Mit Abgaben wird die Wall Street am Freitag zum Start erwartet. Die Märkte stehen weiter im Bann des Kriegs in der Ukraine. Vorübergehend stürzten die Futures noch stärker abwärts mit Berichten, wonach russischer Beschuss einen Brand in Europas größtem Kernkraftwerk ausgelöst hatte, was die Befürchtung einer noch nie dagewesenen nuklearen Katastrophe weckte. Die ukrainischen Behörden erklärten indes später, das Feuer in einem Schulungsgebäude der Anlage sei gelöscht worden.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Brandes im Kernkraftwerk am späten Donnerstag waren die Dow-Futures um rund 500 Punkte abwärts gesaust. In einer Reihe von Tweets bezeichnete US-Energieministerin Jennifer Graholm die russischen Militäroperationen in dem Kraftwerk als "rücksichtslos", erklärte jedoch: "Wir haben keine erhöhten Strahlungswerte in der Nähe der Anlage festgestellt". Von ukrainischer Seite wurde versichert, dass die Reaktoren abgeschaltet wurden.

Nach Ansicht von Experten besteht die Gefahr, dass das Kraftwerk den Strom verliert und nicht in der Lage ist, das nukleare Material zu kühlen, was zu einer Kernschmelze führen würde, die von einer Explosion begleitet werden könnte.

Die Nachricht von den Schäden an der Anlage hat die ohnehin schon fragile Stimmung weiter aufgewühlt. Die Marktteilnehmer versuchen abzuschätzen, inwieweit der Konflikt und die strengen westlichen Sanktionen gegen Russland das weltweite Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und die Inflation durch die Unterbrechung der Rohstoffversorgung weiter anheizen werden.

Die äußerst unsichere und sich verschlechternde Lage in der Ukraine veranlasst die Anleger, ihre Risikopositionen vor dem Wochenende zu reduzieren, sagt Kenny Wen, Vermögensverwaltungsstratege bei Everbright Securities International in Hongkong. Er fügt hinzu: "Wenn die Ölpreise deutlich steigen, wie in den 1970er Jahren, könnte die Weltwirtschaft in eine Rezession geraten, was die Unternehmensgewinne beeinträchtigen würde. Dann werden die Auswirkungen lang anhaltend sein."

Angesichts des Kriegs geraten die ansonsten im Zentrum der Aufmerksamkeit stehenden US-Arbeitsmarktdatren in den Hintergrund. Volkswirte erwarten im Schnitt einen Beschäftigungsaufbau um 440.000 und ein Fallen der Arbeitslosenquote auf 3,9 Prozent.

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March 04, 2022 06:04 ET (11:04 GMT)