Unbezifferte Risiken, Kommentar zu Bayer von Annette Becker
Frankfurt (ots) - Um es gleich vorwegzunehmen: Den Bayer-Geschäftsbericht ziert 
ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk der Wirtschaftsprüfer von Deloitte. 
Zudem ist keines der im Geschäftsbericht dargestellten Risiken aus Sicht des 
Vorstands bestandsgefährdend. Das ist wichtig, zumal die Prüfer ein besonderes 
Augenmerk auf die Abbildung der Rechtsstreitigkeiten - allen voran der 
Glyphosat-Thematik - gelegt haben.

Warum das trotzdem der Erwähnung wert ist? Weil die Prüfer offensichtlich darauf
pochten, dass die Auswirkung der knapp 50000 anhängigen Klagen im Zusammenhang 
mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel Roundup auf die finanzielle 
Lage des Konzerns ausführlich dargelegt wird - unabhängig davon, dass Bayer noch
keine Rückstellungen für den viel diskutierten Vergleich gebildet hat.

Letzteres ist insoweit in Ordnung, als das Nennen einer Hausnummer in anhängigen
Rechtsfällen nur Begehrlichkeiten auf der Gegenseite weckt. Ähnlich verhält es

sich mit konkreten Zeitvorgaben, die den Einigungsdruck erhöhen und damit einzig
der Klägerseite dienen.

Umso interessanter ist jedoch, was unter dem Stichwort Glyphosat-Thematik im 
Risikobericht zu lesen ist: Dort ist die Rede von "erheblichen finanziellen 
Nachteilen", die Bayer unter anderem  im Zuge eines Vergleichs entstehen 
könnten. Aufhorchen lässt auch, dass Bayer mit Blick auf die Finanzierung - 
spekuliert wird über eine Summe in der Größenordnung von 10 Mrd. Dollar - 
explizit eine Kapitalerhöhung ins Spiel bringt.

Finanzchef Wolfgang Nickl winkt an diesem Punkt natürlich gleich ab und merkt 
an, dass es sich bei diesen Ausführungen um rein theoretische Betrachtungen 
handelt. Viel lieber verweist er auf die Bruttoerlöse aus den im Vorjahr 
getätigten Verkäufen, die Bayer - das muss an dieser Stelle auch einmal gesagt 
werden - nicht nur schneller als geplant, sondern auch zu äußerst attraktiven 
Preisen gelungen sind. Brutto werden etwa 9,3 Mrd. Euro eingespielt.

Eine potenzielle Kapitalerhöhung würde Sprengstoff bergen, denn Bayer müsste 
sich dafür erst einmal das Okay der Hauptversammlung besorgen. Das vorhandene 
Pulver haben die Leverkusener mit der Monsanto-Übernahme verschossen. Angesichts
des starken Kursverfalls der Aktie und des dadurch aufgeflammten Zorns der 
Investoren hatte es sich schlicht verboten, in der vorigen Hauptversammlung um 
einen neuen Kapitalrahmen nachzufragen. Wenig wahrscheinlich, dass das dieses 
Jahr anders aussieht.

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