Berlin (Reuters) - Sinkende Energiepreise haben die Inflation in Deutschland im Januar auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren gedrückt. Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag eine frühere Schätzung bestätigte. Eine geringere Teuerungsrate gab es zuletzt im Juni 2021 mit 2,4 Prozent, im Dezember 2023 lag sie noch bei 3,7 Prozent. "Die Preissituation bei den Energieprodukten entspannt sich sichtlich und der Preisauftrieb für Nahrungsmittel verlangsamt sich weiter", begründete die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, den nachlassenden Inflationsdruck.

Experten gehen davon aus, dass die Teuerung weiter nachlassen wird. Wie stark, hänge vor allem von den Dienstleistungspreisen ab, sagte Volkswirt Sebastian Becker von Deutsche Bank Research: "In diesem Bereich könnten die hohen Lohnabschlüsse für einen anhaltend hohen Preisdruck sorgen." Viele Unternehmen dürften versuchen, gestiegene Personalkosten an ihre Kunden weiterzugeben. Das Ifo-Institut rechnet für 2024 nur noch mit einer Teuerungsrate von 2,2 Prozent, nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr. Allerdings dürfte der Rückgang holprig verlaufen, wollen doch mehr konsumnahe Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Preise erhöhen, wie die Ifo-Forscher bei ihrer Umfrage herausfanden.

OLIVENÖL DEUTLICH TEURER

Energie verbilligte sich im Januar um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat - trotz wegfallender Energiepreisbremsen und der CO2-Preiserhöhung von 30 auf 45 Euro pro Tonne. Haushaltsenergie kostete 3,4 Prozent weniger als im Januar 2023, während Kraftstoffe wie Benzin um 2,0 Prozent günstiger zu haben waren. Feste Brennstoffe (-13,9 Prozent), Heizöl (-9,3 Prozent), Strom (-6,8 Prozent) und Erdgas (-6,2 Prozent) kosteten ebenfalls weniger. Fernwärme verteuerte sich dagegen binnen eines Jahres um 13,3 Prozent.

Preistreiber blieben erneut Nahrungsmittel: Sie verteuerten sich um 3,8 (Dezember: +4,5) Prozent. Vor allem für Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+10,7 Prozent) mussten die Verbraucher mehr hinblättern als im Januar 2023. Auch für Obst (+10,2 Prozent) und für Gemüse (+8,0 Prozent) sowie für Brot und Getreideerzeugnisse (+5,4 Prozent) mussten sie spürbar mehr bezahlen. Dagegen waren Molkereiprodukte (-4,6 Prozent) sowie Speisefette und Speiseöle (-9,1 Prozent) günstiger zu haben. Hier verbilligten sich etwa Sonnenblumenöl, Rapsöl und Ähnliches (-21,6 Prozent) sowie Butter (-17,5 Prozent), während Olivenöl (+46,0 Prozent) deutlich teurer wurde - auch wegen Ernteausfällen infolge von Trockenheit in Südeuropa.

Dienstleistungen kosteten 3,4 (Dezember: +3,2) Prozent mehr. Dabei zogen die Gaststättenpreise um 6,6 Prozent an. In der Gastronomie wird seit Jahresbeginn wieder die alte Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig, nicht mehr die zeitweise herabgesetzte von sieben Prozent. Es könnte sein, dass dies "erst nach und nach auf die Endkunden umgelegt wird und uns große Teile dieses Preiseffekts daher erst noch bevorstehen", sagte Ökonom Becker. Die Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - gab von 3,5 auf 3,4 Prozent nach.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)