Peking (Reuters) - Der Außenhandel der Wirtschaftsmacht China sendet gemischte Signale aus.

Befördert durch Preissenkungen legten die Exporte im November erstmals seit einem halben Jahr zu - und zwar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie die Zollbehörde am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Rückgang um 1,1 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 6,4 Prozent im Oktober. Die Importe fielen jedoch zur Überraschung der Fachleute um 0,6 Prozent nach einem Anstieg um 3,0 Prozent im Vormonat. "Die Daten zeigen, dass die Auslandsnachfrage stärker und die Inlandsnachfrage schwächer ist als wir dachten", so das Fazit von Dan Wang, Chefökonom der Hang Seng Bank China.

Auf der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA lasten die schwache globale Nachfrage und die weiter schwelende Immobilienkrise: Regierung und Notenbank haben versucht, die in der zurückliegenden Corona-Krise arg gebeutelte Wirtschaft mit Konjunkturspritzen zu stabilisieren. Die Volksrepublik hat sich selbst für dieses Jahr ein Wachstumsziel von etwa fünf Prozent für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verordnet. Die Zentralbank bekräftigte jüngst, dass sie mit dem Erreichen dieser Zielmarke rechne.

2022 war die Wirtschaft belastet von strikten Corona-Lockdowns und der Immobilienkrise mit drei Prozent so langsam gewachsen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Regierung verfehlte ihr Ziel von damals rund 5,5 Prozent deutlich. Das überraschende Exportplus im November kommt den staatlichen Wirtschaftslenkern in Peking auf dem Kurs der wirtschaftlichen Erholung nun sehr gelegen.

Als Verkaufsschlager unter den Exportartikeln mit dem Stempel "Made in China" nennt Ökonom Wang elektrische Maschinen und Autos. Die Nachfrage aus Europa und Russland habe das Ausfuhrgeschäft gestärkt. Analystin Zichun Huang von Capital Economics verweist allerdings darauf, dass Preissenkungen Starthilfe beim Anspringen des Exportmotors geleistet hätten: "Wir bezweifeln, dass diese Robustheit anhalten wird, da die Exporteure nicht mehr lange in der Lage sein werden, die Preise weiter zu senken."

REICHEN KONJUNKTURSPRITZEN AUS?

Der Rückgang der Importe ist zugleich ein schlechtes Omen für die Konjunkturentwicklung. Denn China will das Wachstumsmodell stärker auf die Binnenkonjunktur ausrichten und setzt dabei auf den privaten Konsum der Milliardenbevölkerung. Aus Sicht vieler Experten lässt sich noch nicht beurteilen, ob die Konjunkturspritzen ausreichen, um die Inlandsnachfrage zu stützen. Die Maßnahmen reichen von der Stärkung der Nachfrage nach Fahrzeugen und Haushaltsgeräten bis hin zu gelockerten Immobilienbeschränkungen.

Es sei überdies unklar, ob die Exporte im nächsten Jahr als Wachstumssäule fungieren könnten, meint Zhiwei Zhang, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management. "Die Konjunktur Europas und der Vereinigten Staaten kühlt sich ab. China wird im Jahr 2024 immer noch auf die Inlandsnachfrage als Haupttreiber für das Wachstum angewiesen sein."

(Bericht von Joe Cash, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)