KfW-Nachfolge-Monitoring Mittelstand: 2021 wieder mehr
Nachfolgeplanungen nach "Corona-Knick"
Frankfurt am Main (ots) -

- 230.000 kleine und mittlere Unternehmen streben bis Ende 2022 eine Nachfolge
  an
- Präferenz für familieninterne Übergaben steigt in Corona-Krise
- Strukturelle Nachfolgelücke wächst aufgrund geringer Gründungszahlen

Nachdem im Corona-Jahr 2020 viele mittelständische Unternehmen ihren Fokus auf
die unmittelbare Krisenbewältigung richten mussten und die Zukunftsplanungen auf
Eis gelegt hatten, rückt das Nachfolgemanagement nun wieder nach oben auf der
Agenda. Der "Corona-Knick" scheint überwunden, wie eine aktuelle
Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des repräsentativen
KfW-Mittelstandspanels 2021 zeigt. In der kurzen Frist, d. h. bis zum Ende des
Jahres 2022, streben rund 230.000 der insgesamt 3,8 Mio. mittelständischen
Unternehmen eine Nachfolge an. Erfreulich ist, dass drei Viertel bzw. 170.000
dieser Unternehmen sich bereits erfolgreich mit Nachfolgekandidaten geeinigt
haben oder sich gegenwärtig in Verhandlungen befinden. Ihre Chancen, die
Nachfolgepläne im Zeitplan zu realisieren, stehen damit gut.

Insgesamt haben sich im Jahr 2021 39 % der mittelständischen Unternehmen
grundsätzlich mit einer Nachfolgplanung befasst. Im Vorjahr hatte der Anteil nur
33 % betragen. In den kommenden Jahren wird die Nachfolgesuche im Mittelstand an
Bedeutung gewinnen, allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung. Die
Zahl der älteren Firmeninhaber und -inhaberinnen steigt kontinuierlich.
Gegenwärtig sind 28 % der Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter - das sind
deutlich über eine Million.

Der neuen Analyse von KfW Research zufolge sollen in mittelfristiger
Perspektive, d. h. binnen fünf Jahren, insgesamt 600.000 Unternehmen an eine
Nachfolgerin oder einen Nachfolger übergeben werden bzw. ca. 120.000 im
Jahresdurchschnitt. Der KfW-Gründungsmonitor zeigt jedoch, dass es im
Durchschnitt der letzten fünf Jahre tatsächlich nur etwa halb so viele
Übernahmegründungen gab, nämlich 60.000. Im Krisenjahr 2020 brach die Zahl -
im
Gleichschritt mit dem gesamten Gründungsgeschehen - sogar auf nur 46.000 ein.

In Krisenzeiten deutet sich eine "Renaissance der Familie" an. Nicht nur der
Anteil realisierter, familieninterner Übergaben ist zuletzt gestiegen (46 % im
Jahr 2020 ggü. 34 % im Jahr 2019). Im Zuge der Corona-Krise der Jahre 2020 und
2021 verschieben sich die Präferenzen auch aus der Sicht der nachfolgesuchenden
Mittelständler: Vor der Krise zogen ca. 45 % die Übergabe an ein
Familienmitglied in Betracht. Im Jahr 2020 sprang der Anteil auf 61 % und ist in
2021 mit 54 % immer noch deutlich erhöht. Die Familiennachfolge ist damit
eindeutig die beliebteste Nachfolgevariante. Auch die Nachfolge durch
Beschäftigte des Unternehmens wird aktuell überdurchschnittlich häufig genannt
(35 %). Eine externe Übergabe bzw. den externen Verkauf favorisieren nur noch 41
%. Dabei gilt: Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre sind familieninterne
Nachfolgen um ein Vielfaches besser vorbereitet als externe Nachfolgewünsche:
Etwa 5-mal häufiger ist die Nachfolge dann bereits in trockenen Tüchern oder
kurz davor.

"Der nahende Rückzug der Babyboomer-Generation wird eine große Lücke auf den
Chefsesseln im Mittelstand hinterlassen. Der Bedarf an Nachfolgern und
Nachfolgerinnen wird zunehmen", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der
KfW. "Allerdings ist die strukturelle Nachfolgelücke aufgrund niedriger
Geburtenziffern in der Vergangenheit und geringem Gründungsgeist in der
Gegenwart groß. Künftig wird es daher zunehmend wichtiger werden, frühzeitig
zu
planen und mehrere Nachfolgevarianten - familienintern, den Verkauf an
Mitarbeiter oder einen externen Interessenten - parallel in Betracht zu ziehen.
Sonst steht zu befürchten, dass ungewollte Unternehmensstilllegungen spürbar
zunehmen."

Bereits heute gehören auch unerfüllte Nachfolgewünsche und Marktaustritte von
Unternehmen zum Gesamtbild. Rund 12 % der Unternehmen (27.000), die eine
Nachfolge bis Ende 2022 realisieren möchten, müssen mit dem Scheitern ihrer
Nachfolgepläne zum gewünschten Termin rechnen. Dort sind die Inhaber und
Inhaberinnen entweder noch gar nicht in den Prozess eingestiegen oder haben
bislang nur Informationen gesammelt.

Das aktuelle KfW-Nachfolge-Monitoring ist abrufbar unter: www.kfw.de/fokus (http
s://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Service/Download-Center/Konzernthemen/Research/
Fokus-Volkswirtschaft/?redirect=78471)

Zum Datenhintergrund:

Dem KfW-Nachfolge-Monitoring liegen das KfW-Mittelstandspanel und ergänzend der
KfW-Gründungsmonitor zugrunde. Beide liefern jeweils eine repräsentative
Datenbasis der kleinen und mittleren Unternehmen bzw. des Gründungsgeschehens in
Deutschland. Das KfW-Mittelstandspanel wird seit dem Jahr 2003 als
Wiederholungsbefragung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland
durchgeführt. Zur Grundgesamtheit des KfW-Mittelstandspanels gehören alle
privaten Unternehmen sämtlicher Wirtschaftszweige, deren Umsatz die Grenze von
500 Mio. EUR pro Jahr nicht übersteigt. Mit einer Datenbasis von bis zu 15.000
Unternehmen pro Jahr stellt das KfW-Mittelstandspanel die einzige repräsentative
Erhebung im deutschen Mittelstand und damit die wichtigste Datenquelle für
mittelstandsrelevante Fragestellungen dar. Die aktuellen Analysen des
Nachfolge-Monitorings stützen sich auf Daten von ca. 4.600 Unternehmen, die in
der jüngsten 19. Welle des KfW-Mittelstandspanels erstmals teilgenommen haben
(Befragungszeitraum: 15.02.2021-25.06.2021). Der KfW-Gründungsmonitor basiert
auf Angaben von 50.000 zufällig ausgewählten, in Deutschland ansässigen
Personen. Sie werden jährlich im Rahmen einer repräsentativen
Bevölkerungsbefragung interviewt (die hier ausgewertete Welle wurde im zweiten
Halbjahr 2020 erhoben). Gründer werden dabei breit erfasst: Voll-/Nebenerwerb,
Freiberuf/Gewerbe, Neugründung/Übernahme usw. Der KfW-Gründungsmonitor liefert
damit ein repräsentatives Bild der gesamten Gründungstätigkeit in Deutschland.

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