bundesregierung bot einen Rettungsschirm an, den der Verwaltungsrat, angeführt von Präsident Axel Lehmann, ablehnte, schreibt die "SonntagsZeitung". Die Bank verzeichnete massive Verluste und Kundenabflüsse, was zu Liquiditätsproblemen führte, heisst es darin. Nationalbank-Präsident Thomas Jordan habe vorgeschlagen, der Credit Suisse sofort 50 Milliarden Franken Liquidität bereitzustellen, gefolgt von weiteren 100 Milliarden Franken, vorausgesetzt, der Bund garantiere dafür. Finanzminister Ueli Maurer hätten den Plan vor einem überraschten Bundesrat präsentiert. Der Verwaltungsrat der Credit Suisse unter Lehmann habe jedoch die Hilfe abgelehnt, mit der Überzeugung, dass die Bank allein überleben könne. Es werde angenommen, dass interne Interessenkonflikte im Verwaltungsrat eine Rolle spielten, wobei Blythe Masters und Michael Klein persönlich von der Ablehnung profitierten. (SoZ, S. 35-36)

 

HOLCIM: Der Schweizer Zementkonzern Holcim lagert das boomende amerikanische Geschäft in ein eigenständiges Unternehmen aus. Hintergrund sind die billionenschweren Investitionsprogramme der US-Regierung: "Sie werden in den nächsten acht bis zehn Jahren zu nie dagewesenen Ausgaben für die Bauindustrie führen", sagt CEO Jan Jenisch im Interview mit der "NZZ am Sonntag". Mit einer US-Firma könne Holcim am besten davon profitieren. Der Entscheid markiert eine Zeitenwende. "Wir leben in einer multipolaren Welt", sagt Jenisch. "Als Unternehmen müssen Sie Ihre Strategie darauf abstimmen." Die Firmen könnten nicht länger die weltweiten Märkte aus einer Hand beliefern. "Heute müssen Sie in den jeweiligen Märkten eigene Lieferketten aufbauen." In Europa will sich die alte Holcim angesichts der schärferen Klimaregulierung auf nachhaltige Baustoffe konzentrieren. Für exportorientierte Unternehmen seien die Rahmenbedingungen in Europa aber eine Belastung, sagt Jenisch. (NZZaS, S. 1, 13, 22-23; siehe auch separate Meldung)

 

JULIUS BÄR I: Beim Rücktritt von Philipp Rickenbacher als Konzernchef der Privatbank Julius Bär gab es keinen Zwang von aussen. "Die Finanzmarktaufsicht hat keinen Druck ausgeübt", sagte Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher im Gespräch mit der "Finanz und Wirtschaft". Es habe auch keinen Druck von einzelnen Aktionären gegeben. Der Rücktritt von Rickenbacher war laut Lacher "ein gemeinsamer Entscheid von ihm und dem Verwaltungsrat". Aber auch der Rücktritt von Lacher stand offenbar zur Debatte. "Der Verwaltungsrat hat offen darüber diskutiert und alle Varianten geprüft", sagte dieser. Julius Bär hatte am Donnerstag nicht nur den gesamten Kredit von 606 Millionen Franken an Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko abgeschrieben, sondern auch den Rückzug aus dem gesamten "Private Debt"-Geschäft angekündigt. (FuW Samstagsausgabe, S. 6, siehe auch separate Meldung)

 

JULIUS BÄR II: Die Bank Julius Bär steht nachdem CEO Philipp Rickenbacher abgesetzt wurde vor einem einschneidenden Wandel. In diesem Kontext werden mögliche Nachfolger für die Spitzenposition diskutiert, wobei UBS-Managerin Sabine Keller-Busse als aussichtsreiche Kandidatin gilt, meint der "Sonntagsblick". Sie teilt eine langjährige Verbindung mit VRP Romeo Lacher und wird aufgrund ihrer Erfahrung im Bankensektor und ihrer Affinität zu Informatik und Prozessen als geeignet angesehen. Die Bank Julius Bär betone, dass eine interne Lösung ausgeschlossen sei, und es werde erwartet, dass die Suche nach einem externen Kandidaten erfolge. Die jüngsten Herausforderungen der Bank würfen Fragen zur Wirksamkeit des Schweizer Bankings auf, insbesondere nach den Problemen bei der Credit Suisse vor einem Jahr. (Sonntagsblick, S. 29)

 

