Bankfilialen verschenken ihre Zukunft

Bochum (ots) - Durch den zunehmenden Digitalisierungswahn bekommt

man das Gefühl, das ganze Leben findet im Internet statt. So entsteht

die Idee Bankfilialen seien überflüssig. Doch diese Idee ist falsch

wie eine Studie der metamorf business consulting GmbH vom Oktober

2015 zeigt. Zielgruppe der Studie: gehobene Privatkunden zwischen 21

und 49 Jahren, Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1.500 und 8.000 Euro.

Über 86% der Befragten können sich weiterhin den Besuch einer

Bankfiliale vorstellen. Weniger als 15% können sich keinen Anlass

vorstellen eine Bankfiliale aufzusuchen und sind reine Onlinekunden.

Diese Zahl ist in den letzten 10 Jahren nahezu konstant geblieben.

Leider nutzen die meisten Kunden Filialen aber nur noch zur

Bargeldversorgung. Grund dafür ist, dass die Kunden kaum andere

Themen in den Bankfilialen vorfinden. Um vom Image des "großen

Geldautomaten" weg zu kommen, ist ein Motivwechsel notwendig. Bargeld

darf nicht der einzige Anreiz für einen Filialbesuch sein. Es besteht

die Gefahr auf die Bargeldabholung oder den netten Kontakt reduziert

zu werden und dann von der Digitalisierung überrollt zu werden.

Innovationen fehlen

Der Gedanke liegt nah, Bankfilialen so einzurichten, dass sie

Kunden gefallen. Die Ausstattung einer Filiale bildet die Grundlage,

um sich wohlzufühlen. Mit moderner Einrichtung und diskreten

Besprechungsräumen allein ist es nicht getan. Der Versuch

Bankfilialen durch die Einbindung verschiedener

Dienstleitungsangebote attraktiver zu machen, ist ein kaschierender

Rettungsversuch eines kränkelnden Grundangebots. Einen Fortschritt

stellt er nicht dar. Ein ähnlicher Prozess hat in der

Mobilfunkbranche stattgefunden. Nach dem robusten und beliebten Nokia

6310i gab es viele Neuerungen. Handys wurden drehbar, klappbar,

kleiner. Alle Neuerungen konnten nicht kaschieren, dass keine

wirklichen Innovationen dabei waren. Bis zum ersten Smartphone. Es

brachte neues Leben in die Branche und veränderte diese völlig. Auch

die Grundsubstanz von Bankfilialen braucht einen Innovationsschub, um

zukunftsfähig zu werden. Kaschieren verlängert nur das Dasein der

Filialen, rettet sie aber nicht.

"Konzentriert euch auf das Wesentliche"

Die Erkenntnis, dass Kunden Wert auf Bankfilialen legen,

überrascht aus psychologischer Sicht nicht. Menschen suchen

persönliche Kontakte und Vertrauenspersonen mit gemeinsamen Zielen.

Mit diesen wollen sie gemeinsam Lösungen erarbeiten. Alle sechs Sinne

anzusprechen, ist der richtige Ansatz. Onlinebanking allein kann das

nicht bieten. Auch in der Gamer-Szene werden Räume angemietet, in den

Gamer Gerüche, Regungen und Berührungen real erleben. Bankfilialen

bieten dies bereits heute. Der wesentliche Beitrag, den eine

Bankfiliale leisten kann, ist das Besondere im Normalen zu bieten.

Die meisten Kunden wünschen sich: "Konzentriert euch auf das

Wesentliche und macht das dafür umso besser"! Die Qualität der

Beratung, die Fachkompetenz der Mitarbeiter und die persönliche

Begegnung sind für die Kunden entscheidend. Sie bevorzugen

Bankfilialen, wenn es ums Wesentliche geht. Über 90% der Kunden

wünschen sich eine verständliche Darstellung von Themen, verschiedene

Angebotsalternativen, persönliche Ratschläge und Sicherheit bei

Entscheidungen. Viele dieser Wünsche werden jedoch derzeit nicht

erfüllt. So finden über 40% der Kunden, dass keine persönlichen

Ratschläge gegeben werden. Mehr als die Hälfte der Befragten vermisst

die Unterbreitung von Angebotsalternativen und eine verständliche

Darstellung der Lösungen.

