Börsen-Zeitung: Schweißperlen auf der Stirn, Kommentar zu Portugal von
Kai Johannsen
   Frankfurt (ots) - Die Verantwortlichen in der portugiesischen 
Schuldenagentur werden sich nach dem ersten Anleiheauftritt des 
Landes im neuen Jahr via Bankensyndikat mit Sicherheit die 
Schweißperlen von der Stirn gewischt und danach gedacht haben: Das 
ist ja Gott sei Dank noch mal gutgegangen, zum Glück blieb uns der 
Schiffbruch erspart. Sicher: Man kann den Deal - wie es im 
Marktjargon so salopp heißt - als "okay" einstufen, aber im direkten 
Vergleich zu der Transaktion mit einer ebenfalls zehnjährigen Anleihe
fast auf den Tag genau vor einem Jahr tritt doch sehr offensichtlich 
zu Tage, dass den Portugiesen der Wind langsam wieder heftiger ins 
Gesicht bläst.

   Der Deal gestern wurde 3 Mrd. Euro schwer, im Januar 2016 
realisierten sie immerhin noch 1 Mrd. Euro mehr. Die Nachfrage war 
mit guten 8,5 Mrd. Euro gestern zwar ebenfalls in Ordnung, aber um 
die 12 Mrd. Euro vor einem Jahr sprechen eine andere Sprache. Und bei
der Rendite musste Portugal den Investoren schon über 4,2% bieten im 
Gegensatz zu knapp unter 3% vor einem Jahr. Das gleiche Bild bei den 
Risikoaufschlägen (Spreads): gestern über 350 Basispunkte, vor einem 
Jahr nur etwas mehr als 200 BP. Zur Erinnerung: Portugal ging Anfang 
April 2011 unter den Rettungsschirm der EU-Staatengemeinschaft, nicht
zuletzt deshalb, weil es die Konditionen des Marktes nicht mehr 
stemmen konnte und von den Investoren kein Geld mehr bekam. Damals 
lag die zehnjährige Rendite des Landes bei etwas mehr als 8%. Die 
Hälfte der Wegstrecke zu diesem Renditeniveau hat Portugal schon 
wieder zurückgelegt. Der zweite Teil der Strecke kann erfahrungsgemäß
sehr schnell gehen.

   Und in diesem Jahr könnte es für Portugal auf den Bondmärkten zu 
einer echten Herausforderung werden, den Kapitalbedarf von 14 bis 16 
Mrd. Euro zu realisieren, wenn der Markt für höhere Risiken auch 
immer höhere Renditen fordert. Portugals Konjunktur ist in mauer 
Verfassung, der Bankensektor befindet sich in einer schweren Krise 
und muss wieder mit Staatsgeldern gerettet werden, das Land hat 
Rating-Sorgen und könnte im Rahmen des Bondkaufprogramms der 
Europäischen Zentralbank Probleme bekommen, wenn auch noch das letzte
Investment-Grade-Rating verloren geht.

   Das sehen natürlich auch die Investoren. Die Risikoaversion könnte
schnell ansteigen mit dem Ergebnis, dass sie wieder Stacheldraht in 
ihren tiefen Taschen einziehen. Das Geld bliebe aus, Portugal hat es 
schon mal erlebt. Also: Die Schweißperlen werden bei den nächsten 
Bondauftritten zurückkehren.

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