JULIUS BÄR III: Auch in der "NZZ am Sonntag" wird der Rücktritt von Philipp Rickenbacher noch einmal thematisiert. Rickenbacher sei möglicherweise zu selbstsicher geworden habe die Risiken der Private-Debt-Geschäfts unterschätzt. Die Bank vergab bekanntlich mehrere Private-Debt-Kredite an René Benko, wobei einige mit Aktien als Sicherheit akzeptiert wurden, was hochriskant ist und normalerweise vermieden wird. Das Kartenhaus brach zusammen, als die Risiken des Geschäftsmodells Benkos falsch eingeschätzt wurden und steigende Zinsen das Unternehmen gefährdeten. Die Finma begleitete Julius Bär eng, aber die Risiken wurden offenbar falsch bewertet, heisst es im Artikel. Die Entscheidung, solche riskanten Kredite zu vergeben, wurde jedoch von der Bank getroffen, und die Finma habe nicht vorschreiben können, wem die Bank Kredite geben sollte. (NZZaS, S. 25)

 

SOFTWAREONE: Bei SoftwareOne könnte eine Übernahme durch Bain Capital wieder ein Thema werden, obschon der IT-Dienstleister eine Offerte des Private-Equity-Hauses abgelehnt hat. Nach Informationen der "Finanz und Wirtschaft" wollen die Firmengründer eine Wideraufnahme der abgebrochenen Verhandlungen erwirken. Die Firmengründer könnten kurz davor stehen, die Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung zu verlangen, erklärte das Blatt und berief sich auf "mehrere gut unterrichtete Quellen". Der Plan sei "höchstwahrscheinlich" der Austausch aller VR-Mitglieder. Dieser neue Verwaltungsrat solle dann wieder mit Bain Capital verhandeln. Die Karten für einen solchen Plan stünden nicht schlecht, meint die FuW. Denn ein Austausch des Verwaltungsrates könnte mit 50 Prozent der anwesenden Stimmen beschlossen werden - die Gründeraktionäre um Daniel von Stockar, Beat Curti und René Gilli hielten bereits 29 Prozent der Anteile. Und auch grosse institutionelle Investoren könnten die Forderung stützen, so der Artikel. (FuW, Onlineausgabe, siehe auch separate Meldung)

 

MIGROS I: Der grosse Umbau der Migros ist natürlich auch Teil der Berichterstattung sämtlicher grossen Zeitungen vom Wochenende. Laut "Tages-Anzeiger" etwa sind die Sozialpartner vom Umbau überrascht. In einer Analyse heisst es, der Detailhändler zerschlage damit sein Erbe. Die "NZZ" etwa spricht davon, dass die Migros mit Duttis Erbe breche. CH Media erklärt, dass nun bei der Tochter Hotelplan nach dem geplanten Verkauf eine ganze Reihe an Reisebüros geschlossen werden könnte. Auch werde der geplante Stellenabbau gar nicht ausreichen. Die "SonntagsZeitung" wiederum betont, dass die Migros vor dem Verlust ihrer Vorherrschaft gegenüber Coop stehe. Bereits jetzt erziele die Coop-Gruppe mehr Umsatz als die Migros. Nun werde sich der Abstand durch die angekündigten Verkäufe von Hotelplan, SportX, Melectronics und Mibelle weiter vergrössern. Der Migros-Umsatz schrumpfe durch die angekündigten Verkäufe von derzeit 31,9 auf 28,7 Milliarden Franken. (NZZ Samstagsausgabe, S. 23; Tages-Anzeiger Samstagsausgabe, S. 1-3; CH Media, S. 1, 12-13; Blick, NZZaS S. 21, SoZ, S. 1, 36-37; Sonntagsblick S. 2, 20)

 

MIGROS II/SIGNA: Dieter Berninghaus, ehemaliger Handelschef der Migros, steht laut den Tamedia-Zeitungen vom Samstag im Zentrum einer Untersuchung bezüglich Beratungsdienstleistungen, die er während seiner Zeit bei Migros für die Signa-Gruppe von René Benko erbracht hat. Die Präsidentin der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes, Ursula Nold, gab bekannt, dass die Migros nichts von diesen Dienstleistungen wusste. Eine externe Anwaltskanzlei wird nun mögliche Interessenkonflikte oder Verletzungen des internen Verhaltenskodex untersuchen. Laut einer gemeinsamen Enthüllung von Schweizer und österreichischen Medien erhielt die Beratungsfirma von Berninghaus' Frau zwischen 2013 und 2015 über 5 Millionen Euro von Signa. Ein Geheimvertrag bestätigt, dass Berninghaus persönlich für Signa beriet, während er Mitglied der Generaldirektion der Migros war. Der Verhaltenskodex der Migros, der 2014 datiert, verlangt von Mitarbeitern, Interessenkonflikte zu vermeiden oder zu melden. Nold betonte, dass die Migros klare Anstellungsbedingungen habe, Zusatzaufgaben genehmigungspflichtig seien und keine Interessenkonflikte verursachen dürften. Der Beratungsvertrag mit Signa könnte brisant sein, da Berninghaus später zu Signa wechselte und die Globus-Kette von der Migros kaufte. Die Untersuchung soll klären, ob Berninghaus während seiner Migros-Zeit den Verkauf der Globus-Kette an Signa vorbereitet hat. Berninghaus kündigte an, das Thema "in aller Transparenz" mit der Migros zu besprechen. In Ergänzung zu dieser Berichterstattung hiess es in der "SonntagsZeitung" ausserdem, die Migros habe eine externe Anwaltskanzlei mit einer Untersuchung zu möglichen Interessenskonflikten ihres ehemaligen Handelschefs beauftragt. (Tages-Anzeiger Samstagsausgabe, S. 7; SoZ, S. 38-39)

