Im Spannungsfeld zwischen Politik und Wirtschaft /
Präsidentschaftswahlen in Taiwan
Berlin/Taipei (ots) - In Taiwan finden am 11. Januar 2020 Präsidentschafts- und
Parlamentswahlen statt. Letzten Umfragen zufolge dürfte Präsidentin Tsai Ing-wen
und Ihre regierende Demokratische Fortschrittspartei DPP die Wahlen mit
deutlichem Vorsprung gewinnen.
Aus wirtschaftlicher Sicht befindet sich die Insel trotz großer externer
Herausforderungen in einem stabilen Zustand. "Taiwan kann auf ein relativ
erfolgreiches Jahr zurückblicken. Und das, obwohl man noch zu Jahresbeginn 2019
in Taipei große Bedenken hatte, dass die lokale Wirtschaft sehr stark vom
Handelskonflikt zwischen den USA und China in Mitleidenschaft gezogen werden
könnte", sagt Alexander Hirschle von Germany Trade & Invest (GTAI) in Taipei.
Zwar sanken die Lieferungen in das Reich der Mitte bis November 2019 tatsächlich
um rund fünf Prozent im Vergleich mit derselben Vorjahresperiode. Doch dieser
Rückgang konnte durch einen deutlichen Zuwachs der Exporte in die USA von knapp
18 Prozent praktisch wettgemacht werden. Dazu haben sich taiwanische Unternehmen
zum Teil sogar zu Rückverlagerungen von Produktionsstätten auf die Insel
entschieden, womit Taiwan sogar vom Handelskonflikt profitiert.
Taiwans Regierung und Medien betonen, dass die Insel im vergangenen Jahr mit
einem Wachstum von geschätzten 2,6 Prozent die höchste Steigerungsrate unter den
sogenannten "Tigerstaaten" verzeichnen konnte. "Viel wichtiger ist jedoch, dass
Taiwan im Vergleich mit dem Vorjahr nur einen marginalen Rückgang des
BIP-Wachstums von 0,2 Prozentpunkten hinnehmen musste und somit zumindest auf
dem Papier kaum Schrammen von der global abflauenden Nachfrage oder den
Auswirkungen des Handelskonflikts abbekommen hat", so Hirschle weiter.
Das Land verfolgt das Ziel, seine Exporte weiter zu diversifizieren, indem vor
allem die Wirtschaftsbeziehungen mit Süd- und Südostasien intensiviert werden
sollen. Auch neue Industriezweige sollen aufgebaut werden. Hier fördert die
Regierung unter anderem Bereiche wie Industrie 4.0, erneuerbare Energien,
Biotechnologie und die Kreislaufwirtschaft. Hirschle sieht hier gute Chancen für
deutsche Lieferanten: "Deutsche Firmen verfügen über konkurrenzfähige
Lösungen
in vielen dieser Branchen, die allgemein einen hohen Ergänzungsgrad zwischen
taiwanischer Nachfrage und deutschem Angebot erkennen lassen."
Taiwan ist das sechstwichtigste Zielland für "Made in Germany" in Asien, 2018
beliefen sich die deutschen Exporte auf 7,9 Milliarden Euro. Zwei Drittel der
deutschen Ausfuhren setzen sich aus Fahrzeugen, Chemikalien und Maschinen
zusammen. Der Anteil Deutschlands an den Gesamtimporten Taiwans beläuft sich auf
rund 3,5 Prozent (2018), lag in einigen Produktsparten wie Pkw, Chemikalien,
Mess- und Kontrollinstrumente sowie Medizintechnik aber deutlich höher.
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