Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat offengelassen, wann die Schulen angesichts des verschärften Lockdowns wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren können. "Es gibt keine Verabredung, dass es auf jeden Fall am 18. wieder los geht oder auf gar keinen Fall am 18., sondern man muss es so entscheiden, wie es sachgerecht ist", sagte Müller im ARD-Morgenmagazin.

Zuvor hatte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erklärt, Kitas und Grundschulen in ihrem Bundesland möglichst ab dem 18. Januar wieder öffnen zu wollen. Der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom Dienstag ermögliche es, dass Unterricht in der Schule vor Ort, aber ohne Präsenzpflicht stattfinden kann. "Wir arbeiten deshalb darauf hin, dass wir Kitas und Grundschulen in Baden-Württemberg ab dem 18. Januar wieder flächendeckend öffnen können", hatte sie der Funke-Mediengruppe gesagt.

"Ich sehe das kritisch", erklärte Müller zur Nennung einer solchen Zielmarke. "Man muss an der Sache orientiert dann entscheiden, wie sieht es in zehn Tagen aus", sagte er. Dann sei zu prüfen, ob man vielleicht wirklich nur für die Grundschule oder nur für bestimmte Jahrgänge schon Präsenzunterricht anbieten könne oder nicht.

Mit Blick auf die Pandemieentwicklung räumte der gegenwärtige Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz ein, man hätte "vielleicht ein, zwei Wochen früher etwas noch entscheiden können". In der Rückschau sei man schließlich immer klüger. "Aber wir sehen ja jetzt doch sehr deutlich, wie Zahlen nach unten gehen", hob Müller hervor. Man sei "auf der Zielgerade", um die Ziele auch wirklich zu erreichen, könne man aber "die Schulen nicht unbeachtet lassen". Ziel sei es, noch mehr Entlastung in den Krankenhäusern zu erreichen.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) erklärte unterdessen im Deutschlandfunk, die Verschärfung der Corona-Maßnahmen sei insbesondere für Familien und Kinder hart, aber dringend notwendig. Eine Lehre aus dem vergangenen Jahr sei, dass Homeoffice und Homeschooling nicht zusammen gehen. Es sei deshalb wichtig, dass man diese harten Maßnahmen auf den Januar beschränke. "Solche Belastungen für Kinder und Familien dürfen nicht über einen noch längeren Zeitraum gemacht werden", sagte Giffey.

Eine Garantie für das Ende der Maßnahmen könne man nicht geben, aber "die ersten, die dran sind bei den Lockerungen, müssen die Kinder sein", sagte die SPD-Politikerin. Sollten die Zahlen Ende Januar nicht besser sein, müsse man "ganz neu über die Frage Umgang mit Kindern nachdenken" und dabei den Kinderschutz gegen den Krankenschutz abwägen.

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January 06, 2021 03:45 ET (08:45 GMT)