 

MIGROS III/SIGNA: Am 18. Januar gab der Migros-Genossenschaftsbund bekannt, dass er der Warenhauskette Globus bei deren Verkauf im Jahr 2020 ein Darlehen von 125 Millionen Franken gewährte, "das teilweise durch Garantien abgesichert" sei. Nun befürchtet die Migros offenbar, dass sie im Gefolge der Pleite von René Benkos Signa-Imperium einen Teil des Geldes verlieren könnte. Die Unternehmensführung unter Präsidentin Ursula Nold habe "vorsorglich eine Wertberichtigung von rund 15 Millionen für das an Globus gewährte Darlehen vorgenommen", bestätigt ein Sprecher gegenüber der "SonntagsZeitung". (SoZ, S. 41)

 

SBB: 110 Mitarbeitende der Bahn sind von Anfang 2021 bis Ende 2023 im Dienst verletzt oder getötet worden. Acht Mitarbeiter starben bei der Arbeit, wie der "SonntagsBlick" aufgrund von Protokollen des Bundesamts für Verkehr schrieb. Unachtsamkeiten und Fehler waren demnach grösstenteils für die Unfälle verantwortlich. Sie hätten sich vor allem bei Arbeiten in der Nähe von Gleisen, beim Rangieren oder beim Verladen von Gütern ereignet. Die Häufung von Unfällen führten die SBB auf die vielen Baustellen zurück. Nach fünf tödlichen Unfällen 2022 sei eine externe Stelle beauftragt worden, die Sicherheit zu überprüfen. Das Bundesamt für Verkehr sieht laut der Zeitung weiter Handlungsbedarf, insbesondere im Sicherheitsmanagement. (Sonntagsblick, S. 30-31)

 

SR TECHNICS: Die chinesischen Mehrheitseigner der SR Technics Group mit Hauptsitz am Zürcher Flughafen entliessen vergangene Woche den Schweizer Chef des Unternehmens, Matthias Düllmann, Knall auf Fall - und ohne den Abgang öffentlich zu machen. Das berichtet die SonntagsZeitung. Seinen Posten übernimmt vorläufig sein chinesischer Stellvertreter. Der Rausschmiss unterstreicht den wachsenden Einfluss der Mehrheitseignerin China Fangda Group Company bei SR Technics. Die frühere Swissair-Tochterfirma ist mit einem Umsatz von einer Milliarde Franken einer der grössten Anbieter für Wartungs- und Unterhaltsfirmen in der Luftfahrtbranche. Angestellte berichten von Entscheidungen der chinesischen Besitzer, die über die Köpfe der Geschäftsleitungen getroffen wurden. Ein Austauschprogramm zwischen Mitarbeitern aus der Schweiz und China weckt bei Mitarbeitenden von SR Technics Bedenken, dass kritisches Fachwissen in die Hände der Chinesen gelangt. (SoZ, S. 41; siehe auch separate Meldung)

 

SWISS: Die Swiss hat ihre Uniformregeln modernisiert, darunter die Abschaffung der Lippenstiftpflicht für weibliche Flugbegleiterinnen, der zuvor selbst finanziert werden musste. Make-up ist nun für alle Flight Attendants erlaubt, Frauen dürfen auch Krawatten tragen. Tattoos sind unter bestimmten Einschränkungen erlaubt. Die neuen Regelungen sollen die Uniformvorschriften flexibler gestalten, möglicherweise auch, um den Bewerberpool angesichts des Bedarfs an neuem Flugpersonal zu vergrössern. (CH Media, Samstagsausgabe, S. 16)

 

kw/