Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschlands Banken begrüßen die Überlegungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines digitalen Euro grundsätzlich, warnen aber zugleich vor Schäden für das bestehende Bankensystem. "Die Banken in Deutschland und Europa haben eine zentrale Rolle im Wirtschaftskreislauf und leisten einen unverzichtbaren Beitrag bei der effizienten Versorgung von Unternehmen und Verbrauchern mit Finanzmitteln", heißt es in einer Stellungnahme von Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), der in diesem Jahr Federführer der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) ist.

Schon deswegen sei es wichtig, die Kreditwirtschaft frühzeitig in die Überlegungen einer digitalen Währung einzubinden. Die EZB prüft derzeit die Möglichkeit, einen digitalen Euro einzuführen. Offiziell gibt es noch keine Entscheidung, aber verschiedene EZB-Offizielle haben bereits ein hohes Interesse an der Emission einer digitalen Währung geäußert.

Noch nicht klar ist, wie genau das digitale Zahlungsmittel konstruiert sein soll. Sicher ist, dass es normalen Konsumenten in Ergänzung zum Bargeld zur Verfügung stehen soll. Zugleich will die EZB dafür sorgen, dass der digitale Euro ein Zahlungsmittel, aber kein Investment wird. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Verzinsung digitaler Euro-Einlagen bei der EZB. Auch will die EZB verhindern, dass Konsumenten und Unternehmen massenhaft Einlagen bei Geschäftsbanken in digitale EZB-Einlagen umtauschen. Ein derartiger "digitaler Bank Run" könnte die Stabilität des Bankensystems gefährden.

Die DK fordert, dass ein digitaler Euro in keinem Fall die Funktionsfähigkeit des zweistufigen Bankensystems aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den Geschäftsbanken in Frage stellen dürfe. Die Versorgung der Wirtschaft und der Verbraucher mit Liquidität und Investitionsmitteln sei von wesentlicher Bedeutung für ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum sowie ein hohes Beschäftigungsniveau und damit ein Stabilitätsgarant für Europa.

Laut DK wollen die Banken weiterhin eigene digitale Zahlungsdienste entwickeln. Ein digitaler Euro der EZB könnte zusammen mit einem digitalen Geld der Kreditwirtschaft einen wichtigen Beitrag leisten, um den wirtschaftlichen Erfolg des Euroraums langfristig zu sichern, heißt es in der Erklärung. Die EZB sei nun gefordert, auch für digitales Geld der Kreditwirtschaft einen europaweiten, technischen Standard zu definieren. Zugleich brauche es einen rechtlich fundierten Rahmen für einen digitalen Euro.

Die EZB hat Konsultationen zum digitalen Euro durchgeführt, die demnächst enden sollen. Eine prinzipielle Entscheidung soll zur Jahresmitte fallen.

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January 12, 2021 09:50 ET (14:50 GMT)