Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Dezember binnen Jahresfrist nur noch um 1,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. Damit wurde eine erste Schätzung bestätigt. Noch im November hatte die Inflationsrate mit 1,9 Prozent im Zielbereich der EZB gelegen, die knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft anpeilt. Der Rückgang kommt für sie höchst ungelegen, zumal sich auch das Wachstum im Währungsraum zuletzt merklich abgekühlt hat.

Zwar sorgte Energie weiterhin für den stärksten Preisauftrieb. Doch die Preise stiegen hier mit 5,4 Prozent deutlich geringer als noch im November mit 9,1 Prozent. Verarbeitete Lebensmittel einschließlich Alkohol und Tabak verteuerten sich um 1,7 Prozent. Auch hier war der Preisauftrieb im November mit 2,0 Prozent noch stärker. Dienstleistungen verteuerten sich um 1,3 Prozent. Die von der EZB stark beobachtete Kerninflation, in der schwankungsreiche Preise für Energie und unverarbeitete Lebensmittel ausgeklammert sind, lag wie im November bei 1,1 Prozent. Schon seit Monaten pendelt das Maß um diesen Wert.

Da zuletzt auch die Konjunkturdaten merklich schwächer ausfielen haben viele Volkswirte inzwischen ihre Prognosen für die Zinswende deutlich nach hinten verschoben. An der Börse wird damit aktuell nicht mehr vor 2020 gerechnet. Aus Sicht von Notenbank-Direktor Yves Mersch muss die EZB wegen der mauen Konjunkturdaten aber nicht an ihrem Kurs rütteln. Die Verlangsamung des Wachstums sei erwartet worden. Seine Direktoriumskollegin Sabine Lautenschläger hält eine Zinserhöhung im laufenden Jahr immer noch für möglich. "Ich werde auf die im März kommenden Projektionen warten, bevor ich meine Sicht ändere", sagte sie dem Magazin "Politico". Die EZB-Volkswirte werden zur Zinssitzung am 7. März überarbeitete Konjunkturprognosen vorlegen.

Die Euro-Wächter hatten im Dezember ihre auf über 2,6 Billionen Euro angeschwollenen Wertpapierkäufe eingestellt, mit denen sie für mehr Preisauftrieb sorgen wollten. Inzwischen werden nur noch auslaufende Papiere wieder ersetzt. Dennoch bleibt die Geldpolitik sehr locker. Ihre Leitzinsen wollen sie noch bis mindestens über den Sommer hinaus nicht erhöhen. Der Schlüsselsatz liegt bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Die Notenbank hatte zuletzt im Jahr 2011 ihre Leitzinsen erhöht.