Kompetenzzentrum Bankfiliale

Grundsätzlich besuchen viele Kunden Filialen für

Immobilenangelegenheiten und zur Geldanlage. Auch das ist keine

Überraschung, sondern eine konservative Erkenntnis. Um Filialkunden

zu binden und Bankfilialen für neue Kunden attraktiv zu machen, nutzt

es nichts, sich in kaschierende Angebote von schicken Möbeln und

Getränken zu verzetteln. Bankfilialen müssen zum Kompetenzzentrum

aufgewertet werden, die diesen Namen auch verdienen. Nur so gibt es

Hoffnung für Bankfilialen. Ein erster Schritt ist es, die

Bargeldversorgung und die Öffnungszeiten voneinander zu trennen.

Während manche Bankfilialen den Zugang zu Geldautomaten nachts

sperren, wünschen sich Kunden die Möglichkeit sich rund um die Uhr

mit Bargeld zu versorgen. Beratung wünschen sie sich beim Wechsel

zwischen Privat- und Berufsleben. Bankfilialen sollten also ab 8 Uhr

und nachmittags zwischen 16 und 20 Uhr geöffnet sein.

Online ist nicht alles

Versteifen Banken sich auf den Fortschritt der Digitalisierung,

vernachlässigen sie die Bankfilialen in der realen Welt. Alles keine

neuen Erkenntnisse, aber die konkrete Umsetzung traut sich kaum einer

zu. Es gibt keine Garantie, keine Vorbilder. Die Euphorie der

Digitalisierung ist nur ein Teil von Banken der Zukunft. Wird der

Digitalisierungs- und Automatisierungswahn übertrieben, wird der

eigentliche Anker des Erfolgs - die Filiale - vergessen. Die Welt

wird nicht vollständig digital werden. Reine Onlinebanking-Kunden

stellen mit 15% die Minderheit der Bankkunden. Banken sollten weder

die Digitalisierung verpönen noch die Bankfilialen vergessen. Beides

sind Seiten der Bank-Medaille. Wird eine Seite nicht berücksichtigt,

gibt es ein böses Erwachen. Auch die junge Generation, die 'Digital

Natives', nutzen Bankfilialen. Über 60% erwarten von einer guten Bank

sogar Filialen als wesentliches Angebot.

Dass "Online" nicht das Maß aller Dinge ist, zeigt auch der

Discounter Aldi. Das Wirtschaftsmagazin "brand eins" berichtet über

neue Konzepte der Discounter-Filialen. Aldi hat begriffen, dass auch

Discounterkunden sich Qualität und Kompetenz wünschen und setzt diese

Wünsche in den Filialen um. Neue Filialen sind modern und stellen die

Qualität der Produkte in den Fokus. Dieser Wandel ist auch für

Bankfilialen entscheidend.

Bankfilialen Teils des Multikanalangebots

Die Zukunft der Banken ist das Multikanalangebot. Hier ist

Onlinebanking einer der nötigen Kanäle. Bankfilialen sind in diesem

Angebot auch vorhanden. Das wird in vielen Projektplanungen gerne

vergessen. Die Studie der metamorf business consulting GmbH liefert

hierzu interessante Erkenntnisse. Diese sind enttäuschend und

beruhigend zugleich. Enttäuschend, da es keine simplen, kaschierenden

Lösungen gibt. Qualität und echter Mehrwert für den Kunden sind

entscheidend. Beruhigend, dass es dabei um die wesentlichen Themen

der Finanzberatung geht; Liquidität, Baufinanzierung und Geldanlage.

Die Filialen, die auf echte Kompetenz als Kombination aus

Qualitätsprozessen, flexibel, individuell konfigurierbaren Produkten

und die Intuition der Mitarbeiter setzen, werden auf Dauer

erfolgreich bleiben. Entscheidend wird jedoch sein, dass Kunden dies

auch erfahren und erleben. Die wahre Revolution bringt daher neue

Kontaktwege für Marketing, Produktpräsentation und Beratung. Es ist

notwendig, dass die häufig zentralisiert geführten Institute lernen

ihren Kollegen in den Filialen zu vertrauen. Facebook, App-Inhalte

und Marketing werden keiner zentralen Kontrolle mehr unterliegen,

sondern zur dezentralen Kompetenz. Neue Konzepte für Bankfilialen

sind nötig. Andernfalls enden sie wie drehbare Minihandys -

aussortiert und durch bessere Alternativen ersetzt.

OTS: metamorf business consulting GmbH

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/118067

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_118067.rss2

Pressekontakt:

Sabrina Kowling

metamorf business consulting GmbH

Bürocenter am Schlosspark

Wasserstr. 496

44795 Bochum

Tel: 0234 369 86 23

E-Mail: s.kowling@metamorf.de