Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Ist die Stimmung besser als die Lage? Mit Blick auf die deutsche Fußballnationalmannschaft wird sich diese Frage kaum vor dem Achtelfinale am nächsten Wochenende beantworten lassen. Und außerdem - es ist nur Fußball. Mit Blick auf die deutsche Volkswirtschaft stellt sich diese Frage schon etwas drängender: Reihenweise werden derzeit die Wachstumsprognosen angehoben, obwohl doch der Start ins zweite Quartal eher schwach ausgefallen ist.

Vor diesem Hintergrund ist es interessant, dass Volkswirte einen Anstieg des wichtigsten deutschen Konjunkturindikators, des Ifo-Geschäftsklimaindex, erwarten, obwohl Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes und der ZEW-Index enttäuscht haben. Aufklärung gibt es hier aber deutlich vor dem nächsten Wochenende, nämlich am Montag (10.00 Uhr), wenn das Ifo-Institut die Zahlen für Juni veröffentlicht.


   Ifo-Geschäftsklimaindex steigt Juni leicht 

Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex auf 89,6 (Mai: 89,3) Punkte gestiegen ist, nachdem er zuvor entgegen den Erwartungen nur stagniert hatte. Andere Indikatoren haben im Vorfeld ein durchwachsenes Bild der Konjunktur gezeichnet. In der Industrie gibt es Anzeichen einer Erholung von niedrigem Niveau, wobei Produktion und Auftragseingang im April sanken. Der Dienstleistungssektor läuft ganz gut, und die Einzelhandelsumsätze sind im April gestiegen.

Aber: Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Investoren erhobene Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage ist zurückgegangen. Gleiches gilt für die Einkaufsmanagerindizes von Industrie und Dienstleistungssektor. Belastend wirkt derzeit neben der allgemeinen Unsicherheit der zumindest vorübergehend unterbrochene Rückgang der Inflationsraten und die entsprechend gedämpften Zinssenkungserwartungen an die Europäische Zentralbank (EZB).


   Nationale Daten deuten auf leichten Inflationsrückgang im Juni 

Mit besonderen Interesse verfolgen Analysten daher jede Veröffentlichung von Verbraucherpreisdaten. Für Juni scheint sich ein leichter Inflationsrückgang anzudeuten. Jedenfalls erwarten Volkswirte, dass die Teuerungsrate in Frankreich leicht zurückgegangen ist, während für Spanien und Italien leichte Anstiege erwartet werden. Die Daten werden alle am Freitag, um 8.45, 9.00 und 11.00 Uhr veröffentlicht. Deutsche Verbraucherpreisdaten kommen erst in der Folgewoche, am 1. Juli und Euroraum-Daten einen Tag später.


   PCE-Inflation in den USA lässt im Mai nach 

Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Mai nachgelassen haben. Analysten erwarten, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator), das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, auf dem Niveau des Vormonats stagniert hat und um 2,6 (April: 2,7) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lag. Zuvor hatte der Index drei Monate in Folge um monatlich 0,3 Prozent zugelegt. Für den Kern-PCE-Index (ohne Energie und Nahrungsmittel) wird ein Anstieg um 0,1 (April: 0,2) Prozent auf Monats- und 2,6 (2,8) Prozent auf Jahressicht prognostiziert. Das Bureau of Economic Analyses (Bea) veröffentlicht die Daten am Freitag (14.30 Uhr).

Andere wichtige Termine in der Woche: Deutsche Einzelhandelsumsätze Mai (Freitag, 8.00 Uhr), GfK-Konsumklimaindex (Mittwoch, 8.00 Uhr), Geldmenge und Kreditvergabe im Euroraum (Donnerstag, 10.00 Uhr) sowie Zinsentscheidungen in Schweden (Donnerstag, 9.30 Uhr) und der Türkei (12.00 Uhr) und die Verbraucherpreise des Großraums Tokio (Freitag, 1.30 Uhr).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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June 21, 2024 09:56 ET (13:56 GMT)