Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur hat es bislang keine Einigung zwischen CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder gegeben. "Es ist nichts entschieden", sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person zu Dow Jones Newswires. Am Sonntag hatten weitere Gespräche in Berlin über die K-Frage bis in die Nachtstunden angedauert. Beide Parteichefs hatten sich eine Frist bis Sonntag gesetzt, um den Streit beizulegen. Es ist unklar, ob die Gespräche nun fortgesetzt werden oder ob es eine Abstimmung in der Unionsfraktion oder den Verbänden von beiden Parteien geben soll.

Laut einem CDU-Sprecher sind für Montag keine Sitzungen der CDU-Spitzengremien geplant. Söder will um 14.00 Uhr nach einer Videokonferenz des CSU-Präsidiums vor die Presse treten.

Für Montagvormittig ist im Deutschen Bundestag eine Sondersitzung der Unionsfraktion angesetzt, bei der die geplante Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes und der damit verbundenen bundesweiten Notbremse und den nächtlichen Ausgangsbeschränkungen beraten werden sollen. Es ist durchaus möglich, dass hier auch die offene Frage der Kanzlerkandidatur zur Sprache kommt.

Söder drängt darauf, dass die K-Frage nicht nur von den Spitzengremien, sondern auch von der Unionsfraktion und den Parteiverbänden entschieden wird. Laschet ist gegen eine Abstimmung in der Unionsfraktion, die am Dienstagnachmittag zu ihrer regulären Sitzung zusammenkommt. Er verweist auf seinen Rückhalt in den Spitzengremien der CDU, die ihn vergangenen Montag ihre Unterstützung ausgesprochen hatten.

Der bayerische Ministerpräsident führt in Meinungsumfragen klar vor Laschet. Auch haben sich indirekt die Ministerpräsidenten vom Saarland, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie die Junge Union in einer Abstimmung auf die Seite des Franken geschlagen. Laschet hingegen kann auf die Unterstützung von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Hessens Ministrpräsidenten Volker Bouffier sowie bislang mehrheitlich des Präsidiums und Vorstands der CDU bauen.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die Fernsehsender RTL/ntv drohen den Unionsparteien massive Verluste, wenn sie den nordrhein-westfälischen Ministpräsidenten Laschet als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf ziehen würden. Die Mehrheit derer, die bei der Bundestagswahl 2017 CDU oder CSU gewählt haben, würden sie derzeit nicht mehr wählen.

Demnach wären aber auch von den 27 Prozent der Wahlberechtigten, die aktuell noch Union wählen möchten, nur knapp zwei Drittel bereit, mit Laschet als Kanzlerkandidat bei ihrer Entscheidung zu bleiben. 35 Prozent würden eine andere Partei oder gar nicht wählen, wenn die Union den CDU-Vorsitzenden als Spitzenkandidaten aufstellen würde.

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April 19, 2021 04:17 ET (08:17 GMT)