Börsen-Zeitung: Der Name des Niedergangs, Kommentar zur Deutschen Bank
von Bernd Wittkowski
   Frankfurt (ots) - Es gibt auch ein Argument für Paul Achleitner. 
Der Niedergang der Deutschen Bank, etwa gemessen am Aktienkurs, 
begann nicht erst am 31. Mai 2012, als der ehemalige Goldman-Sachs- 
und Allianz-Manager  den Aufsichtsratsvorsitz übernahm. Aber es fehlt
nicht mehr viel, dann sind von den damaligen 24,76 Euro noch mal drei
Viertel perdu. Okay, man kommt von 92,06 Euro, erreicht im  Mai 2007.
Doch seit 2012 gilt: Schlimmer geht immer. Und das Desaster in dieser
Zeit hat nun mal einen Namen: Achleitner.

   "Der Aufsichtsrat der Deutsche Bank AG bestellt, überwacht und 
berät den Vorstand und ist in Entscheidungen, die von grundlegender 
Bedeutung für die Bank sind, unmittelbar eingebunden." So definiert 
das Institut die Rolle des Kontrollorgans bei der 
Unternehmensführung. Von den sieben Vorstandsmitgliedern aus 
Achleitners Startformation mit den Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu
Jain ist nur noch einer dabei: Chief Risk Officer Stuart Lewis. 
Ansonsten hat der Österreicher munter durchgewechselt, auch an der 
Spitze, und das Publikum sollte glauben, jeweils Zeuge eines 
strukturierten Prozesses zu sein, in dem Achleitner alles unter 
Kontrolle hatte.

   Auf das Duo Fitschen/Jain folgte das Gespann John Cryan/Fitschen, 
dann Cryan allein, dann Christian Sewing. Was blieb, war die 
Vernichtung von Aktionärsvermögen; wer blieb, war Achleitner. Die 
Kausalität ist kaum nachweisbar. Aber kann es sein, dass es für den 
nicht selten wie ein Übervorstandschef auftretenden 
Aufsichtratsvorsitzenden einfach dumm gelaufen ist? Dass die  
juristischen Altlasten aus der Zeit vor 2012 schuld sind? Die Märkte?
Oder fremde Mächte, inklusive der Medien? Nur nicht das   eigene 
Versagen?

   Diese Fragen stellen sich auch Stimmrechtsberater und,  
Agenturberichten zufolge, nun zunehmend sogar Großaktionäre der Bank 
wie die chinesische HNA, die Anlagevehikel der katarischen 
Herrscherfamilie und Cerberus. Angeblich wollen sie Achleitner 
vorzeitig loswerden. Was man gut verstehen kann. Nach sieben Jahren 
ohne belastbare Anzeichen für einen nachhaltigen Turnaround hat man 
genug Rechtfertigungsreden gehört und will Konsequenzen sehen.

   Dazu wird es an dieser Stelle nicht kommen. Das Maximum ist die 
Nichtentlastung. Den Machtkampf auf offener Bühne, eine Abwahl, 
scheuen diese Investoren, das ist noch) nicht ihr Stil. Ob Achleitner
von sich aus geht? Der Mann ist so was von sich überzeugt, von 
Selbstkritik und Demut derart unbeleckt: Das sitzt er aus. Bis 2022. 
Wenn bis dahin auf den Niedergang noch nicht der Untergang gefolgt 
ist.

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