Berlin (Reuters) - Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) traut der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr kein Wachstum zu.

Das Bruttoinlandsprodukt werde lediglich stagnieren, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Frühjahrsprognose. Im Dezember war sogar noch ein Minus von 0,3 Prozent erwartet worden. Die Wirtschaftsweisen, das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) und andere Forscher rechnen dagegen mittlerweile mit einem kleinen Plus. Für 2024 geht das IMK von einem Wachstum von 1,2 Prozent aus.

Zwar sei die Unsicherheit angesichts des Krieges in der Ukraine, der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China sowie der Finanzmarktturbulenzen nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Krise der Credit Suisse sehr groß. Gleichzeitig hätten sich die Aussichten aber seit Ende vorigen Jahres deutlich aufgehellt. Eine sich erholende Weltwirtschaft, die hohen Auftragsbestände in der Industrie sowie der langsam anlaufende Umbau zu einer CO2-neutralen Wirtschaft stützten die Konjunktur.

Die Inflationsrate dürfte im Jahresdurchschnitt mit 5,3 Prozent auf hohem Niveau verharren. Erst 2024 werde die Teuerungsrate voraussichtlich mit 2,4 Prozent wieder deutlich näher am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen. Mit Verweis auf ihre Prognose eines nachlassenden Preisdrucks sieht das IMK aktuell keinerlei Bedarf für weitere Zinserhöhungen durch die EZB. Im Gegenteil: "Die Wirtschaft weiter zu dämpfen, um das Inflationsziel ein halbes Jahr früher zu erreichen, wäre angesichts der Risiken für die Konjunktur, die Finanzmarktstabilität und die klimapolitisch erforderlichen Investitionen nicht zu rechtfertigen", so die IMK-Experten.

Die geringe konjunkturelle Dynamik bremst der Prognose zufolge den Anstieg der Beschäftigung. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte demnach im laufenden Jahr um 0,7 Prozent zulegen. Bei den Arbeitslosenzahlen prognostiziert das IMK einen Anstieg um knapp 100.000 Personen auf knapp 2,52 Millionen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)