Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Erwartungen von Unternehmen und Konsumenten fahren Achterbahn. War nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und dem nachfolgenden Anstieg von Inflation und Unsicherheit alles "doom & gloom" und keine Prognose pessimistisch genug, geht es nun seit einiger Zeit in die Gegenrichtung: Der Winter war bisher entgegen den Befürchtungen mild, die Gaspreise sinken, die Erzeugerpreise desgleichen, die Füllstände der Gasspeicher steigen, und das Geschäftsklima erholt sich. So endete das alte Jahr, und so dürfte das neue Jahr starten: Für Einkaufsmanagerindizes und Ifo-Geschäftsklima werden Zuwächse erwartet. Die Woche bietet außerdem wichtige US-Daten.


   Ifo-Geschäftsklima hellt sich im Januar erneut auf 

Das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft dürfte sich zu Jahresbeginn erneut aufgehellt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex im Januar auf 90,1 (Dezember: 88,6) Punkte gestiegen ist. Es wäre der vierte Anstieg in Folge.

In den vergangenen Monaten ist die Aufwärtsbewegung vor allem von der Erwartungskomponente getragen gewesen. Darin dürfte vor allem die zunehmende Zuversicht zum Ausdruck gekommen sein, dass es nicht zu einer Gasrationierung für die Wirtschaft kommen würde. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage hatte sich im Dezember erstmals seit Mai verbessert.

Für Januar wird erneut ein Anstieg beider Komponenten erwartet: Der Lageindex soll den Prognosen zufolge auf 94,9 (94,4) Punkte steigen und der Erwartungsindex auf 85,0 (83,2) Punkte. Das Ifo-Institut veröffentlicht die Zahlen am Mittwoch (10.00 Uhr).

Einen Hinweis auf die Entwicklung des Ifo-Index könnten am Montag die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) liefern. Für den Industrie-PMI wird ein Anstieg auf 47,9 (47,1) Punkte prognostiziert und für den Dienstleistungs-PMI ein Zuwachs auf 49,5 (49,2) Punkte. S&P Global veröffentlicht die Daten um 9.30 Uhr, um 10.00 Uhr kommen die Euroraum-PMIs.


   PCE-Inflation sinkt auch im Dezember 

Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Dezember weiter abgenommen haben. Nachdem die an den Verbraucherpreisen gemessene Teuerung auf 6,5 (7,1) Prozent zurückgegangen ist und die Kernteuerung auf 5,7 (6,0) Prozent, rechnen Analysten mit einer entsprechenden Entwicklung beim Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator). Für den PCE-Deflator werden eine monatliche Stagnation und eine Jahresteuerung von 5,0 (5,5) Prozent prognostiziert und für den Kern-PCE-Deflator Zuwachsraten von 0,3 und 4,4 (4,7) Prozent.

Die US-Notenbank schenkt diesem Inflationsindikator mehr Beachtung als den Verbraucherpreisen, was ihm - vor allem im aktuellen Umfeld hochfliegender Börsenkurse - auch die Aufmerksamkeit der Anleger sichern dürfte. Das Bureau for Economic Analyses (Bea) veröffentlicht die Daten am Freitag (14.30 Uhr).


   US-Wirtschaft schwächer - Rezession in Sicht 

Jüngste Daten haben den Eindruck verstärkt, dass sich die US-Wirtschaft abschwächt, während die US-Notenbank die Zinssätze erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Das Job- und Lohnwachstum hat sich im Dezember verlangsamt, der Handel der USA mit dem Rest der Welt ist im November deutlich zurückgegangen, und die Verkäufe bestehender Häuser sind seit zehn Monaten in Folge gesunken. S&P Global senkte seine Schätzung für das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal um 0,5 Prozentpunkte auf eine annualisierte Rate von 2,3 Prozent.

Im dritten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,2 Prozent gewachsen. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession abrutschen wird, obwohl es eine vorsichtige Hoffnung gibt, dass die Fed durch eine moderatere Inflation davon abgehalten werden könnte, ihren Leitzins über den prognostizierten Höchstwert von rund 5 Prozent zu erhöhen.

(Mitarbeit: Andreas Plecko)

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 20, 2023 10:06 ET (15:06 GMT)